Eichstätt
Der Bahnhof als "Willkommensraum"

Förderverein Stadtmuseum stellt Idee für ein "Statt-Museum" mit Café vor - Hueber: Niederschwellig und trotzdem anspruchsvoll

20.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:34 Uhr
Diese Skizze aus der Feder des Künstlers Stefan Weyergraf mit historischem Mobiliar aus Eichstätter Beständen und angedeuteten Exponaten verdeutlicht eine mögliche Variante einer zukünftigen Stadtmuseumsidee im Bahnhofsgebäude. −Foto: Weyergraf

Eichstätt (EK) Die Zeichen standen auf Innovation und Neuerung bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins Stadtmuseum Eichstätt: Vorsitzende Beate Hueber präsentierte die Idee eines "Statt-Museums", welches im Bahnhofsgebäude untergebracht werden könnte.


Sie stellte einen laut ihren Worten "alternativen und gleichzeitig realisierbaren" Vorschlag vor, wodurch sich die Einrichtung eines alternativen Stadtmuseumsmodells gestalten ließe. Als Vorbild diene hier das "Little Museum" in Dublin, so Hueber, welches die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger an der Darstellung der Stadtgeschichte zum Ziel habe und das durch eine Mischung aus behaglichem Wohnzimmerflair und einer bewusst zufällig arrangierten historischen Galerie jährlich mehr als 100000 Besucher anziehe. Genau dieses Konzept, nämlich niederschwellige, aber dennoch einfallsreiche historische Information aus der Mitte der Bürgerschaft, kombiniert mit einem gewissen Wohnfühlambiente, möchte der Förderverein im Bahnhofsgebäude umsetzen.
Hueber machte deutlich, dass das Bahnhofsgebäude im Gefüge der Spitalstadt eine exponierte Position einnehme und gleichzeitig eine Gegenwelt zum funktionalen Ambiente der Spitalstadt darstelle. Die ansprechende klassizistische Architektur mit den hohen Bogenfenstern schaffe ein weites, lichtes und zugleich auch anspruchsvolles Raumgefühl, das sich ideal zur Präsentation von Stadtthemen in Kombination mit einem Café eigne.

Hueber führte weiter aus, man könne hier grundsätzlich einen Willkommensraum im Eingangsbereich der Stadt schaffen, der Stadtthemen formuliert und die ankommenden Touristen - und auch die Einheimischen - mit entsprechenden Informationen, Bildern und Events ganz unkonventionell "beschenkt".

Als Plattform würde sich am besten das Ambiente eines Cafés eignen, das als Präsentationsraum für die Stadt dient und offen für aktuelle, historische und zukünftige, kulturelle, wirtschaftliche sowie stadtplanerische Themen der Stadt sein könnte. Geschichte, Gastfreundschaft und Stadtgespräch würden so in einem "Stadtraum" Heimat finden.
Auch die Finanzierung eines Bahnhofsumbaus über Fördergelder wäre laut Hueber machbar. Ein 2018 aufgelegtes Programm der Städtebauförderung ("Innen statt Außen"), das 80 Prozent der förderfähigen Kosten übernimmt, lässt neben Zuschüssen des Denkmalschutzes, des Bezirks, der Leader LAG und von Kulturstiftungen eine für die Stadt gewinnbringende Nutzung des Bahnhofs denkbar erscheinen. Auch die KfW will erstmals Kredite mit Negativzinsen an bauende Kommunen vergeben, so dass hier sogar ein Plus für die Stadt verbuchbar wäre.
Hueber verdeutlichte die Idee anhand verschiedener Skizzen aus der Feder des Künstlers Stefan Weyergraf, auf denen historisches Mobiliar aus Eichstätter Beständen mit Bildern und Exponaten aus der hiesigen Stadtgeschichte zu sehen ist. Vitrinen bergen dabei allerhand Kuriositäten und fungieren sozusagen als Wunderkammer.

Auch die Höhe des Raumes könnte mit Themen der Freizeitgestaltung im Naturpark Altmühltal wie Wandern, Radfahren, Wasser- und Luftsport bespielt werden. Der Besucher würde sich also in einem originalen, aus der Bürgermitte heraus entwickelten, stadttypischen Flair wiederfinden, das gleichzeitig eine Wohlfühlatmosphäre vermittelt, so Hueber. Mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen und Installationen, die der Verein oder andere interessierte Gruppen übernehmen könnten, ließe sich somit eine anregende Stadtmuseumsidee realisieren: niederschwellig und trotzdem anspruchsvoll und vor allem als Gewinn für die Stadt.

In ihrem Rückblick im Rahmen der Versammlung erinnerte Hueber ferner daran, dass der Förderverein im vorigen Jahr eine Spende von 10 000 Euro für die Stampferkrippe an die Stadt übergeben habe, mittels derer man den Anstoß zur Restaurierung der Figuren geben konnte. Zudem seien vom Verein professionelle Fotos von den Krippenfiguren in Auftrag gegeben worden, die auch dieses Jahr wieder den Rotary-Kalender zieren. Hueber verwies ebenso auf das Projekt "Schau. Fenster. Tour", das Highlights der Geschichte Eichstätts im Stadtzentrum präsentiert. Neben fest installierten Inszenierungen am Domplatz zu Willibald, der Barockstadt sowie dem modernen Eichstätt finden sich derzeit Wechselausstellungen über die städtische Wasserversorgung, den Jurastein, den Bahnanschluss und den berühmten Gelehrten Ignaz Pickl am Marktplatz in den Schaufenstern der Katholischen Universität sowie der Zinngießerei Eisenhart. Verschiedenste Leihgaben zahlreicher Eichstätter lassen dabei Stadtgeschichte(n) lebendig werden (wir berichteten).