Eichstätt
Dauerkampf mit Leerständen in Eichstätt

Standortbeauftragte Beate Michel legt Jahresbericht vor – „Dynamik in der Innenstadt“

19.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:11 Uhr

„Miete mich!“: Auch die ehemalige Geschäftsstelle des EICHSTÄTTER KURIER Ecke Marktplatz/Westenstraße steht leer. Die Redaktion ist aber nach wie vor im ersten Stock zu finden. Foto: Knopp

Von Jürgen Knopp

Lust auf ein historisches Postgebäude? Das 455 Quadratmeter große Parterre des geschichtsreichen Gebäudes steht für eine neue Nutzung zur Verfügung, ist in der Immobilienbörse der Stadt Eichstätt zu lesen. Die Online-Börse wird von der Standortbeauftragten Beate Michel betreut, die jetzt ihren Jahresbericht 2021 dem Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten vorlegte. Darin spielt der Dauerkampf mit Leerständen eine zentrale Rolle.

Die ehemalige Post ist eines von insgesamt elf Angeboten, die aktuell in der Immobilienbörse zu finden sind. Mietpreis übrigens nach Vereinbarung. Daneben sind noch drei Gastronomiebetriebe zu haben und unter anderem in „attraktiver 1a-Lage“ die frühere Geschäftsstelle des EICHSTÄTTER KURIER.



Beate Michel sprach aber auch von einer gewissen Dynamik. So konnte sie zwölf neue Nutzungen mit teils innovativen Ansätzen registrieren: etwa das Oaktown Office am Domplatz oder die Organic Garden Eatery in der Ostenstraße. Alteingesessene Einzelhändler wie Sport Neumüller wiederum hätten sich durch einen Umzug – in diesem Fall in die Marktgasse – verbessert. In solchen Fällen können die Geschäftsleute beziehungsweise Existenzgründer mit Mietzuschüssen der Stadt rechnen: Neben den bereits oben genannten Betrieben kamen beispielsweise der Unverpackt-Laden, der Höllbräukeller, Elektro Köberl oder der Stoffladen in den Genuss dieser Förderung. Das Budget für 2022 sei schon nahezu ausgeschöpft, mahnte Michel.

Und was tun mit den hartnäckigen Leerständen? Hierfür gibt es bereits seit sieben Jahren das Projekt „Leergut“ mit Zwischennutzungen der betreffenden Flächen. Sieben waren es im vergangenen Jahr: darunter die „alternativen Adventsmärkte“ im Bummerlbräu und im Domcafé und die Ausstellung der Stampferkrippe in der Westenstraße. Ansonsten seien die „Leergut“-Projekte zum überwiegenden Teil künstlerisch geprägt – meist durch offene Ateliers.

Aus der Sitzung

Eine weitere „Baustelle“, die Beate Michel zu beackern hat, sind die sogenannten baustellenbegleitenden Maßnahmen. Prominentester Kandidat im vergangenen Jahr war der Neubau des Herzogstegs. Hierfür wurden aufwendig Umleitungsschilder, Banner mit historischen Informationen und Orientierungsstelen gestaltet. Derzeitige Herausforderung ist die Sanierung der Pfahlstraße: Mit entsprechenden Wegweisern sollen die Kunden trotz Baustelle zu den dortigen Geschäften gelotst werden. Ansonsten beschäftigte sich die Standortbeauftragte in Kooperation mit der Tourist-Info mit dem Projekt „Hortus in der Stadt“, bei dem bekanntermaßen Pflanzen aus dem Hortus Eystettensis Plätze und Wege in der Innenstadt „in Szene setzen“. Wobei prompt ein Rüffel von Susanne Reuter (Grüne) kam: Die „Obi-Töpfe“ auf dem Residenzplatz seien dessen Würde nicht angemessen. Und schließlich ging es noch um die Schwerpunkte des Sonderfonds „Innenstädte beleben“: Hier führte Beate Michel unter anderem die Adventsillumination des Stadtbahnhofs, die Gutscheinaktion „ikaufdahoam“, das Kinder- und Jugendfest von Pro Eichstätt und die „Hall of Fame“, die neue Graffiti-Wand am Skaterplatz, an.

Einhellig gab der Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten eine Beschlussempfehlung für den Stadtrat ab, dem geplanten Verbund der Volkshochschulen Eichstätt und Ingolstadt in seiner nächsten Sitzung zuzustimmen. Wie schon ausführlich berichtet, streben die beiden Einrichtungen eine Zusammenarbeit an. Dabei solle die VHS Eichstätt „kein Blinddarm“ der ungleich größeren VHS Ingolstadt werden, so Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) auf Nachfrage aus dem Gremium. Vielmehr handle es sich um einen „Transfer von Wissen und Know-how auf Augenhöhe“. Grienberger betonte explizit, dass die Volkshochschule „unglaublich wichtig“ für den Bildungsstandort Eichstätt sei. Der Verbund soll auch neue Fördergelder generieren, nachdem die Eichstätter VHS wegen ihrer zu geringen Größe aus dem Bayerischen Volkshochschulverband geworfen wurde.

EK