Eichstätt
"Dann kommt er halt zu uns"

Wolf im Landkreis: Jäger sehen's entspannt, Schäfer eher weniger - Immer noch leise Zweifel

30.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:04 Uhr
Siedelt sich ein Wolf (hier ein Symbolbild) im Landkreis Eichstätt an? Diese Möglichkeit löst bei Jägern nicht unbedingt Aufregung aus, bei Weidetierhaltern ist die Situation dagegen eine andere. −Foto: Carsten Rehder/dpa

Eichstätt - Die Nachricht, dass möglicherweise ein Wolf im Landkreis Eichstätt umherstreift, löst unterschiedliche Reaktionen aus.

Bei der Jägerschaft herrscht zwar nicht gerade Begeisterung, dafür aber eine gewisse Gelassenheit vor. Weidetierhalter sind dagegen durchaus beunruhigt. Außerdem existieren nach wie vor Zweifel, ob es sich bei dem Tier, das am 18. Juni im großflächigen Waldgebiet Saupark zwischen Eichstätt und Wellheim in die Fotofalle getappt ist, tatsächlich um einen Wolf handelt.

"Mei, dann kommt er halt zu uns", gibt sich der Vorsitzende des Jagdschutz- und Jägervereins Eichstätt, Franz Loderer, recht entspannt. In Jubelschreie bricht er freilich nicht aus angesichts der "Konkurrenz": "Wenn es so ist, müssen wir eben mit dem Wolf leben." "Notgedrungen", fügt er noch an. Aber ist das schmächtige Tier, das vor die Wildkamera gelaufen ist, wirklich ein Wolf? Loderer beschleicht nach wie vor leise Skepsis: Ganz so "eindeutig" wie das Landesamt für Umwelt das Tier identifiziert habe, sei das für ihn nicht. Loderer hält es nicht für ausgeschlossen, dass man es hier mit einem Goldschakal, einer eng mit dem Wolf verwandter Art der Hunde, zu tun haben könnte.

Schäfer Alfred Eichhorn aus Schernfeld ist ziemlich beunruhigt über einen möglichen Wolf quasi unmittelbar in seiner Nachbarschaft. Eine seiner beiden Herden ist bei Dollnstein in der Nähe des Sauparks stationiert: "Der Wolf braucht bloß über die Altmühl rüberkommen...", befürchtet Eichhorn Unheil. Die Schafe seien zwar durch einen Elektrozaun und Herdenschutzhunde gesichert, aber ob das langt, sei ungewiss: Der Wolf könne die Herde in Panik versetzen und sie aus der Umzäunung heraustreiben. Entsprechende Beispiele gebe es ja von anderswo. Abwarten ist vorerst Eichhorns Devise, der sich aber schon Gedanken über weitere Schutzmaßnahmen macht. Hierbei kann er auf staatliche Unterstützung hoffen, sollte der Landkreis tatsächlich zum "Wolfsgebiet" erklärt werden. Dafür müsste der Wolf allerdings über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten in der Gegend nachgewiesen werden.

Jürgen Knopp