Hofstetten
Schlägerei am Fußballplatz

Das A-Klassen-Spitzenspiel Hofstetten gegen Lenting ist nach dem Abpfiff eskaliert

01.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:28 Uhr
"Rudelbildung" nach dem Abpfiff: Das Heimspiel der SpVgg Hofstetten gegen den TSV Lenting endete in einer Schlägerei. −Foto: Foto: Reinhard Zikeli

Eichstätt/Hofstetten (EK) In einer massiven Schlägerei mit mindestens fünf Verletzten und bisher zwei polizeilichen Anzeigen wegen Körperverletzung endete das A-Klassen-Spitzenspiel der SpVgg Hofstetten gegen den TSV Lenting am Sonntagnachmittag in Hofstetten. Ein halbes Dutzend Augenzeugen aus beiden Lagern berichten am Telefon auch am Tag danach noch hörbar erschüttert von "extremer Brutalität".

Den genauen Hergang der Auseinandersetzung, die von Zeugen gegenüber unserer Zeitung als "Massenschlägerei" geschildert wird, muss die Polizei, die selbst ebenfalls von einer "größeren Schlägerei" berichtet, nun in aufwendigen Zeugenvernehmungen noch rekonstruieren. Der stellvertretende Inspektionsleiter Jürgen Hauke rechnet damit, dass sich sowohl die Zahl der Geschädigten als auch die der Beschuldigungen im Zuge der weiteren Ermittlungen noch erhöhen könnte. Bis Montag Nachmittag waren der Polizei fünf Geschädigte - drei Lentinger und zwei Hofstettener - bekannt, sowie zwei Beschuldigte - aus jedem Lager jeweils einer: "Ich gehe aber davon aus, dass es dabei wohl nicht bleiben wird", so Hauke auf Nachfrage unserer Zeitung. Denn als die Besatzungen der beiden Polizeistreifenwagen, eine aus Eichstätt und eine aus der benachbarten Ingolstädter Inspektion, von Lentinger Seite aus alarmiert auf dem Fußballplatz in Hofstetten eintrafen, hatte sich die Szenerie schon wieder beruhigt, sowohl der Schiedsrichter der Partie als auch einige der mutmaßlich Beteiligten waren nicht mehr anzutreffen.

Deshalb wird die Polizei nun in den nächsten Tagen eine ganze Reihe von Zeugen vorladen müssen. Auslöser war nach ersten Ermittlungserkenntnissen der Polizei vermutlich der Tritt eines Hofstetteners auf den bereits im Spiel durch ein Foul verletzten Fuß eines Lentingers nach dem Abpfiff. Danach eskalierte die offenbar schon zuvor sehr angespannte Situation, Zeugenaussagen zufolge, die auch bereits bei der Polizei zu Protokoll gegeben wurden, soll zumindest ein Spieler mit stollenbewehrten Fußballschuhen an den Füßen einen am Boden liegenden Gegner an den Kopf getreten haben.

Namentlich wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung noch kein Verantwortlicher der beiden beteiligten Vereine zum Hergang dieser Schlägerei äußern, da neben den polizeilichen Ermittlungen und der strafrechtlichen Relevanz ja auch noch sportgerichtliche Folgen zu erwarten sind. Deshalb werden beide Vereine in den nächsten Tagen dazu noch schriftliche Stellungnahmen vorbereiten.

Allerdings reicht ein Blick auf die Spielstatistik, um zu sehen, dass es wohl schon vor dem Abpfiff vor 80 Zuschauern recht "ruppig" zugegangen ist: Insgesamt 8 gelbe Karten - vier für Hofstetten und vier für Lenting -, sowie zwei gelb-rote Karten für Hofstetten stehen in der Bilanz dieses Spitzenspiels in der A-Klasse, das Lenting letztlich mit 1:0 für sich entschieden hat. Lenting bleibt damit Spitzenreiter in der Tabelle, Hofstetten fällt vom dritten auf den vierten Platz zurück. Dieses Ergebnis war am Montag jedoch für keinen der befragten Beteiligten wirklich von Bedeutung.

Kommentar

Was genau da nun an diesem Sonntagnachmittag in Hofstetten konkret passiert ist, wird jetzt die Polizei zu klären haben. Unvorstellbar, was da noch alles hätte passieren können, wenn tatsächlich ein Fußballer mit Stollen voraus auf den Kopf eines am Boden liegenden Gegners zuspringt. Dass solche Brutalitäten nicht mit Schlimmerem als blauen Flecken, Schürfungen und aufgeplatzten Augenbrauen enden und kein Rettungswagen zum Einsatz kommen muss, ist pures Glück. In seiner Brutalität mag dieser Sonntagnachmittag in Hofstetten – hoffentlich – ein Einzelfall gewesen sein.

Allerdings wird der Ton auf den Fußballplätzen gerade der unteren Ligen offenbar wirklich zunehmend ruppiger – auf dem Platz und am Spielfeldrand: Schiedsrichter und Spieler müssen sich immer wieder aufs Übelste beschimpfen lassen, auch so mancher Funktionär, der jede freie Minute ehrenamtlich für seinen Verein arbeitet, fragt sich angesichts mancher verbaler Entgleisungen: Warum tue ich mir das eigentlich noch an?

Klar ist: Emotionen gehören zum Fußball, das macht für Spieler und Zuschauer ja den Reiz an der Sache aus. Es muss auch nicht jeder Halbsatz, der da im Eifer des Gefechts auf oder neben dem Platz gerufen wird, politisch völlig korrekt sein. Wenn aber die Leidenschaft – warum auch immer – in blinde Wut umschlägt, dann muss Einhalt geboten werden. Wüste Beleidigungen haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen – und Schläge und Tritte noch viel weniger.

Eva Chloupek