Eichstätt
Pure "Aerodramatik"

Deutschlands Kunstflugelite beim Eichstätter Fliegerfest

27.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:21 Uhr

−Foto: Reichmeyer

Eichstätt (EK) So etwas hat der Eichstätter Flugplatz wirklich noch nie erlebt: Die Créme de la Créme des Deutschen Motorkunstflugs gab sich am Samstag auf dem Fliegerfest ein Stelldichein, um erstmals die "German Freestyle Challenge" auszutragen.

Die Idee für dieses Event der Superlative hatte Franz Eckerle aus Beilngries, der schon immer sein größtes Hobby einem großen Publikum präsentieren wollte: "Die Meisterschaften haben immer so wenige Zuschauer", bedauerte der Beilngrieser Unternehmer, der 2016 die deutsche Meisterschaft in der Klasse "Intermediate" gewann. Er begeisterte den Luftsportverband Bayern (LVB) und auch den Eichstätter Fliegerclub für seine Idee.

Und auch die flugsportaffinen Zuschauer ließen sich nicht lange bitten und liefen, fuhren und flogen von Nah und Fern auf die Waschette, um miteinander und live das ganze Wochenende eine Wahnsinnsshow zu erleben. Bereits vor dem Mittagessen zeigten die acht mit einem ganzen Tross des LVB angereisten Kunstflugpiloten - fast durchwegs Deutsche Meister ihrer Klasse - schier atemberaubende und wenig magenfreundliche Kunstflugfiguren. "Das ist einfach pure Aeorodramatik"; dieser Spruch wurde am Samstag zum geflügelten Wort.

Uli Federl, seit Jahrzehnten die "Stimme" des Fliegerfestes, erhielt am Samstag Unterstützung von Jörg Lohmann. Mit sonorer Bassstimme, mit schier unerschöpflichem Wissen zu Piloten und "Flugmaterial" brachte der Stuttgarter Kunstfluglehrer seine eigene Flugbegeisterung an Hunderte von aufmerksamen Besuchern.
Der Eindruck, dass die rasenden Piloten keine Konkurrenten, sondern eher wie eine riesengroße Familie sind, drängte sich beim Beobachten des Geschehens auf dem Vorfeld auf. "Wir treffen einander so oft. Da entstehen Freundschaften", erzählte Martin Albrecht aus Straubing, der amtierende Deutsche Meister der höchsten Kunstflugklasse, der seine Maschine zur Musik von ACDC quasi im ungebremsten freien Fall zur Erde sausen ließ, um sie dann sanft abzufangen.

Rund 80 Jahre Motorkunstflug lief im Zeitraffer in der "Kunstflugbox" ab. Dies ist ein gedachter Luftraum, den die Piloten nicht verlassen dürfen. Bernhard Drummer und Johann Harlander entführten mit ihren Bücker Jungmann und Jungmeister die Menschen in die 1930er-Jahre. Mit ihren offenen Doppeldeckern purzelten und wackelten sie fröhlich durch die Eichstätter Lüfte und zauberten zur Musik der Comedian Harmonists ein Lächeln auf jedes Gesicht.

Ganz anders die schnellen Extras, Suchois oder die Extrem Air, die allesamt atemberaubende Akrobatik zeigten. Die Zuschauer bestimmten zusammen mit zwei professionellen Schiedsrichtern über die Platzierung. Über eine App konnten sie über das Fortkommen abstimmen: Florian Bergér, das Eichstätter Gesicht des Motorkunstflugs, verwies schließlich Hansi Harlander und Heike Sauels - seit zwei Wochen eine "Kunstflugoma" - auf die Plätze.

"Interessant ist, dass die Schiedsrichter und das Publikum zu fast identischen Ergebnissen kamen", freute sich Franz Eckerle. Den meisten Applaus des Wochenendes erhielt - wenn wundert es - der Red Bull Air Race Pilot Bergér, dessen Flugkunst seine ehemaligen Fluglehrer am Boden wieder einmal zum Staunen brachte.

Dompfarrer Josef Blomenhofer zelebrierte am Sonntag zunächst die Bergmesse und segnete anschließend die zahlreichen Flugzeuge. Danach stieg er zu Franz Eckerle in die Kanzel und flog über das Altmühltal. "Einfach wunderschön", freute er sich. Obwohl Blomenhofer ein durchaus kunstflugerfahrener Passagier ist, verzichtete Eckerle diesmal darauf und so kam der Dompfarrer mit gesunder Gesichtsfarbe wieder sanft zum Erdboden zurück. Er strahlte um die Wette mit Flugplatzchef Erwald Lenk, der mit seiner Mannschaft zwei arbeitsreiche, aber gigantisch schöne Tage erlebte.

Denn auch der zweite Fliegerfesttag geizte nicht mit Höhepunkten: Die Pollenfelder Modellflieger demonstrierten ihre voll kunstflugtauglichen Maschinchen, die Waizenhofener Fallschirmspringer warfen sich aus der Pilatus Porter zur Erde und Florian Bergér zeigte auch am Sonntag sich und seine Evi, wie er seine knallrote Extra liebevoll nennt.

Barbara Reichmeyer