Eichstätt
Musik, Musik und nochmal Musik

Stadtkapellmeister i. R., Niederländer und Schnupfer Gerhard Julius Beck wird 75

22.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Gerhard Julius Beck im Jahr 1993 als Dirigent der Stadtkapelle. −Foto: Foto: Redl (Archiv)

Eichstätt (EK) Eine Krachlederne vom Format "g'standner Bayer", ein Schnupftabakglasl, die Trompete, ein Stift zum Notieren Eichstätter Anekdoten und die Bayernfahne vor der Haustür. Das sind Attribute eines Gerhard Julius Beck. Der Musiker, Lehrer aller Schularten und "Eichstätter mit Leib und Seele" wird an diesem Sonntag 75 Jahre alt.

Gewiss wird ihm "ein Heer" von ehemaligen Schülern, vor allem von einstigen und aktiven Musikanten, von Jagdhornbläsern und am lokalen Radio dem "Blechplauderer" freudig Lauschenden im Stillen oder in Wort und Schrift Glückwünsche darbringen. Er ist nicht nur mit "Tsching-bumm-trara" in die Musikgeschichte eingegangen, nein er weckte mit den "Smaragdia Spats",oder den "Julius Swingers" und etwa dem einschmeichelnden "Am Rio Negro" Gefühle in den Paaren auf der Tanzfläche. Bei den "Sausackschleifern" spielt er auch mit. Übrigens der "Julius" steht bei ihm im Taufzeugnis, den hat er von seinem Vater ererbt.

Wo soll man bei einem so ausgefüllten Lehrerleben anfangen und wo aufhören? Es lässt sich nicht alles ausführlich unterbringen. Also ganz von vorne: Geboren am 24. Juni 1943 im Eichstätter Westenviertel, Besuch der Katholischen Knabenschule, der Oberrealschule und Studium an der Pädagogischen Hochschule. Lehrer in Hofstetten und Hitzhofen, Studium der Sonderpädagogik in Pasing und Pädagoge in den Kinderdörfern Möhren und Marienstein bis 1983. Lehrer an der Realschule Rebdorf und am Gabrieli-Gymnasium. Die musikalische Laufbahn des Julius begann als Bub beim legendären Kapellmeister Hans Eichiner und dem Kammervirtuosen am Nationaltheater Gerd Zapf. Und so ist er seit 1957 Mitglied bei den "Eichiner Buam". Er lernte Saxophon, Klarinette, Waldhorn, Posaune, Gitarre, E-Bass, Querflöte, Schlagzeug und Jagdhorn. An der Bundesakademie in Trossingen erarbeitete er sich das Dirigenten-Zeugnis für Blasorchester und fügte seinem Lebenslauf die "Staatliche Anerkennung als Musiklehrer" hinzu. Musik dudelt bei den Becks am Heidingsfelderweg von früh bis spät. Meist Klassik.

Es kam die Gründung der Stadtkapelle 1984, in deren Folge Gerhard Julius Beck in 17 Jahren geschätzt weit über tausend jungen Leuten das Musizieren beibrachte. Er war auch Kapellmeister in Möckenlohe, Pollenfeld, Raitenbuch und Kipfenberg (mit Musikschule). Als die Stadtkapelle Neuburg ohne Kapellmeister dastand, sprang der Vollblutmusiker in der Nachbarstadt ein, er konnte gar nicht anders. Dazu kam das Engagement als Bezirkdirigent von Mittelbayern mit über 30 Kapellen und natürlich die Eichstätter Musikschule mit Einzel- und Gruppenunterricht. Beim Trägerverein mischt Julius im Vorstand mit und hat hier einen Traum: ein wirklich großzügiges Musikschulhaus für Eichstätt. Genannt werden muss unbedingt das Turmblasen und das oftmalige "Kraxeln" mit dem Instrument auf den Rathausturm und die Moderation bei der "Volksmusik in der Residenz".

Und dann natürlich das Volksfest. 1960 fing Beck unter dem unvergessenen Hans Lutz auf der Bierzeltbühne das Trompetenspielen an und hörte erst im Jahr 2000 damit auf. Am Buch "Ein Fest zum Gernhaben" wirkte er mit, der Titel stammt auch von ihm. 25 Jahre bildete der frischgebackene Fünfundsiebziger die Jagdhornbläser im Birkhof aus und er schmunzelt: "Die haben nix anderes als über die Jagd geredet." Als Hornmeister leitete er die Bläser bei über 100 Hubertusmessen, wobei der Eichstätter Dom schier immer überfüllt war.

Dass da noch Raum für zwölf Jahre Sitz und Stimme im Stadtrat war, den Beck 2014 mit der Bürgermedaille am Revers verließ, ist erstaunlich. Geheiratet hat Gerhard Julius Beck auch, seine Gisela und er feierten heuer Goldene Hochzeit. Ihre Kinder sind Michaela und Markus, der in die Fußstapfen des Vaters trat und heute Stadtkapellmeister ist. Der Ruhestandslehrer gehört 27 Eichstätter Vereinen an, doch am liebsten sind ihm die "Niederländter". Bei jenem Gesellschaftsverein für Männer, der Gesang, das gehobene Gespräch, Frohsein und Gemüt pflegt, wird er als Mynheer van Bavlo angesprochen.

Was macht der Julius sonst noch gern? Die Antwort gibt er selber: garteln, schnupfen, gut essen und trinken und Freundschaften pflegen. Wer ihn singen hören will, muss seinen Anrufbeantworter mit seinem Schnodahüpfl abhören, das so endet: "? und wennst nix song willst, dann haltst dei Mäu". Und damit soll auch mit dem Geburtstagsartikel Schluss sein, jedoch nicht ohne ihm Gesundheit, Wohlergehen und Gottes Segen zu wünschen.

Josef Ettle