Eichstätt
"Landwirtschaft wertschätzen"

Beim Tag des offenen Hofes gab es für die zahlreichen Besucher viel Interessantes zu sehen

11.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:29 Uhr
Hans-Peter Gabler
Großer Andrang herrschte auf den Höfen ? auch der Verbindungsweg zwischen Häringhof und Ziegelhof war Teil der Aktion. Im modernen Kuhstall nimmt eine Melkmaschine dem Bauern viel Arbeit ab, Kinder konnten aber trotzdem das Melken "von Hand" ausprobieren. −Foto: Gabler

Eichstätt (EK) Ein solch riesiges Interesse hatten die Veranstalter dann doch nicht erwartet: Der Tag des offenen Hofes am Häringhof und am Ziegelhof war rundherum ein großer Erfolg.

Zahlreiche Besucher nutzten die Gelegenheit, die heutige Landwirtschaft hautnah zu erleben. Auf dem weitläufigen Gelände verteilten sich die Besucher gut, einen leichten "Stau" gab es beim sonntäglichen Kaiserwetter nur beim Eis und den Getränken.

Die Veranstalter, die Familien Scharl und Brems, hatten viel vorbereitet, um ihre Arbeit anschaulich und praxisnah zu zeigen und Verständnis für die landwirtschaftliche Lebensmittelerzeugung zu wecken. Auch der Bauernverband und Landmaschinenhersteller präsentierten sich. Sie zeigten sehr deutlich, dass heutige Landwirtschaft ohne Technik und Digitalisierung keine Chance mehr hat, um die vom Markt geforderten Dinge bereit zu stellen - und zwar so, dass die Landwirte davon leben zu können. Einen tollen Kontrast boten die Oldtimerfreunde Preith mit ihren historischen Geräten sowohl in Aussehen, Wirkungsweise und Anschaffungspreis.

Am Häringhof zeigte die Familie Scharl ihren modernen Schweinezuchtbetrieb. Der Stall konnte wegen der strengen Hygienevorschriften nicht besichtigt werden, aber bei eine Führung erläuterte Johannes Scharl sehr anschaulich seine Arbeit. Er hat rund 300 Sauen im Stall und jährlich rund 8000 Ferkel zu betreuen. "Stroh und Schweine passen nicht zusammen", findet er - daher sei in seinem Stall kein Stroh zu finden. Für ihn ist die größte Gefahr, dass Ferkel nach ihrer Geburt durch die Mutter erdrückt werden können. Ferkel wiegen rund 1,5 Kilogramm und die Muttersau rund 250 Kilogramm. Deshalb werden auf dem Häringhof die Tiere in den ersten Tagen für kurze Zeit getrennt. Die Ferkel kommen in ein eigenes kleines Zuhause mit "Bodenheizung" und die Mutter kann sich erst einmal erholen. Die Ferkel wachsen sehr schnell und wiegen nach ein paar Wochen bereits rund 30 Kilogramm.Auf dem Ziegelhof steht für Familie Brems die Milchgewinnung im Vordergrund. Ein ausgeklügeltes System führt im Stall die Kuh zum hochtechnisierten Melkstand und wieder zurück. Gemolken werden acht Kühe gleichzeitig. Auf dem Hof leben rund hundert Kühe. "Sie werden in rund 90 Minuten gemolken", erklärt Hans Regler, ein Infoposten.

Ludwig und Claudia, selbst Hofbesitzer in Pfünz, finden solche Veranstaltungen sehr wichtig. "Hut ab vor der Organisation" sagt Claudia, "da sind viele Hände nötig, um so etwas auf die Beine zu stellen". Sie hoffe auch, dass durch den Tag des offenen Hofes mehr Verständnis für die Herstellung von Lebensmitteln bei der Bevölkerung geweckt werde.

Auch prominente Gäste, etwa der ehemalige Zweite Bürgermeister von Eichstätt, Josef Schmidramsl, waren sehr beeindruckt von den heutigen Dimensionen der Landmaschinen und dem sorgsamen Umgang der Bauern mit ihren Tieren. Die Stellvertretende Eichstätter Landrätin Rita Böhm hält den Tag des offenen Hofes als Öffentlichkeitsarbeit für unerlässlich - und hätte solche Aktionen gerne schon früher gesehen: "Die Menschen müssen sehen, wie Landwirtschaft funktioniert, um sie wertzuschätzen".

 

Hans-Peter Gabler