Eichstätt
Bistum: "Keine Renditeziele von acht bis zehn Prozent"

Diözese Eichstätt äußert sich nach Anwalts-Vorwürfen im Finanzskandal

08.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:28 Uhr
Das Bistum Eichstätt verwehrt sich gegen Vorwürfe des Anwalts des früheren stellvertretenden Finanzdirektors. −Foto: Schneider/Archiv

Eichstätt (DK) Das Bistum Eichstätt hat sich am Freitag nach "neuen Entwicklungen" im Finanzskandal gegenüber unserer Zeitung geäußert: Die Vorwürfe des Anwalts des früheren stellvertretenden Finanzdirektors der Diözese Eichstätt, sein Mandant habe sich an ausgegebene Renditeziele von acht bis zehn Prozent gehalten, will man so nicht stehen lassen.

So habe es eine "Vorgabe des Diözesanvermögensverwaltungsrats mit einem inflationsbereinigten Renditeziel von acht bis zehn Prozent" nie gegeben, erklärte eine Sprecherin des Bistums unserer Zeitung.

Auf die Jahre 2014 bis 2016 bezogen, in denen die bei der Staatsanwaltschaft aktenkundigen Kreditvergaben des früheren stellvertretenden Finanzdirektors getätigt wurden, habe es anderslautende Beschlüsse gegeben, so die Sprecherin weiter. Demnach galt ein "Renditeziel von ,Inflationsrate plus zwei Prozent'". In den betroffenen drei Jahren habe man demnach ein Renditeziel zwischen 2,3 und 2,9 Prozent anvisiert.

Der Anwalt des beschuldigten ehemaligen Finanzdirektors, Ulrich Ziegert, hatte unserer Zeitung nach der Freilassung seines Mandanten vor gut zwei Wochen erklärt: "Das Bistum stellt die Umstände in der Strafanzeige und generell sachlich falsch dar." So habe man "in keiner Weise" eine konservative oder gar zurückhaltende Anlagestrategie verfolgt. Bereits bevor sein Mandant beim Bistum tätig geworden sei, habe man "äußerst riskante Anlageformen" gewählt. Zudem habe man "beispielsweise ein inflationsbereinigtes Renditeziel zwischen acht und zehn Prozent angestrebt". Diese Ziele seien "im Wissen um die damit verbundenen Risiken" verfolgt und dann auch fortgeschrieben worden.

Der ehemalige Finanzdirektor und ein US-Projektentwickler saßen seit Ende Januar in Untersuchungshaft, mittlerweile sind sie unter Auflagen auf freiem Fuß. Das Bistum Eichstätt wirft den beiden Männern Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vor. Die Beschuldigten sollen nach bisherigen Erkenntnissen rund 60 Millionen US-Dollar aus dem Bistumsvermögen in ungesicherte Kredite für Immobilienprojekte in den USA investiert haben. Nach Bistumsangaben sind bisher fünf Millionen Dollar zurückgeführt worden. Die Strafanzeige gegen die beiden Männer war von Bischof Gregor Maria Hanke im Juli 2017 veranlasst worden.
 

Marco Schneider