Eichstätt
Überraschende Kehrtwende

Lampenhersteller Ledvance tritt wieder Arbeitgeberverbänden bei

01.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:45 Uhr
Das Ledvance-Werk in Eichstätt: Bis zum Jahr 2021 sollen hier rund 250 der 450 Arbeitsplätze abgebaut werden. Aktuell ist das Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband und damit aus der Tarifbindung ausgestiegen. −Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Knapp drei Wochen ist es her, dass der Lampenhersteller Ledvance aus den Arbeitgeberverbänden und damit aus der Tarifbindung ausgestiegen ist. Die IG Metall hatte damals energischen Widerstand angekündigt. Nun folgte die überraschende Kehrtwende.

In einer gemeinsamen Erklärung teilten die Ledvance GmbH und die IG Metall am Donnerstag mit, dass das Unternehmen wieder in den vbm (Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie) sowie in den VME (Verband der Metall- und Elektroindustrie Berlin-Brandenburg) eintritt. Vorausgegangen war eine Verhandlungsrunde am Mittwoch mit Vertretern der Gewerkschaft aus Ingolstadt, Augsburg und Berlin und der Ledvance-Geschäftsführung: Danach erklärte die Ledvance GmbH „im Sinne eines Signals an die Belegschaft, weiterhin sozialpartnerschaftlich zusammenarbeiten zu wollen“, den Ausstieg vom Ausstieg. Der damalige Beschluss der Ledvance-Geschäftsführung, den Arbeitgeberverbänden den Rücken zu kehren, hatte auch im Eichstätter Werk mit seinen rund 450 Beschäftigten für Empörung gesorgt. Die kurz zuvor ausgehandelten Tarifabschlüsse für die Metall- und Elektroindustrie – unter anderem 4,3 Prozent mehr Lohn und die Möglichkeit einer 28-Stunden-Woche – griffen somit nicht für die frühere Osram-Tochter, die seit vergangenem Jahr in den Händen eines chinesischen Konsortiums ist. Die Konzernspitze hatte den Ausstieg mit einer schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage begründet. Dieser „vorläufige Schritt“ solle die Kostenposition des Unternehmens verbessern und dessen Zukunft sichern. Zuvor hatte der Lampenhersteller schon angekündigt, die Werke in Augsburg und Berlin zu schließen. In Eichstätt sollen bis zum Jahr 2021 rund 250 Arbeitsplätze abgebaut werden.

Vergangenen Freitag hat die Tarifkommission der IG Metall erstmals in München getagt: Ziel sei es, „für die Ledvance GmbH durch Wiedereintritt in die jeweiligen Arbeitgeberverbände eine Tarifbindung für die Metall- und Elektroindustrie zu erreichen“, hatte es in dem Schreiben, das auch unserer Redaktion vorliegt, geheißen. Das Ziel wurde nun schneller realisiert als gedacht. Von „Einsicht auf beiden Seiten“ spricht Bernhard Stiedl von der IG Metall Ingolstadt, der mit am Verhandlungstisch saß. Vor knapp drei Wochen hatte Stiedl unserer Zeitung noch gesagt, die Geschäftsleitung habe „einen roten Knopf gedrückt“. Dieses Verhalten „akzeptieren wir nicht“, da gebe es keinen Kompromiss. Sollte Ledvance nicht in die Arbeitgeberverbände zurückkehren, „steht die Mannschaft vor den Toren“.

Mittlerweile scheint wieder Harmonie zwischen Konzernspitze und IG Metall zu herrschen. Man habe sich darauf geeinigt, „keinen Nebenkriegsschauplatz zu eröffnen“, so Stiedl gestern. Ledvance befinde sich in einer schwierigen Situation – da müssten alle an einem Strang ziehen. Und auch „kulturelle und mentale Unterschiede“ überwinden: „Die Chinesen müssen erst lernen, mit deutschen Gewerkschaften umzugehen. Das braucht Zeit“, ergänzt Stiedl. Für den Standort Eichstätt sieht der Gewerkschafter „Licht am Ende des Tunnels“: Der neue Ledvance-Chef Jacob Tarn sei vor wenigen Wochen hier gewesen und habe von einem „Place of future“, also einem Platz der Zukunft gesprochen. Die Konzernleitung plane langfristig mit Eichstätt – nur müsse dieses Versprechen auch mit Leben erfüllt werden, fordert Stiedl.