Eichstätt
"Der Toni" mag Pralinen

Grüne Jugend Eichstätt startet mit Fraktionsvorsitzendem Anton Hofreiter in den Advent

06.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr
Gruppenbild mit dem Bundestagsfraktionsvorsitzenden - das ließ sich die Grüne Jugend natürlich nicht nehmen. Auch Stadtrat Klaus Bittlmayer schaute vorbei. −Foto: Straßer

Eichstätt (EK) Leerstände in Eichstätt für die Jugendarbeit nutzen? Am Mittwochnachmittag konnte man sehen, wie gut das funktionieren kann: Die Grüne Jugend Eichstätt startete mit Anton Hofreiter in den Advent.

In den ehemaligen Räumen des Cafés "HimmelHerrGott", das inzwischen in der Ostenstraße 11 zu finden ist, riecht es fast so, als wäre das Café nie ausgezogen: In großen Töpfen wird Schokolade geschmolzen, deren süßer Duft den ganzen Raum erfüllt. In einer Ecke zerhackt eine kleine Maschine lautstark Nüsse. Um die Biertische in der Mitte des hell erleuchteten Raums stehen, vertieft in ihre Arbeit und Gespräche, zwölf Jugendliche - und Anton Hofreiter, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.

"Wir haben diesen Nachmittag bei einer Verlosung des Landesverbands gewonnen", erklären Jonathan Bittlmayer und Sarah Wutzer, Vorsitzende der Grünen Jugend Eichstätt, die sich sichtlich über den prominenten Besuch freuen. Dieser ist derweil schwer beschäftigt: "Hat die Maschine das Nüssemahlen überstanden? Dann können wir mit der nächsten Runde anfangen!" Mit der nächsten Runde Pralinen - denn an diesem Nachmittag soll es, trotz der Zusammensetzung der Anwesenden, explizit nicht um Politik gehen.

"Das war gewünscht, von beiden Seiten, dass das hier keine Infoveranstaltung oder so etwas, sondern eine schöne vorweihnachtliche Aktion wird", betont Jonathan. Pralinen herstellen mit dem Bundestagsfraktionsvorsitzenden - klar, dass es für die Eichstätter Gruppe im Vorfeld einiges zu organisieren gab. "Wir haben das alles mit seinem Büro abgestimmt, die haben uns die Rezepte zugeschickt und wir haben eingekauft." Alles Fair-Trade- und Bio-Produkte selbstverständlich - "das war die Vorgabe, aber da wären wir auch alleine drauf gekommen", grinst Jonathan.

Die Grüne Jugend Eichstätt hat sich erst im März dieses Jahres gegründet, erlangte aber schon recht schnell Bekanntheit durch die Organisation einer Demonstration gegen das Polizei-Aufgaben-Gesetz (PAG), bei der 400 Menschen durch die Eichstätter Altstadt zogen. "Das war eine große Sache für uns - und natürlich auch gut zur Mitgliederwerbung", erinnert sich Jonathan. Inzwischen kommen rund 20 Leute regelmäßig zu den Treffen, zwölf feste Mitglieder zählt der Jugendverband. "Das ist eine gute Zahl für eine Stadt wie Eichstätt, die Augsburger zum Beispiel sind auch nicht mehr. Allerdings bräuchten wir fast eine Männerquote - bei uns sind locker doppelt so viel Mädchen wie Jungs." Auch an diesem Mittwochnachmittag in der Eichstätter Westenstraße sind die jungen Frauen in der Überzahl. Die Stimmung ist gelöst, "der Toni" geht locker und unkompliziert mit den Jugendlichen um - das gemeinsame Werkeln tut sein Übriges. Wenn nicht alles hundertprozentig passt, kann Hofreiter aber durchaus bestimmt werden: "Ihr habt bloß eine Packung Puderzucker gekauft? Wir brauchen zweieinhalb!" In Eichstätt dank kurzer Wege kein Problem, der Nachschub ist schnell besorgt.

Eine stattliche Anzahl Pralinen, in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen, ist das Ergebnis des Besuchs. Ganz im Sinne der Vorweihnachtszeit werden die süßen Schmankerl verschenkt. Entgegen nimmt sie Simon Kolbe vom Caritasverband Eichstätt, der sie an Menschen weitergeben wird, die sich Pralinen nicht jederzeit leisten können: "Toll, dass die Gruppe direkt an uns von der Caritas gedacht hat und wir den Bedürftigen, denen wir jeden Tag helfen, zur Weihnachtszeit eine Freude damit machen können", freut sich Kolbe. Er überreicht Anton Hofreiter das neue Buch des Forschungsverbundes Inklusion der KU Eichstätt, an dem er mitgearbeitet hat. Praktisch für Hofreiter, so hat er gleich eine Lektüre für die Heimfahrt - denn angereist ist der Grünenpolitiker, natürlich, mit dem Zug.
 

„Hinter Schokolade steckt oft Kinderarbeit“

Solche Termine wie heute, warum sind die wichtig für Sie, Herr Hofreiter?

Anton Hofreiter: Viele Themen unserer grünen Politik sind auf junge Menschen ausgerichtet, da sie gerade für die Zukunft wichtig sind, etwa die Klimapolitik. Hier und heute geht es aber weniger um Politik, das ist eher eine lebengenießende Aktion – auch wenn sie einen ernsten Hintergrund hat: Unter der Herstellung ganz alltäglicher Produkte, die man ganz selbstverständlich nutzt, leiden in anderen Ländern Menschen. Hinter Schokolade steckt oft Kinderarbeit. Unser Nachmittag heute sensibilisiert auch für Fair-Trade-Produkte.
 

Die Eichstätter Grüne Jugend hat sich heuer erst gegründet. Auch bundesweit war das vergangene Jahr ein gutes Jahr für die Grünen – nach 8,9 Prozent bei der Bundestagswahl 2017 liegt die Partei in Umfragen nun bei 21 Prozent. Was ist passiert?

Hofreiter: Das hat eine Reihe von Gründen, denke ich. Da ist einmal die Zerstrittenheit der Regierungsparteien, aber auch die gute Arbeit der Bundestagsfraktion, die als Oppositionsführer wahrgenommen wird. Der Dürresommer hat zudem gezeigt, dass die Klimakrise näher ist, als viele vielleicht angenommen hatten.
 

Interessiert Sie die Diskussion, wer nach Angela Merkel den CDU-Vorsitz übernimmt ?

Hofreiter: Ach, da bin ich ganz entspannt. Das ist alleine das Problem der CDU – die muss damit leben. Der Unterschied zwischen den drei Kandidaten ist aus unserer Sicht sowieso nicht groß, das sind alles konservative CDU-ler.

Die Fragen stellte Katrin Straßer.

Katrin Straßer