Eichstätt
Bahnhof als malerische Filmkulisse

Im Jahr 1907: 31 Eisenbahner in Eichstätt beschäftigt - Mit dem Zug bis Beilngries

17.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:03 Uhr
Auf einer Postkarte aus der Zeit um 1910 ist der Stadtbahnhof mit einem Schmalspurzug zu sehen. Wo die Menschen im Vordergrund unterwegs sind, verläuft heute die Bundesstraße. −Foto: Foto: Ettle (Repro)

Eichstätt (EK) Damit der Schienenverkehr bei der Königlich Bayerischen Staatsbahn ab 1870 im Altmühltal klappte, war eine Menge Personal nötig. Die Eisenbahn hatte allein in Eichstätt im Jahr 1907 31 Bahnmitarbeiter in Arbeit und Lohn. Betriebsleiter war der Ober-Expeditor Jakob Wittauer. Ihm waren Lokführer, Stationsdiener, Lokheizer und Gehilfen unterstellt.

Wie berichtet wurde am Samstag der kleine Eisenbahnpark am Stadtbahnhof durch den Historischen Verein eröffnet. Vor allem eine rote Diesel-Lokomotive ("Köf") erinnert an die "große Bahnzeit" zwischen 1930 und 1960, als von Eichstätt-Bahnhof über Eichstätt-Stadt und Kipfenberg durchgehend Züge bis Beilngries fuhren. Allerdings war der Zug über zwei Stunden unterwegs. Beim Festakt erinnerte Josef Ettle an diese Zeiten. Im Sommer fuhren anno dazumal mehr Leute mit der Bahn als im Winter. Das Ein- und Aussteigen dauerte dann länger, "als für den Fahrplan gut war". So hat die Reichsbahn im Juni 1933 "gut durchdachte Anweisungen" für das Personal herausgegeben. Demnach durften die Kondukteure die Reisenden nicht mit Bemerkungen wie "gemma" oder "auf geht's" zur Eile antreiben, sondern sie mussten höflich mit "Bitte einsteigen" mahnen. Die Variante war: "Bitte schnell einsteigen, Zug hat Verspätung."

1911 hat es um den Stadt-Bahnhof herum einige Wirtshäuser gegeben. Und da hatte im Oktober ein Bauer aus Pfünz wohl fleißig das Bier probiert: Jedenfalls ist er endlich in den Zug eingestiegen, aber sogleich "bierschwer" eingeschlafen und erst in Pfalzpaint aufgewacht. Als er zum Fenster in die Dämmerung hinausschaute, bekam er einen Mordsschreck: Er kannte sich nicht aus und bat händeringend den Kondukteur, ihn doch mit der "Maschin" zurückzufahren. Das machte der natürlich nicht. Bitter enttäuscht von der Königlich Bayerischen Eisenbahn musste sich der Ökonom zu Fuß auf den Weg nach Pfünz machen.

Berühmt ist die "Sekundärbahn" 1963 geworden, sagte der Referent, als eigens für den Film "Das Haus in Montevideo" mit Ruth Leuwerik und Heinz Rühmann eine Dampflok mit Schnellzugwagen einlief. In dem Streifen sind Eichstätter Plätze und Häuser zu sehen, einige Eichstätter wirkten als Komparsen mit. Bekannt ist dabei der Stadtbahnhof als malerische Filmkulisse geworden.

Bayernweit gelacht hat man wohl über das Gedicht "Bahnidylle" von Theobald Weiß im "Weilheimer Sonntagsblatt". Darin wurden 1929 die damaligen Stationen zwischen den Bahnhöfen beschrieben: "Wasserzell, Rebdorf, Hofmühl, Schlagbrück - wanns d'neikummst, hast a Sauglück. Schlagbrück, Hofmühl, Rebdorf, Wasserzell - wannst lafst, kummst grod so schnell."