Eichstätt
Auf Messers Schneide

Eichstätter Stadtrat ringt heftig um Freigabe von Geldern fürs Alte Stadttheater

18.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:16 Uhr
Zum Verzweifeln zumute war so manchem Mitglied angesichts der ellenlangen Sitzung und der damit verbundenen hitzigen Diskussionen des Eichstätter Stadtrats. Am intensivsten war die Debatte um die Mittelfreigabe für das Alte Stadttheater. −Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Abgekämpft und sichtlich erschöpft verließen die handelnden Personen am späten Donnerstagabend den Ort des Geschehens. Vorausgegangen war eine Stadtratssitzung, die nicht nur wegen ihrer Dauer von knapp sechs Stunden ihren Platz in den Annalen finden wird. Dabei ging es auch um den laufenden Betrieb des Alten Stadttheaters - der stand zwischenzeitlich auf Messers Schneide.

Um die Sache von hinten aufzurollen: Nach einer selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich hitzigen und intensiven Debatte - ein Großteil davon hinter verschlossenen Türen - entschied sich das Gremium letztlich mit 14:9 Stimmen dafür, 25000 Euro der eingefrorenen Gelder fürs Alte Stadttheater freizugeben. Die Empörung und Wut darüber war mit Händen zu greifen. Aber: Der Eichstätter Kulturtempel wäre sonst handlungsunfähig gewesen.

Hintergrund sind die Sparvorgaben für das Asthe, die Tourist-Info und die VHS und die sogenannten Sperrvermerke, die der Stadtrat bei der Haushaltsverabschiedung in diesem Zusammenhang erlassen hatte: So wurden für den Hausmeisterpool des Alten Stadttheaters 25000 Euro zurückgehalten. Diese Mittel seien nun aber nötig, um den Betrieb - vorläufig - aufrecht zu erhalten, rechnete Verwaltungsdirektor Hans Bittl dem Gremium vor. Das Stundenkontingent für das Jahr 2018 sei wegen der notwendigen Anwesenheit des Personals bei Veranstaltungen bereits jetzt erschöpft.

Die geforderte Aufhebung des Sperrvermerks laufe auf eine "Erpressung" und einen Machtkampf zwischen Verwaltung und Stadtrat hinaus, kritisierte Eva Gottstein (FW). Die Rathausspitze habe genug Zeit gehabt, Lösungen vorzulegen - das Gremium werde "nicht ernstgenommen". Entsprechend "vorgeführt" fühlten sich Christian Alberter (SPD) und Rudi Engelhard (CSU). "Eine Hopp-oder-Top-Entscheidung zu fordern, ist ganz schlechter Stil", äußerte Alberter.
 

Kommentar von Jürgen Knopp

Muss man sich Sorgen um die Existenz des Alten Stadttheaters machen? Ganz klar: Man muss. Wer nur ein wenig rechnen kann, kommt zu keinem anderen Schluss. Die Freigabe der eingefrorenen Mittel hilft nämlich höchstens noch ein paar Wochen über die Runden, dann geht der Spaß erst richtig los. Bisher waren pro Jahr 100 000 Euro für Technikerstunden vorgesehen − diese Summe wurde für heuer um die Hälfte gekürzt und ist demnächst aufgebraucht. Dann steht das Alte Stadttheater ohne Techniker und Hausmeister da. Wie es danach weitergehen soll? Dazu gibt es keine konkrete Antwort − weder von der Verwaltung noch vom Stadtrat. Es müssen aber Verträge erfüllt werden, und die allerbeste Marketingstrategie für das Asthe ist dieses Köcheln auf Sparflamme nun wahrlich nicht.

Die Situation ist gründlich verfahren: Der Stadtrat ist stinksauer auf die Verwaltung, weil seiner Ansicht nach nichts vorangeht, die betroffenen Mitarbeiter der Verwaltung wiederum bocken, weil ihnen das Ganze offenbar zu schnell geht.

Eitelkeiten und Befindlichkeiten hin oder her: Die Beteiligten sollten sich möglichst schnell zusammenraufen, damit der Karren nicht vollends im Dreck landet. Das, was im Stadtrat passiert ist, könnte man nämlich durchaus als offenen Bruch bezeichnen. Es muss eine tragfähige Lösung für dieses immer größer werdende Sparproblem her, sonst geht es − nicht nur − mit dem Alten Stadttheater gänzlich den Bach runter.

Eine höchst unglückliche Rolle in dieser ganzen Angelegenheit spielt übrigens Oberbürgermeister Andreas Steppberger: Er bescheinigt seinen Mitarbeitern mangelnden Willen und fällt ihnen damit vor aller Augen in den Rücken. Das kommt einem Offenbarungseid gleich. Im Rathaus liegt einiges im Argen.

Jürgen Knopp