Eichstätt
"Absoluter Höhepunkt im Fußballerleben"

Bayerische Amateurmeisterschaft und Einzug in die DFB-Pokal-Hauptrunde: Bisher größter Erfolg des VfB

23.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:44 Uhr
Das Objekt der Begierde: der DFB-Pokal. Auch wenn es aller Voraussicht nach nicht bis ins Finale nach Berlin reichen wird, für den VfB Eichstätt ist die Teilnahme an der Hauptrunde als bester bayerischer Amateurverein schon ein großartiger Erfolg. −Foto: Ina Fassbender/dpa

Eichstätt (EK) Es ist vollbracht!

Der VfB Eichstätt ist bayerischer Amateurmeister und findet sich in wenigen Wochen bei der Auslosung zur ersten DFB-Pokalhauptrunde im Lostopf wieder. Gegner wird in jedem Fall ein Fußball-Zweit- oder Erstligist sein. Das ist der größte Erfolg in der Geschichte des 1920 gegründeten Vereins.

Spieler, Trainer und Fans des Eichstätter Regionalligisten, der ja bekanntlich seit Wochen auf einer Erfolgswelle in der vierthöchsten Spielkasse schwimmt, feierten diesen historischen Triumph beim gemeinsamen "Public Viewing" im Wirtshaus "Zum Gutmann", als Schiedsrichter Roman Potemkin am Ostermontag um 22.08 Uhr die Partie zwischen dem 1. FC Schweinfurt 05 und dem SV Wacker Burghausen (2:3) abpfiff.

Da die eigene Ligapartie des VfB Eichstätt beim SV Heimstetten auf Mittwoch, 1. Mai, verschoben worden war, hatten "die Jungs" es nicht selbst in der Hand, ihren Tabellenvorsprung so zu sichern, dass sie vom nächstbesten Amateurverein, eben jenem 1. FC Schweinfurt 05, nicht mehr einzuholen sind. Deshalb drückten die Eichstätter am Abend beim "Public Viewing" den Burghausenern die Daumen und quittierten den Doppelpack von Andija Bosnjak sowie den Treffer von Thorsten Nicklas mit Applaus. Nach dem Schlusspfiff klatschten sich Trainer Markus Mattes und Torwarttrainer Norbert Scheuerer kurz ab und nahmen Glückwünsche entgegen. Mehr aber auch nicht. Luftsprünge, Umarmungen oder gar Freudentänze blieben aus.

Trainer Markus Mattes geht davon aus, dass der Jubel noch folgen wird: "Ich weiß nicht, ob die Mannschaft tatsächlich schon realisiert hat, was sie geschafft hat", sagte er gestern: "Sie sind bayerischer Amateurmeister, die besten von tausenden Fußballmannschaften in Bayern. " Und dann auch noch die Hauptrunde im DFB-Pokal zu erreichen - "das ist wirklich phänomenal".

Mattes weiß, wovon er spricht: Er stand als aktiver Spieler beim TSV Aindling auf dem Platz, als der damalige Landesligist am 30. August 2003 in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals den Bundesligisten Schalke 04 am Schlüsselhauser Kreuz empfing. Dass die Aindlinger damals 0:3 verloren - geschenkt. "Allein schon die Auslosung der Spiele im Aktuellen Sportstudio vor dem Fernseher mitzuverfolgen und zu wissen, wir sind da jetzt mit dabei, das war schon ein absoluter Höhepunkt in einem Fußballerleben", schwärmt der 43-jährige VfB-Trainer noch heute. Und das gönnt er seinen Jungs von ganzem Herzen nun ebenfalls.

Wer in der ersten Pokalrunde (ab 9. August) gegen den VfB Eichstätt antritt, muss noch ermittelt werden, und zwar nach einem ausgeklügelten System: Das Starterfeld ist unterteilt in die beiden Töpfe "Profis" und "Amateure"mit jeweils 32 Vereinen. Bei der Auslosung der ersten Runde ist garantiert, dass jeder Vertreter aus dem Amateurtopf einen Gegner aus dem Profitopf erhält und Heimrecht genießt. Im Lostopf 1 tummeln sich "die Großen" des Wettbewerbs, namentlich die 18 Bundesligisten und 14 bestplatzierten Teams aus der Zweiten Bundesliga. Die Klubs, die in der Abschlusstabelle der Zweiten Liga die letzten vier Positionen einnehmen, sind dem Amateurtopf zugeordnet. Gleiches gilt für die drei Aufsteiger und den Tabellenvierten aus der Dritten Liga. Komplettiert wird der Amateurtopf durch 24 Klubs, die sich über die 21 Landesverbände und ihre Pokalwettbewerbe qualifizieren. Bayern, Westfalen und Niedersachsen dürfen als mitgliederstärkste Landesverbände jeweils zwei Startplätze für den DFB-Pokal vergeben. Und einen davon hat sich nun der VfB Eichstätt als beste Amateurmannschaft Bayerns gesichert.

Welchen Gegner hätten die Eichstätter denn gerne zum Pokalauftakt? Da gehen die Meinungen im Verein auseinander, so der VfB-Vorsitzende Thomas Hein. Er selber hätte gerne einen "großen Namen" aus der Bundesliga - Schalke, Frankfurt, Dortmund oder natürlich die Bayern. Da stellt sich unter anderem die Frage nach einer passenden Spielstätte: Da das heimische Liqui-Moly-Stadion nur bis zu 3000 Besucher fasst, verhandelt der VfB bereits mit dem FC Ingolstadt über ein Gastspiel im Audi-Sportpark. Allerdings sollen die Kosten dafür dem Vernehmen nach mit 43000 Euro ziemlich happig sein. Auch ein Ausweichen ins Augsburger Rosenaustadion wird angedacht, bestätigt Hein. "Fixiert ist noch nichts. "

Freilich freut sich Hein über den großartigen sportlichen Erfolg und über den Geldsegen, den die Pokalhauptrunde mit sich bringt. Hier ist von einem Antrittsgeld von rund 120000 Euro die Rede, was bei einem Vereinsbudget von etwas über 200000 Euro höchst willkommen wäre. Ohne auf diese Zahlen einzugehen erklärt Hein allerdings ebenso: "Es kommen ja auch erhebliche Ausgaben auf uns zu. Aber klar, es sollte schon ein Betrag übrig bleiben, der uns gut tun wird. "

Der Geldsegen sollte dann wohl weniger in den Kader, sondern vor allem in die Infrastruktur des Liqui-Moly-Stadions gesteckt werden. Es ist kein Geheimnis, dass der Rasen dringend ersetzt werden müsste, auch für das Sportheim gäbe es einige Sanierungswünsche. Auswirkungen auf die sportliche Saisonplanung wird der erhoffte Geldsegen kaum bringen, mutmaßt zumindest VfB-Trainer Markus Mattes: "Der Umbruch ist ja absehbar, eine Reihe von Spielern stehen mit ihren guten Leistungen im Schaufenster", sagt Mattes. Bekanntlich wollen einige Eichstätter Spieler den Sprung ins Profitum wagen.

Ist also jetzt das Ende der Fahnenstange erreicht? DFB-Pokalhauptrunde, Bayerischer Amateurmeister, was soll da noch kommen? Mattes hat noch ein weiteres Ziel vor Augen: "Wir stehen auf Platz 2 der Tabelle, nur drei Punkte hinter Bayern München II. " Deshalb will Mattes seine Jungs am kommenden Samstag zum Anpfiff um 14 Uhr beim Heimspiel - ausgerechnet gegen Schweinfurt - fokussiert wissen: "Wir können noch Tabellenerster und Meister werden! "
 

Eva Chloupek, Norbert Dengler