Schelldorf
Zwischen Freude und Frust

Lange haben Zsanett Fükö und Philip Mayer aus Schelldorf um ihre Hochzeit im Juli gebangt

26.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:33 Uhr
Erleichterung bei Zsanett Fükö und Philip Mayer aus Schelldorf - sie dürfen im Juli in Beilngries heiraten. Das Verlobungsfoto zeigt sie dort auch, im Sulzpark. −Foto: Schmidtner, Foto Eichenseher

Schelldorf - Mit dem Kauf der Ringe begann die Unsicherheit - denn diese suchte das Brautpaar "eine Woche vor dem Lockdown" aus, sagt Philip Mayer.

 

Es begann eine Zeit des Hoffens und des Wartens, die nun ein glückliches Ende findet: Am 18. Juli wird der Schelldorfer seine Zsanett Fükö heiraten. Denn seit vergangenem Montag darf in Gaststätten mit 50 Personen innen und mit bis zu 100 Personen im Freien gefeiert werden.

Bis auf die Ringe war schon lange alles vorbereitet, wie die 26-Jährige erzählt, etwa ein Jahr vorher begannen sie mit den Planungen. Kleid und Anzug waren gekauft, Musik und Fotografin beauftragt, die Dekoration ausgesucht und die Einladungen verschickt. Als die beiden das Datum beim Landgasthof Euringer in Paulushofen festzurrten, "waren nur noch zwei Termine frei", sagt Philip Mayer. Das war keine Überraschung, wie bei ihnen auch sollte es bei vielen eine Sommerhochzeit sein - "im Juli hat man einfach das beste Wetter", sagt der Fachinformatiker. Nun sind sie die Ersten, die ihre Hochzeit dort wieder feiern, seit Ende Februar hat im Landgasthof keine Trauung mehr stattgefunden.

Der Wirt sei immer optimistisch geblieben: ",Warts no, des wird scho' hat er immer gesagt", erinnert sich Philips Mutter, Marianne Mayer. Auch ihr Sohn blieb "guter Dinge, dass die Hochzeit doch noch stattfinden kann". Dabei halt der Blick nach Österreich: "Die waren immer etwa zwei Wochen vor uns", er hörte sich an, was Bundeskanzler Sebastian Kurz verkündete und hoffte, dass man in Deutschland nachziehen werde. Um Pfingsten herum schöpften alle wieder Hoffnung, das weitere Lockerungen verkündet würde.

Doch selbstverständlich war die Stimmung nicht immer gut. "Man hat teilweise schon gesagt, jetzt hat man keine Lust mehr", sagt Philip Mayer. Standesamtlich geheiratet hätten sie trotzdem, sagen beide, die kirchliche Trauung dann verschoben. Denn lange war nicht klar, ob die Verwandten der Braut aus Ungarn nach Deutschland reisen dürfen. ",Heirate trotzdem'", sagten die Verwandten, berichtet Zsanett Fükö, ",wir feiern dann, wenn Corona vorbei ist'. Aber das wollte ich nicht. " Und als wäre das Virus in all dieser Zeit nicht schon genug, kam in dieser Situation auch noch Ärger mit der Geburtsurkunde hinzu. "Corona und Bürokratie", sagt Philip Mayer, "dann wird's ganz schlimm". Denn der Standesbeamtin fehlte auf der Geburtsurkunde von Zsanett Fükö eine Registriernummer, die sei sie von anderen ungarischen Papieren gewohnt. Doch die 26-Jährige hatte eine neue Urkunde, die dem europäischen Standard entspricht, abgegeben. "Da ist der Text in der Landessprache und auf Englisch drauf", doch der Behörde hat man damit wohl nur vermeintlich das Arbeiten erleichtert. Glücklicherweise hatte sie auch noch die alte Urkunde, "denn das Konsulat wäre wegen Corona geschlossen gewesen", auch eine Reise nach Hause nach Budapest hätte sie nicht antreten dürfen.

Doch nun sind die Grenzen wieder offen und die Gäste aus Ungarn dürfen kommen, ebenso wie Gäste aus Baden-Württemberg und Hessen. "Alle freuen sich sehr", sagt die Kinderpflegerin, Absagen wegen der Pandemie habe es keine gegeben. Nur das Brautpaar selbst musste die Gästeanzahl von 60 auf 50 reduzieren, um die Auflagen für die Feier im Saal erfüllen zu können. Dort gibt es nur wenige Änderungen. "Wir haben ein Buffet", sagt Philip Mayer, das werde auch so bleiben, aber eben mit einer Person, die die Speisen ausgibt, ebenso beim Kuchen. Im Saal selber herrsche keine Maskenpflicht, "aber auf der Toilette, weil die auch von anderen Gästen benutzt wird". Ins Trauzimmer in Kipfenberg dürfen statt der gesamten Hochzeitsgesellschaft nur 15 Gäste, die kirchliche Trauung musste das Paar verlegen: "Wir wollten eigentlich in der Paulushofener Kirche heiraten, aber die ist nun zu klein", sagt der künftige Bräutigam, hier können die Abstände nicht eingehalten werden. Das geht dafür in Beilngries. "Zum Glück ist die Maskenpflicht in der Kirche beim Sitzen weggefallen", sagt Marianne Mayer, nur noch, wenn man sich bewegt, müsse man eine tragen. Das gilt auch für das Brautpaar - eine spezielle "Hochzeitsmaske" haben sie sich aber nicht gekauft, sagt Zsanett Fükö. "Es gibt zwar welche, aber die gefallen mir nicht. " Nun müsse noch die Deko angepasst werden, weil in der größeren Kirche mehr Gestecke benötigt werden.

Also nur noch kleine Änderungen auf dem Weg zum Altar. Bleibt noch die Frage, wo sich die beiden kennengelernt haben? "Das ist schon länger her", sagt Philip Mayer, sie waren als 18-Jährige E-Mail-Freunde, weil Zsanett Fükö ihr Deutsch nach der Schule weiterhin üben wollte. Dann verlor sich das Ganze, bis die Kinderpflegerin Philip auf Facebook eine Nachricht schrieb. "Im März 2016 bin ich mit dem Zug nach Budapest gefahren", erzählt der Schelldorfer, eineinhalb Jahre führten sie eine Fernbeziehung, bis Zsanett Fükö mit ihrem Studium fertig war. Im Sommer 2017 zog sie dann nach Bayern - und der Krönung der Liebe steht nun zum Glück nichts mehr im Wege.

EK

 

Tina Steimle