Eichstätt
"Wir wollen das als Neustart sehen"

Im Haus der Jugend besetzt Sarah Schlamp künftig eine zweite Stelle - Während des Lockdowns Onlineangebote

22.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:08 Uhr
Sarah Schlamp und Bernd Zengerle werden sich in Zukunft im Eichstätter Haus der Jugend um die Belange der jungen Männer und Frauen kümmern. Nach 20 Jahren gibt es dort eine feste zweite Stelle. −Foto: Schönach

Eichstätt - Was lange währt, wird endlich gut: Nach vielen Diskussionen und jahrelangem Ringen gibt es jetzt im Haus der Jugend an der Wasserwiese eine zweite feste Stelle.

Sarah Schlamp unterstützt künftig Bernd Zengerle, der zuvor 20 Jahre lang das Juze alleine geleitet hat. Die beiden kennen sich bereits, "wie das in Eichstätt eben so ist", erzählt die 31-Jährige mit einem Schmunzeln im Gespräch mit unserer Zeitung. Für ihre neue Aufgabe hat sie sich einiges vorgenommen.

Denn jetzt haben die Jugendlichen, vor allem Mädchen und junge Frauen, eine weibliche Ansprechpartnerin. Die fehlte bisher: Zwar arbeiteten im Juze immer wieder Praktikantinnen mit, "die waren aber meist nur ein Jahr da", erklärt Zengerle. In dieser Zeit könne man, wenn man die Einarbeitung bedenkt, eigentlich kaum langfristige Beziehungen aufbauen. Genau hier will Schlamp jetzt ansetzen. Zwar möchten die Pädagogen keine strikte Trennung der Geschlechter. "Eine eventuell notwendige, individuelle Beratung der jungen Frauen kann aber auf einem ganz anderen Fundament stehen", sagt die gebürtige Eichstätterin. Ob und in welcher Form es einen offenen Mädchentreff geben wird, ist aber noch nicht sicher.

Sicher ist hingegen, dass sich die Situation grundlegend verbessern wird. Zengerle hatte in den vergangenen Jahren keine richtige Vertretung. Bei Urlaub oder Krankheit musste das Haus der Jugend geschlossen bleiben. Für den Pädagogen keine zufriedenstellende Situation. Jugendarbeit sei Beziehungsarbeit, die durch Ausfälle einen Bruch erfährt.

Dieser soll in Zukunft vermieden werden. Um die offene Jugendarbeit weiter zu verbessern, wurde im Juze ein Prozess angestoßen. Schlamp und Zengerle möchten das Haus "auf den Kopf stellen und vieles hinterfragen". Die Jugendarbeit werde man nicht neu erfinden. Gemeinsam mit den Jugendlichen wird an der Qualität gearbeitet - die Pandemie lässt derzeit aber nur wenig zu. Dabei geht es vor allem um eine bessere, intensivere Betreuung mit mehr Präsenz. Die Pädagogen sind zuversichtlich, denn nun ist es möglich, dass zum Beispiel parallel verschiedene Aktivitäten angeboten werden. "Wir wollen das alles als Neustart und die vergangenen 20 Jahre als einen Abschnitt sehen", freut sich Zengerle.

Ungewiss ist, inwieweit sich die Öffnungszeiten ändern werden. "Es ist auf jeden Fall möglich, dass wir sie langfristig erweitern", meint Schlamp. Endgültig entschieden wird, wenn es im Juze einen Normalbetrieb gibt.

Derzeit muss der Jugendtreff wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben. Immerhin: Kurz vor dem harten Lockdown, im Oktober und November, durften gleichzeitig maximal zehn Jugendliche in das Haus. Für jeweils eine Stunde, denn es galt ein Stundenkonzept. In dieser Zeit lernten die jungen Besucherinnen und Besucher Schlamp kennen. "Das war sehr wertvoll und wichtig, um schon erste Beziehungen aufzubauen", meint die 31-Jährige. Sie und Zengerle waren vom Feedback der Jugendlichen begeistert. Gerade die Mädchen haben sich sehr gefreut. Und die Werbung, die der Pädagoge im Vorfeld gemacht hatte, scheint gewirkt zu haben. "Der Mädelsanteil in dieser Zeit war vielleicht der höchste der vergangenen Jahre, vielleicht an die 40 bis 50 Prozent", schätzt der Leiter des Juze.

Bis die Jugendlichen wieder ins Haus zurückkommen, wird es nun noch eine Zeit lang dauern. Während des Lockdowns setzen Schlamp und Zengerle auf Onlineangebote. Am vergangenen Freitag wurde zum ersten Mal ein Videochat auf die Beine gestellt, den es im neuen Jahr regelmäßig geben soll. Auch hier ist die zweite Stelle ein Vorteil: "Wir können zum Beispiel einen zweiten Raum öffnen oder, während eine Gruppe chattet, eine individuelle Beratung anbieten", freuen sich die beiden Pädagogen.

EK

Lina Schönach