Eichstätt
Vom Centprodukt zum Goldprodukt

Thomas Hirsch möchte mit eigens produzierten Masken das medizinische Personal entlasten

24.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:47 Uhr
Die von Thomas Hirsch produzierten Masken können mit Filtern sowohl im Design als auch in der FFP-Klasse individuell angepasst werden. Aktuell gibt es nur Prototypen, aber der Unternehmer möchte bald in Produktion gehen. Dafür startet in der kommenden Woche eine Crowdfunding-Kampagne. −Foto: Hecker

Eichstätt - Eigentlich wollte der Eichstätter Unternehmer Thomas Hirsch "nur" das medizinische Personal entlasten.

Aus seinen Überlegungen für eine langfristige Maskenlösung wurde ein Produkt, das nun zertifiziert werden soll - mit der Unterstützung der potenziellen Kunden.

Ab Montag gilt in Bayern die Maskenpflicht für den öffentlichen Nahverkehr und Geschäfte. Während sich einige Bürger in letzter Minute noch Masken selbst nähen, überlegen auch Eichstätter Firmen, wie sie im Kampf gegen das Coronavirus helfen können. Thomas Hirsch machte vor allem der Maskenmangel bei medizinischem Personal Sorgen. "Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Ärzte teilweise sogar Patienten nicht in die Praxis lassen können, weil ihr Personal nicht ausreichend geschützt ist. Da war mir klar, dass ich etwas machen muss. " Zusammen mit seinen Angestellten feilte er an einem Prototyp, der variabel einsetzbar ist - sowohl als Community- Maske als auch als Atemschutzmaske - und langfristig nutzbar.

Fast wie ein Luftfilter muten die Mundmasken an, die von der Firma im Herzen Eichstätts schließlich entwickelt wurden. Der Körper der Masken besteht aus einem leichten Kunststoff, der widerstandsfähig und elastisch ist. Mit einem dünnen Gummiband, das durch kleine Ösen gefädelt wird, wird der Schutz vor dem Gesicht befestigt. Um den FFP2-Sicherheitsstandard zu erreichen, kann diverses Filtermaterial an der Maske angebracht werden.

Mit Hilfe eines 3-D-Druckers wurden die Ideen schließlich Wirklichkeit. Zwei Kunststoffelemente sind schließlich entstanden, die passgenau ineinandergelegt werden können. Zwischen die beiden Elemente wird ein Stoff oder eben ein Filter geklemmt, beides kann auch kombiniert werden. "Jeder kann die Maske selbst gestalten, egal ob er dabei mehr Wert auf das Design oder den Schutz legt", sagt Hirsch.

Außerdem war dem Geschäftsführer die Nachhaltigkeit seiner Masken sehr wichtig. "Aktuell haben die meisten Menschen Einwegmasken. Dadurch entstehen aber riesige Müllberge", gibt er zu bedenken. Die eigens produzierten Modelle können dagegen langfristig getragen werden. Sie dürfen bei bis zu 80 Grad gewaschen werden und sind sogar spülmaschinenfest. Sollten sie nicht mehr für den Infektionsschutz benötigt werden, können die Masken auch für den Heimwerkerbedarf umfunktioniert werden, als Staub- oder Pollenfilter.

Mittlerweile hat sich aus dem Anfangsmodell ein vierter Prototyp entwickelt. Nach jeder Weiterentwicklung überprüfen die Mitarbeiter aufs Neue, welche Schwächen es bei der Maske noch gibt und an welcher Stelle gefeilt werden muss. Die Grundstruktur ist bereits gefestigt, nun möchte Hirsch noch ausgiebiger am Design arbeiten und die Masken weniger "technisch" aussehen lassen.

Um mit der Produktion beginnen zu können, startet das Unternehmen Mitte nächster Woche eine Crowdfunding-Kampagne. Dadurch soll nicht nur die Maskenherstellung in großen Zahlen ermöglicht werden, sondern auch eine Zertifizierung des Produkts erfolgen können. "Ohne die Kampagne würden wir mit einer groß angelegten Produktion als kleines Unternehmen ein hohes Risiko eingehen. Zudem ist dies für uns die beste Möglichkeit, um herauszufinden, ob unser Produkt vom Kunden gefragt ist", sagt Hirsch.

Daher wird die Kampagne vor dem eigentlichen Start auf den Social-Media-Kanälen des Unternehmens vorgestellt. Bereits in diesem ersten Schritt will der Unternehmer vorfühlen, wie das Produkt vom potenziellen Endverbraucher wahrgenommen wird. Läuft die in zwei Phasen aufgeteilte Kampagne nach Plan, möchte Hirsch so schnell wie möglich in eine breit angelegte Produktion einsteigen. "Unser Ziel wäre es, bis zu tausend Masken am Tag herstellen zu können. " In den nächsten Wochen und Monaten erwarten viele einen Bedarf an einigen Millionen Masken, aus dem ehemaligen Centprodukt wurde mittlerweile ein Goldprodukt, wie der Geschäftsführer es nennt.

Bei der Kampagne können nicht nur Masken für den Eigenbedarf geordert werden, es besteht auch die Möglichkeit, Masken zu spenden. "Diese würden wir dann an lokale Organisationen weitergeben, wie beispielsweise die Malteser oder die Caritas, je nach Bedarf", erklärt Hirsch das Konzept. Der Start der Kampagne ist um den 30. April geplant, das genaue Datum gibt die Firma zeitnah auf ihren Social-Media-Kanälen bekannt. Genauere Informationen finden Interessierte unter www.startnext.com/bockaufmaske.

EK

Anna Hecker