Eichstätt - Nachdem nun die Entscheidung über die schrittweise Öffnung der Schulen in Bayern gefallen ist, dürfen ab dem 27. April 14 Prozent der Schülerinnen und Schüler zurück in die Schule.
Zuerst sollen die Abschlussklassen an den weiterführenden und beruflichen Schulen den Unterricht wiederaufnehmen. Ob, und wenn ja, am 11. Mai weitere Jahrgänge folgen, steht noch nicht fest. Dies heißt im Umkehrschluss, dass mehr als 80 Prozent der Schüler bis auf weiteres zu Hause lernen werden. Dies stellt alle Schüler, Eltern, aber auch die Schulen vor weitere große Anforderungen, müssen doch zukünftig die Unterrichtsmaterialien in digitaler Form zur Verfügung gestellt werden.
Kostenfreie Plattform
Für eine neue Kommunikationslösung sorgt nun das Eichstätter Medienzentrum in Kooperation mit dem Landkreis und dem Staatlichen Schulamt, indem es den Schulen eine kostenfreie Plattform zur Verfügung stellt, mit der Videokonferenzen mit Schülern, aber auch Lehrerkonferenzen oder Teamsitzungen durchgeführt werden können. Das lizenzfreie System nennt sich "Big Blue Button" und bietet die Möglichkeit, Audio- und Videokonferenzen abzuhalten. Es verfügt über einen integrierten offenen und privaten Chat, ein gemeinsames Whiteboard, ein Online-Umfragetool und die Möglichkeit, Präsentationen, Videos oder den eigenen Bildschirm zu teilen.
Der Lehrer kann nun zum Beispiel unter der Dokumentenkamera etwas vorrechnen und die Schüler können in Echtzeit direkt fragen. Der Zugang zu dem Konferenzsystem erfolgt über die Seite des Medienzentrums unter www.medienzentrum-eichstaett.de. Andreas Glöckl, Leiter des Eichstätter Medienzentrums, hat sich in den vergangenen Tagen intensiv darum bemüht und eingesetzt, dass diese Konferenzlösung nun ab sofort den Schulen zur Verfügung steht. Im Vorfeld hat er das System zusammen mit dem Rektor der Grundschule Schernfeld, Stefan Rank, getestet, wofür die Schule einen eigenen Server angemietet hatte. Diese Aufgabe hat nun der Landkreis übernommen, indem er einen eigenen, leistungsfähigen Server gehostet hat, auf dem das Konferenzsystem "Big Blue Button" läuft.
Florian Vollnhals, der am Landratsamt Eichstätt als Ansprechpartner für die Administration der Server und Netzwerke für die unter der Trägerschaft des Landkreises stehenden weiterführenden Schulen tätig ist, betont, dass das Thema "Videokonferenz" beziehungsweise "Onlinebeschulung" bereits seit Beginn der Quarantäne ein großes Thema in der Lehrerschaft und den Verwaltungen ist. "Als dann ebenfalls Herr Glöckl vom Medienzentrum Bedarf in der Richtung meldete, gab dies den Anstoß, die Sache nicht auf eigener Infrastruktur zu betreiben, sondern gleich Nägel mit Köpfen zu machen und das Open Source Produkt ,Big Blue Button' auf einem angemieteten Server in einem deutschen Rechenzentrum zu hosten. " Dann ging es schnell. Nach einem Start mit einem Server mittlerer Größe musste nach Performance-Engpässen mittlerweile sogar nachgebessert werden, so dass man nun bei einem Clusterverbund mehrerer Server angekommen ist, um die große Resonanz bedienen zu können. "Der Lehrerschaft konnten wir nun ein brauchbares Werkzeug an die Hand für die kommende Zeit geben", so Vollnhals weiter.
Die Nutzung für Lehrkräfte ist einfach, wie Andreas Glöckl betont. Nach einer Registrierung ist es möglich einen Konferenzraum zu eröffnen. Die anderen Teilnehmer an der Konferenz müssen lediglich einen Link anklicken, mit dem sie beitreten können. Teilnehmer, wie zum Beispiel Eltern oder Schüler, können somit ohne individuelles Konto per Link zur Videokonferenz eingeladen werden. Es ist keine Installation von Software nötig. Die Nutzung kann mit Handy, Tablet, Notebook oder PC erfolgen. Es sind alle gängigen Betriebssysteme möglich.
Datenschutzvorgaben vollumfänglich erfüllt
In Frage kam nur eine Lösung, bei der die Vorgaben des Datenschutzes vollumfänglich erfüllt werden, denn bei Videokonferenzen fallen in der Regel personenbezogene Daten an und diese können durchaus auch recht sensibel sein. Für Andreas Glöckl ist klar, dass mit dem Thema Videokonferenzen aus Sicht des Datenschutzes sehr verantwortungsvoll umgegangen werden muss. Aus diesem Grund haben alle Nutzer, Lehrer und Schüler, vor der Nutzung von "Big Blue Button", eine Datenschutzerklärung abzugeben. Andreas Glöckl weist ausdrücklich darauf hin, dass die Schule keine personenbezogenen Daten im Zusammenhang mit der Nutzung von Big Blue Button abspeichert. Videokonferenzen und Chats werden nicht aufgezeichnet und weder durch Schule noch durch den Anbieter gespeichert. Die Inhalte werden gelöscht, sobald ein Konferenzraum geschlossen wird. Der in Denkendorf unterrichtende Lehrer Christoph Schmidt hat für Schüler bereits ein Erklärvideo erstellt, in dem die Handhabung von Big Blue Button auf kindgerechte Art erklärt wird.
Schulamtsdirektor Rudolf Färber vom Staatlichen Schulamt Eichstätt begrüßt und unterstützt dieses Angebot seitens des Medienzentrums in Zusammenarbeit mit dem Landkreis. Er bezeichnet die Einführung des Konferenzsystems als tolle Sache und absolute Bereicherung, denn in solch schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass man alle Möglichkeiten ausschöpft, die machbar sind. "Unsere Schulleiter im Landkreis sind offen für diese Art des Unterrichts", so Färber weiter. Diese vermitteln bereits in dieser Woche das System an die Kollegen weiter, von denen sich in kürzester Zeit fast schon 300 für das neue System angemeldet haben. Durchaus kritisch wirft er ein, dass Digitalisierung hier einen wichtigen Punkt leistet, wobei aber anzumerken ist, dass diese in keinster Weise eine Lehrkraft ersetzt. "Pädagogisches Geschick, Sachverstand und didaktisch-methodische Aufarbeitung durch die Lehrkraft sind nicht durch Medien zu ersetzen. " Ein großes Lob hat er für die Kollegen an den Schulen bereit: "Wir haben tolle Lehrkräfte im Landkreis."
Verfügbar auch nach Corona
Genauso sieht es auch Andreas Glöckl, der das Videokonferenzsystem nicht als Ersatz des herkömmlichen Unterrichts sieht, sondern als sinnvolle Ergänzung. Das "Big Blue Button"-System soll auch über die Corona-Zeit hinaus verfügbar sein und den Lehrkräften sowie Kollegien als zusätzliches Instrumentarium dienen. Wie es die Lehrkräfte nutzen werden, hängt von jedem einzelnen ab, da der Umfang doch abhängig von Klasse, Fach, Schulart, Technik sehr stark variiert.
