Möckenlohe
Sie musizieren zusammen - von zu Hause aus

Die Blaskapelle Möckenlohe hat den Titel "Dann bleim ma dahoim" eingespielt - Video auf der Homepage

14.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:21 Uhr
In den eigenen vier Wänden, im Garten, mit Kühen als Zuhörerinnen: Die Musikerinnen und Musiker der Blaskapelle Möckenlohe haben sich die verschiedensten Orte ausgesucht, um ihren Part für das gemeinsame Stück einzuspielen. −Foto: Screenshot Eichstätter Kurier

Möckenlohe - Was sagt ein leidenschaftlicher Kapellmeister zu seinen Musikerinnen und Musikanten, wenn ihnen das Coronavirus und die Bayerische Staatsregierung das gemeinsame Musizieren vermiesen? "Dann bleim ma dahoim". Dominik Harrer hat diesen Satz zwar auch zu seinen Instrumentalisten vom Musikverein Möckenlohe-Adelschlag gesagt und alle Proben und Konzerttermine bis auf weiteres gestrichen. Aber als rühriger Dirigent war diese musikalische Untätigkeit auf lange Sicht für ihn keine Alternative.

 

Der Musiklehrer am Gabrieli-Gymnasium nutzte die verfügbare Zeit und komponierte eine Polka für großes Blasorchester mit genau diesem Titel "Bleim ma dahoim". Wie aus diesen geschriebenen Noten zuerst hörbare Klänge und dann ein kompletter ausgereifter Orchestersound trotz Kontaktsperre zu den Musikern entstehen sollten, dazu inspirierte ihn sein Musikerkamerad und IT-Spezialist Kilian Müller. "Wenn die Musiker schon nicht zusammenkommen können, dann sollte wenigstens jede und jeder seine Partitur für sich alleine spielen und das mit dem Smartphone filmen", ist seine Grundidee dazu. Die Aufgabe von Kilian Müller war es dann, alle Videoschnipsel der 51 teilnehmenden Musikanten im Altersbereich von 16 bis 56 Jahren zu einem hör- und anschaubaren Blasmusikkonzert zusammenzufassen. Was wie eine digitale Sisyphusarbeit klingt, erwies sich als genau diese. "Da stecken mehr als 100 Stunden Arbeit drin, das ist für uns alle was komplett Neues", weiß Müller. Dennoch hat die Arbeit dem IT-Spezialisten, dem Dirigenten und den Musikern enorm Spaß gemacht. "Die Musiker haben sich was einfallen lassen und viel Fantasie in ihren Part gelegt. Einer hat extra seinen alten Bulldog aufs Feld gefahren und darauf gespielt und ein anderer hat sein Instrument mit in die Badewanne genommen", verrät Harrer schon mal vorab.

Er hatte seinen Musikanten nur die Noten und ein musikalisches Grundgerüst zugesandt, das von sechs Musikern eingespielt worden war. An dieses Grundgerüst konnten die einzelnen Instrumentalisten jeweils das eigene Tempo und den Rhythmus anpassen. Die Aufgabe von Kilian Müller war es dann, diese Klänge und Bilder digital zu glätten und zu einem stimmigen Ganzen zusammenzuführen. Allein am Ton wurde sieben Stunden gearbeitet, bis das Ergebnis synchron war. "Wir wollen einfach ein Lebenszeichen aussenden. Für uns zählt der Aspekt, dass viele das gemeinsame Musizieren und darüber hinaus das Beisammensein sehr vermissen", berichtet er von der Motivation hinter diesem enormen Arbeitspensum. Andere Gruppierungen hatten zwar auch schon ähnliche Projekte ins weltweite Netz gestellt, aber noch keine von ihnen konnte mit einem eigens dafür geschriebenen Stück aufwarten. Beim Komponieren der Polka mit diesem bezeichnenden Titel "Bleim ma dahoim" hat Harrer auf für seine Musiker schon vertraute Arrangements gesetzt und die Reaktionen waren durchwegs positiv.

Wie schließlich die digital zusammengeführten Stücke als komplettes Werk klingt und sich im Video mit den 51 Musikanten darstellt, ist nun im Internet zu sehen. Das Werk ist auf Youtube online gestellt und kostenlos abrufbar. "Es geht uns bei diesem Projekt nicht um Geld. Aber wir wollen einfach ein Zeichen setzen, es gibt uns noch und wir wollen die Neugier der Leute auf Blasmusik und auf die Zeit nach Corona anfachen", verdeutlicht Harrer im Telefonat mit dem EICHSTÄTTER KURIER.

"Es soll auch ein kleiner Ersatz für das traditionelle Jahreskonzert sein, das für den 9. Mai geplant war und wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste", fügt er an. Harrer hatte das Video auf der Homepage www.mv-moeckenlohe.de des Musikvereins am vergangenen Samstag online ins Netz gestellt. "Das ist genau der Zeitpunkt, an dem das Jahreskonzert begonnen hätte", erläutert Harrer.

EK