Eichstätt
Gemeinsam vor dem Bildschirm

Eine erste Bilanz über den Fernunterricht am Gabrieli-Gymnasium

07.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:56 Uhr
Unterricht zu Hause: Ein Achtklässler des Gabrieli-Gymnasiums hat sich eine Vorrichtung gebaut, um am Klavier an einer Videokonferenz teilnehmen zu können. −Foto: Thiede

Eichstätt - Es war der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser.

Als vor nunmehr sechs Schulwochen wegen der Corona-Krise zügig die Schulen geschlossen wurden, begann von heute auf morgen der auf technischen Mitteln basierende Fernunterricht.

Nun war digitales Arbeiten in der Schule schon im Vorfeld nicht unbekannt. Aber dass der komplette Präsenzunterricht auf elektronische Weise ersetzt werden musste, das gab es noch nie. Eine große Herausforderung, die am Gabrieli-Gymnasium noch mit zusätzlichen Schwierigkeiten verbunden war. Denn der dort in Musik notwendige Instrumentalunterricht oder auch das gemeinsame Musizieren in den Ensembles erfordern eigentlich zwingend die persönliche Anwesenheit und die unmittelbare Steuerung durch die Lehrkraft.

Hier - wie auch in den anderen Fächern - ging es von Anfang an darum, durch Ausprobieren und Improvisieren aus der Situation das Beste zu machen. Sei es durch Instrumentalvorspiel am Telefon und das Hin- und Herschicken von Audiodateien oder in der nächsten Phase auch durch Videokonferenzen im kleinen Kreis. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt. Um möglichst schnell an den Einstellschrauben des Fernunterrichts insgesamt nachsteuern zu können und damit zu Optimierungen zu kommen, fand noch vor den Osterferien am GG eine breite Befragung von Lehrern und Schülern zu der neuen Unterrichtsform statt.

Dabei zeigte sich, dass dank des Engagements von Lehrern und Schülern schon vieles passt. Positiv erwähnt wurden von Seiten der Schüler zum Beispiel die klaren Aufgabenstellungen und die Versuche der Lehrer, auch über die Kommunikation per Mail (dem am häufigsten gewählten Verbindungsmittel) hinaus einen gewissen persönlichen Onlinekontakt herzustellen. Die Schüler begrüßten zudem ihre neue Flexibilität, wenn es um die selbstständige Einteilung der Arbeitszeit geht. Bei den Lehrern fanden besonders das anhaltende Interesse und der Lerneifer ihrer Schüler Beachtung. Auffallend ist, dass der Fernunterricht sowohl für Lehrer (wenn es zum Beispiel um den Entwurf von Arbeitsblättern geht oder die digitalen Korrekturen, die komplizierter sind als analoge) als auch für Schüler deutlich anstrengender ist als der reguläre Unterricht. Und dass von beiden Seiten mehr Konzentration, aber auch mehr Zeit benötigt wird. Insofern wurde von den Schülern gewünscht, dass nicht zu viele Materialien und zu umfangreiche Arbeitsaufträge gestellt werden. Dies wird mittlerweile von den Lehrern entsprechend berücksichtigt. Auch die wegfallende äußere Struktur durch die Unterrichtsstunden wurde als Nachteil erlebt - nun gilt es, auch zusammen mit den Eltern, ein eigenes System der Arbeitsabläufe zu erstellen.

Ein wichtiger Faktor des Fernunterrichts ist die Technik. Die bei Schülern beliebten und bekannten sozialen Medien wie Skype oder WhatsApp sind aus Datenschutzgründen nicht erlaubt. Die bayerische Lernplattform "mebis" schon, aber diese wird als zu kompliziert, zu träge und zu umständlich geschildert. Nun hat das GG mit "BigBlueButton" und "Jitsi" erlaubte und auch gut bedienbare Videokonferenzsysteme eingerichtet. Wenn aber bei den Schülern zuhause nur ein Computer vorhanden ist, den man sich mit den Geschwistern und den Eltern im Homeoffice-Bereich teilen muss, wenn dann täglich etliche schulische Mails pro Kind eintreffen und noch dazu die Datenleitung langsam ist, stoßen das System und Schüler wie Eltern mitunter an ihre Grenzen.

All diesen Widrigkeiten zum Trotz läuft es insgesamt erstaunlich gut. Und immer wieder kommt es zu überraschenden Ideen, wenn zum Beispiel der Englischkurs den Geburtstag der Queen online feiert und in den vielen Zimmern zeitgleich die britische Nationalhymne ertönt. Doch viele Schüler würden gerne wieder in den Klassenzimmern unterrichtet werden. Wenn dieser Fernunterricht also bislang über den Lernerfolg hinaus eines bewirkt hat, dann eine gestiegene Wertschätzung der Einrichtung Schule als Lernort vor Ort.

EK

Wolfgang Beierl