Wellheim
Geimpft und dann doch positiv

44-jähriger Wellheimer seit Februar geimpft - doch seine Familie steckt sich an und gibt Corona an ihn weiter

04.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:23 Uhr
  −Foto: Foto: Kay Nietfeld/dpa

Wellheim - Die gängige Meinung, "draußen, an der frischen Luft, passiert schon nichts.

Da bist du vor Corona sicher", stimmt so nicht ganz: Das hat ein 44-Jähriger aus Wellheim am eigenen Leib erfahren. Er ist für die Malteser im Einsatz, für den Technischen Hilfsdienst (THW), als Ehrenamtlicher. "Wegen dieses Engagements war ich bei den Ersten, die geimpft wurden", sagt er. "Bereits im Januar und Februar bekam ich in Eichstätt den Wirkstoff Biontech gespritzt. " Doch dann die böse Überraschung: "Vor drei Wochen haben sich meine Frau und meine dreijährige Tochter Enya angesteckt - bei einem Gespräch mit dem Nachbarn, über den Zaun hinweg. " Zwar war bekannt, dass die Nachbarn in Quarantäne leben. Doch: "Alle Sicherheitsmaßnahmen, auch der Abstand, sind eingehalten worden", betont der Familienvater. Die Nachbarn hatten die aggressive englische Mutation des Virus weitergegeben. Das hieß erst einmal Quarantäne. Auch für die positiv getesteten Schwiegereltern, die 300 Meter Luftlinie entfernt wohnen.

Fünf Tage später war der Test auch bei ihm selbst positiv - trotz der Impfung. "Ich hatte leichte Erkältungssymptome und war relativ schnell erschöpft", sagt der 44-Jährige. "Auch die Tochter und meine Frau hatten leichte Symptome. " Bitter für die Ehefrau: "Sie ist Grundschullehrerin und hatte einen Impftermin. Jetzt muss sie ein halbes Jahr warten. " Immerhin: Die Quarantäne ist seit heute für alle Familienmitglieder beendet. So richtig gesund ist die Ehefrau aber noch nicht. Sie leidet immer noch unter heftigem Husten, muss das Telefongespräch immer wieder unterbrechen. "Mein Testergebnis ist negativ", sagt sie. "Und ich sollte ja ab nächster Woche wieder in den Präsenzunterricht. " Sie betreut aber eine 1. Schulklasse, da ist das mit dem Abstand schwierig. Präsenzunterricht mit ihr als Lehrerin könne man Eltern und Kindern eigentlich nicht zumuten.

Skeptisch ist ihr Ehemann nach seinen eigenen Erfahrungen mit dem Virus, wenn er die Überlegungen auf politischer Ebene verfolgt, denen zufolge die Corona-Regeln für Geimpfte und Genesene gelockert werden sollen. Er persönlich hält nichts von solchen Ausnahmen, "solange in der Bevölkerung keine ,Herdenimmunität' erreicht ist". Also 80 Prozent der Bevölkerung mit einem Anti-Covid-Impfstoff gespritzt sind. Auch wenn der 44-Jährige selbst trotz Impfung positiv war, für ihn ist die Impfung der richtige Weg aus der Krise. "Und wenn es nur dabei hilft, keinen schweren Verlauf der Erkrankung durchstehen zu müssen. "

Der Fall des Wellheimers ist selten, aber nicht unwahrscheinlich, wie Manfred Schmidmeier, Pressesprecher im Landratsamt, sagt: "Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es auch durch die Impfung nicht. " Und keiner könne voraussagen, wie die Impfung bei einem Individuum anschlägt. Das stehe unter anderem in Zusammenhang mit der Immunabwehr, mit der Entwicklung von Antikörpern des Einzelnen. Doch: "Durch die Impfung kommt es vermutlich zu einem leichteren Verlauf oder es entwickeln sich unter Umständen gar keine Symptome. " Sicher sei aber, so Schmidmeier: "Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben. "

EK

Angela Wermter