Zandt
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Der gebürtige Zandter Ausdauersportler Richard Neugebauer verschiebt das 24-Stunden-Golfen auf August

25.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:07 Uhr
  −Foto: Wermuth, Archiv

Zandt - Eigentlich wäre der als "Radelnder Postbote" bekannte gebürtige Zandter Richard Neugebauer derzeit mitten in den Vorbereitungen für sein neuestes Vorhaben.

 

Aber das Coronavirus hat auch dem vielseitigen Ausdauersportler einen Strich durch die Rechnung gemacht. Am 20. Juni hätte nämlich der in Ingolstadt wohnende Neugebauer, der schon mit Aktionen im Radfahren, Tennis oder Kegeln immerhin dreimal mit einem Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde auftrumpfte, mit dem Spektakel "24-Stunden-Golfen" sicherlich für Begeisterung gesorgt.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, denn dank des Entgegenkommens von Korbinian Kofler, dem Manager des Wittelsbacher Golfclubs in Neuburg, ist der sportliche Höhepunkt nun auf den August dieses Jahres verschoben. Der genaue Termin steht logischerweise noch nicht fest.

So hat der Ausdauersportler noch Zeit auf der Suche nach weiteren Sponsoren. Immerhin ist der Postbeamte immer nur in Verbindung mit sozialen Aktionen aufgetreten. Nach eigener Auskunft hat der frühere aktive Fußballer, Schiedsrichter, Tennisspieler und Kegler schon 65000 Euro für seine zahlreichen sportlichen Darbietungen an bedürftige Menschen weitergeleitet. Das soll auch in Zukunft nicht anders sein. Neugebauer träumt nämlich schon jetzt von einem weiteren Spektakel, und zwar Ende kommenden Jahres. Da will er mal wieder sein Rennrad auspacken und von Moskau in die Hafenstadt am Pazifik nach Wladiwostok radeln. Das sind stramme 10000 Kilometer, die er am 3. Dezember in Angriff nehmen will. An diesem Tag hat er nämlich Geburtstag, und zwar einen runden. Keiner zweifelt, vor allem Neugebauer selber nicht, dass er da noch die nötige Fitness und Kraft hat. Im Winter dürfte das Vorhaben noch einmal schwieriger werden als zu den wärmeren Jahreszeiten. Da wird es natürlich einmal mehr auf seinen tüchtigen Physiotherapeuten Peter Weigl, einen gebürtigen Gelbelseer, ankommen, der Neugebauer bei seinen bisherigen Abenteuern vorbildlich fit gehalten hat.

 

Was Moskau betrifft, da denkt der Allroundsportler natürlich ins Jahr 1992 zurück. Vor 28 Jahren war Neugebauer nämlich bei seiner allerersten Aktion schon einmal in Russland und ist mit dem Rad über 6430 Kilometer in 36 Tagen von Moskau aus entlang der Transsibirischen Eisenbahn geradelt. Das Ganze lief damals unter dem Aspekt "Völkerverständigung". "Die Sowjetunion war für mich ein gänzlich unbekanntes Land", bekennt Neugebauer heute, und eigentlich hätten ihn die Russen gar nicht fahren lassen, aber durch Vermittlung des Denkendorfers Christian Holtz bekam er schließlich sein Visum. Endziel dieser Fahrt mit dem Rad war schließlich Japan, wo er in Yokohama sogar vom deutschen Kulturattaché empfangen wurde.

In diesen Corona-Tagen hat der Sportler im Übrigen Zeit gefunden, seine bisherigen abenteuerlichen Termine Revue passieren zu lassen. Nach der Radfahrt entlang der Transsibirischen Eisenbahn ist er im Mai 1993 von Hamburg aus mit dem Rad ohne Schlaf ins 900 Kilometer entfernte Garmisch gefahren zugunsten einer Familie, die einen Brandanschlag erlitten hatte. Im Juni 1994 machte er mit dem Rad einen Trip durch die damals noch zwölf Hauptstädte der EU anlässlich der Europawahlen. Es saß damals bis zu 20 Stunden täglich im Sattel. "Das hat mich bislang am meisten geschlaucht", bekennt Neugebauer, der rund zwei Monate brauchte, um sich davon zu erholen.

Dann ging es dreimal ins Guinnessbuch der Rekorde. 632 Kilometer in 24 Stunden fuhr er dabei im April 1997 und im Mai 1998 gabs beim zweiten Eintrag beim Kegeln 19023 Holz bei 3470 Schub in 24 Stunden. Das war zugunsten des Tierschutzvereins Ingolstadt. Nachdem der Extremsportler im Juni 1999 in elf Tagen 4200 Kilometer von Hammerfest bis nach Rom geradelt war, folgte nur einen Monat später der dritte Eintrag ins Guinnessbuch, und zwar diesmal im Bereich Tennis. 24 Stunden lang spielte er ohne Pause gegen stündlich wechselnde Gegner. Der Erlös ging damals an hochwassergeschädigte Ingolstädter.

Unzählige weitere Aktionen startete der abenteuerlustige Postbote. Genannt seien hier nur einige: September 1999 Bayernumrundung per Rad in 50 Stunden nonstop über 1530 Kilometer für die Sternstunden. August 2002 24-Stunden-Unterwasserspinning für die Nationalmannschaft der Rollstuhlfahrer. November 2002 Radeln auf der Zugspitze - 535 Kilometer in 24 Stunden für die Sternstunden. November 2003 Radeln auf der Zugspitze - 1076 Kilometer in 48 Stunden für die Bergwacht. Mai 2004 - 24-Stunden-Radeln in Eichstätt rund um den Berg inklusive 18 Prozent Steigung. Insgesamt 281,95 Kilometer bei 9600 Höhenmetern hat er da geschafft. 1000 Euro gingen an die Nepalhilfe Beilngries. Die jüngste Aktion war im Juni 2018, als Neugebauer von 4.55 bis 21.30 Uhr auf der Golfanlage Neuburg 187 Löcher spielte und bei diesem Dauerlauf 85 Kilometer zurücklegte und dabei 940 Mal den Ball schlug. Mit Golfen soll es nun voraussichtlich im August weitergehen.

EK

Josef Wermuth