Eichstätt
CSU und Grüne gleichauf

Analyse der Ergebnisse der Juniorwahl am Gabrieli-Gymnasium - AfD abgeschlagen

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
Fast 140 Schüler beteiligten sich am Gabrieli-Gymnasium an der Juniorwahl. Schulleiter Adalhard Biederer (von rechts) und Sozialkundelehrer Wolfgang Wollny waren zufrieden. −Foto: Beierl

Eichstätt (EK) Auch die Eichstätter Gymnasiasten waren zum Urnengang aufgerufen: Bei der "Juniorwahl" am Gabrieli-Gymnasium, einem Planspiel, stimmten rund 140 Schüler ab. Die meisten Stimmen bekamen dabei CSU und die Grünen.

Bei dieser Wahl zum Bayerischen Landtag fielen die Ergebnisse doch anders aus als in der Realität: Die Grünen schnitten mit 30,6 Prozent (Summe der Erst- und Zweitstimmen) exakt so stark ab wie die CSU. Und könnten dabei bei einer Koalition mit der SPD und den Freien Wählern sogar den Ministerpräsidenten stellen. Die "Juniorwahl" ist ein Planspiel am Gabrieli-Gymnasium, das Schülern unter 18 Jahren unmittelbar vor der "echten" Wahl die fiktive Teilnahme an der Landtagswahl ermöglicht hat. 138 Jugendliche aus der zehnten Jahrgangsstufe sowie teilweise aus der Q11 nahmen an dieser Aktion teil, die in "bemerkenswert realistischer Weise", wie eine Schülerin bemerkte, die Wahl simulierte.

Sozialkundelehrer Wolfgang Wollny hatte nach einem Sponsoring von der Landtagsabgeordneten Eva Gottstein an der Schule einen Raum als Wahllokal eingerichtet. Es gab eine Wahlurne, Stimmzettel, die ziemlich genau dem Original entsprachen, und auch "offizielle" Wahlhelfer. Was dem Pädagogen beim eigentlichen Wahlvorgang besonders imponierte, war die Tatsache, dass die Schüler das Ganze sehr ernst nahmen und es deshalb fast keine ungültigen Stimmen gegeben hatte. Auch Schulleiter Adalhard Biederer, der vorübergehend als Wahlhelfer fungierte, bestätigte, dass etliche Jugendliche längere Zeit in der Wahlkabine verbracht hätten - was doch für eine gründliche Überlegung spreche.

Der Schulleiter sah die Testwahl als eine positive Möglichkeit, "Jugendliche an die Politik heranzuführen". Auch im neuen Lehrplan spiele politische Orientierung eine große Rolle.

Tatsächlich waren etliche Schüler nach ihren eigenen Angaben auf den Ausgang der eigentlichen Wahl am Sonntag doch sehr gespannt. Dort konnten sie dann im Nachgang sehen, dass die Schüler sowohl bei den Stimmen für die SPD als auch für die FDP und die Linken einigermaßen ähnliche Ergebnisse erzielt hatten. Größere Unterschiede gab es bereits bei den Freien Wählern (die bei der Juniorwahl am GG auf 6,9 Prozent kamen, bei der offiziellen Wahl auf 11,7). Auch die CSU verlor bei der Juniorwahl deutlicher: Statt für 37,2 reichte es am GG nur für 30,6 Prozent. Am deutlichsten waren die Unterschiede für die Grünen. Sagenhafte 30,6 Prozent der Stimmen (statt der echten 17,7) erreichte die Ökopartei am GG. Für die Zehntklässlerin Vanessa Stößl ist dies klar: Gerade die Heranwachsenden seien stark sensibilisiert für Umwelt- und Zukunftsthemen. Und die seien für die Grünen ja die Basis ihrer Entstehung. Und die AfD? In Bayern kam sie auf 10,3 Prozent, am Gabrieli-Gymnasium auf gerade einmal 1,2 Prozent. Auch hier betrieben die Schüler Ursachenforschung. Für Paula Wohlgemuth liegt die Motivation, diese Partei zu wählen, oft im Frust, "den wir in dieser Weise noch nicht haben".

Nach der Juniorwahl als solcher befragt, war der Tenor durchwegs positiv - es habe Spaß gemacht. Den Jugendlichen ist dabei bewusst, dass in nur wenigen Jahren aus diesem Spaß Ernst wird und dann die Wahl als einer der zentralen demokratischen Prozesse zur verantwortungsvollen Pflicht werden sollte.

Wolfgang Beierl