Eichstätt
Beim Fußball ist die Hautfarbe egal

Frederik Hornung aus Obereichstätt war mit dem Programm "Weltwärts" in Sambia

29.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:37 Uhr
Frederik Hornung
Ein richtiges Spiel mit zwei Mannschaften, Toren und Trainern - das hatten sich die Jugendlichen vorgenommen. Was sich nicht besonders anhört, ist es aber doch, denn in Sambia gibt es den organisierten Jugendfußball eigentlich nicht. In einem Schiedsrichterworkshop eignen sich die Interessenten das nötige Wissen an. −Foto: Hornung

Eichstätt/Sambia - Ein Jahr in einem fremden Land in Afrika: Das war mein Ziel, als ich im Januar 2019 mich beim ASC Göttingen beworben habe.

 

Bis zum März 2020 lief das Ganze auch ziemlich reibungslos und so, wie es zu erwarten war. Noch an Silvester habe ich Urlaub mit anderen Freiwilligen in Tansania und auf Sansibar gemacht und kann mich noch an die Nachricht von einem neuartigen Virus im tiefsten China erinnern.

Manchmal haben eben kleine, vermeintlich unwichtige Dinge ein deutlich größeres Ausmaß. Ich selbst hatte in Sambia auch so ein Schlüsselerlebnis: Es war ein normaler Schultag, wir haben unseren Sportunterricht gemacht und nachmittags noch das Fußballtraining und auf dem Weg nach Hause fragt mich ein Kind, ob es für ein Spiel einen Ball ausleihen kann. An sich nichts Ungewöhnliches, da jeden Tag ein bis zwanzig Kinder vor meiner Tür standen, um Bälle fürs Bolzen zu holen.

Doch dieses eine Mal war besonders. Es hörte sich so strukturiert und geplant an, was das Kind von sich gab. Ein richtiges Spiel mit Schiedsrichtern, zwei Mannschaften, Toren und Trainern. Warum hat mich das so verdutzt gemacht? Man muss wissen, dass in Sambia der Erwachsenenfußball ähnlich aufgebaut ist wie in Deutschland, der organisierte Jugendfußball aber quasi nicht existent ist. Aber dann kommen ein paar Jugendliche auf die Idee, das zu ändern. Man sammelt einfach alle Kinder des Dorfes, teilt sie in Mannschaften ein und organisiert einen richtigen Spielbetrieb. Und das hat geklappt. Zumindest teilweise. Aber dieses Engagement hatte mich überzeugt und ich beschloss, mit meinen Verbindungen diese Idee zu fördern. Verbindung Nummer eins war ein Weltwärts-Freiwilliger, der 2017 in Ruanda war, und auch eine Jugendliga ins Leben gerufen hatte. Von ihm holte ich mir sehr viele wertvolle Tipps und Tricks und ließ die Idee in meinem Kopf weiterwachsen.

 

Die zweite Verbindung war unsere Partnerorganisation in Sambia "Sport in Action", die wichtig für die Absicherung bei Verletzungen und bei der Schiedsrichterausbildung war. Verbindung Nummer drei war Deutschland; das soll heißen, dass ich viele Leute in Deutschland kenne, die Sachspenden, aber auch Wissen zur Verfügung stellten. So zum Beispiel der FV Obereichstätt, die DJK Schernfeld, die SR Gruppe Jura Süd, das Sportgeschäft Holzinger sowie die BFV-Sozialstiftung. Deutschland heißt für Sambier aber auch, dass man weiß ist und viel Geld hat. Geld habe ich durch Spenden bekommen und meine Hautfarbe hat mir viel Respekt eingebracht und Türen geöffnet. Ich würde mir wünschen, dass man mich aufgrund meiner Ideen und Person so behandelt hätte und nicht wegen äußerlicher Merkmale - andersrum sollten wir das in Deutschland aber genauso machen! Nach einigen Treffen und arbeitsreichen Wochen waren wir nun so weit, dass ein starkes, nachhaltiges Konzept stand, das die Jugendliga langfristig am Laufen gehalten hätte. Dann kam der erste Spieltag und die Mannschaften waren pünktlich. Nicht "zambian time"-pünktlich (manchmal sind zehn Minuten eine halbe Stunde), nicht "muzungu time"-pünktlich (zehn Minuten sind zehn Minuten), sondern "german time"-pünktlich (in dem Fall 30 min vor der Zeit ist des Deutschen Pünktlichkeit), und es hat geklappt. Die Jugendlichen hatten Spaß.

Dann kam Corona - deshalb mussten wir alle geplanten Spieltage bis auf Weiteres verschieben. Blöd, aber das geht bestimmt schnell vorbei, dachten wir. Als die Nachricht kam, dass wir vielleicht zurück nach Deutschland müssen, wollten wir es immer noch nicht wahrhaben. Als es dann endgültig war, hatten die Schulen in Sambia ihre letzte Woche, bevor sie dann auch schlossen. Damit wären wir quasi arbeitslos gewesen.

Beim Flug hatten wir einen coronatypischen Verlauf; der vierte gebuchte Flug brachte uns dann nach Europa - nach Amsterdam in den Niederlanden, nicht nach Deutschland, weil die Flugstrecken schon alle gecancelt worden waren Ende März. Nach Ankunft musste ich 14 Tage in Quarantäne, weil ich aus Afrika kam. Afrika - ein Riesenkontinent mit so vielen Unterschieden; allein die Zahl der Infizierten ist sehr verschieden, auch wenn es sich um Nachbarländer handelt. In Sambia waren es etwa 13 aktive Fälle pro einer Million Einwohner, in Namibia neun, in Südafrika aber 593.

 

Da mein Weltwärts-Vertrag noch bis August gilt, bin ich noch Freiwilliger und wir haben bald unser Online-Rückkehrerseminar. Das heißt, ich bekomme kein Taschengeld mehr und habe wöchentlich ein paar Online-Meetings zu unseren Projekten. Aktuell sind wir dabei, einen Verein zur Förderung der Jugendligen in Ruanda und Sambia zu gründen.

Wenn sich jemand auskennt - wir bräuchten noch einen Notar, der helfend drüberliest. Außerdem gibt es das Projekt, einen Weltwärts-Freiwilligen aus Sambia Süd-Nord gehen zu lassen - also, dass er in Deutschland seinen Freiwilligendienst absolviert. Das ist eine tolle Sache und bringt nicht nur dem Freiwilligen etwas. Wenn jemand Interesse daran hat, uns zu unterstützen oder mehr wissen möchte, kann er mich über meinen Blog kontaktieren. https://freddyinsambia.wordpress.com/.

Außerdem kann man sich bei ifwd-sport.de direkt bewerben.

EK

Frederik Hornung