Eichstätt
Bedrohlich vibrierende Streicher

Das Sinfonieorchester der KU präsentiert ein Programm, in dem Übersinnliches vertont wird

19.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:50 Uhr
"El Amor brujo ? der Liebeszauber" lautet der Titel eines schaurigen Balletts. Die Geschichte einer jungen Dame, die von einem eifersüchtigen Geistterrorisiert wird, spielt das Sinfonieorchester der Katholischen Universität am Sonntag, 24. Juni, in seinem Benefizkonzert ? Magie und Gruselgeschichten sind das Thema, auch beim dazugehörigen Kinderkonzert am 23. Juni. −Foto: Foto: Poese

Eichstätt (EK) Zauberlehrlinge, Geister und Zombies, Magier und schaurige Gestalten - sie alle tauchen auf in zwei Konzerten des Sinfonieorchester der Katholischen Universität (KU) am Samstag und Sonntag, 23. und 24. Juni. Zu hören ist die Filmmusik zu "Harry Potter" und weniger bekannte Stücke, die aber ähnlich packend klingen.

"Das muss gefährlich klingen", ruft Uwe Sochaczewsky den Streichern zu. Sie spielen "col legno", schlagen mit dem Holz ihres Bogens auf die Saiten. Es entstehen hohe, spröde Töne, die gut in einen Horrorfilm passen würden. Sie würden dann wohl untermalen, wie sich jemand aus dem Dunkel anschleicht. An einer anderen Stelle des Stückes hört man bedrohlich vibrierende Celli und Bässe, das Fagott spielt dazu bedeutungsschwer, ein dramatisches Klarinettenmotiv - und die Flöten und Trompeten fallen ein mit einem flirrenden "ta-daaa". Ist er das, der böse Geist?

Jedenfalls könnte man es sich gut vorstellen, denn die Musik des spanischen Komponisten Manuel de Falla ist derart plastisch, dass die Handlung seines Balletts auch ohne Tänzer lebendig wird. Eine junge Witwe wird darin von dem Geist ihres verstorbenen und sehr eifersüchtigen Mannes drangsaliert - immer genau dann, wenn sie sich auf eine neue Liebe einlassen will. "Sie leidet darunter, dass sie ihn nicht vergessen kann", erklärt der Orchesterleiter Uwe Sochaczewsky. Das soll man in der Musik hören, diese "Last der Liebe". Gegen die schaurige Heimsuchung hilft nur ein magisches Ritual, für dass sich eine Freundin der Geplagten auf ein Rendezvous mit dem Geist einlässt und damit den Bann bricht.

Geschichten über Zauberei, Geister und Übersinnliches haben viele Komponisten zu ihrer Musik inspiriert. Und deren Werke wiederum hat sich das Sinfonieorchester der KU nun für sein Benefizkonzert am Sonntag, 24. Juni, vorgenommen. Der eifersüchtige Geist ist nur eine der Figuren im Programm, dabei sind auch der weltberühmte Zauberschüler Harry Potter und todtraurige Gestalten, noch mehr Gespenster und sogar Zombies.

Harry Potter und damit die Filmmusik von John Williams seien auch wunderbar für ein Kinderkonzert geeignet, erklärt Uwe Sochaczewsky. Das Sinfonieorchester hat in den vergangenen Semestern bereits öfter ein Programm für junge Zuhörer angeboten - so auch diesmal. Am Samstag, 23. Juni, können sie bei freiem Eintritt das Orchester hören. Moderieren werden zwei Studierende des Masterstudiengangs "Inklusive Musikpädagogik/Community Music". Theresa Hürdler und Leon Gaube werden Interessierten einiges über Zauberer und Hexen und die dazugehörige Musik erklären.

Im Benefizkonzert im Alten Stadtheater am darauffolgenden Sonntag werden zusammen mit dem Orchester außerdem eine Sängerin und ein Sprecher auf der Bühne stehen. Die Münchener Mezzosopranistin Merit Ostermann übernimmt die Gesangsparts in "El Amor brujo", dem Stück mit der geistergeplagten Witwe. Der Schauspieler Sebastian Griegel, ebenfalls aus München, kommt bei den "Zwei Melodramen für Sprecher und Orchester" ins Spiel.

Die Werke stammen von Franz Liszt und sind ursprünglich mit Klavierbegleitung gedacht. Uwe Sochaczwesky hat sie für Orchester bearbeitet. Das sei naheliegend gewesen, erklärt der Dirigent. Denn Liszts Musik in den beiden Melodramen sei extrem illustrierend und farbig, "für das 19. Jahrhundert sehr gewagt", findet Sochaczwesky. Da sei an einigen Stellen ganz klar gewesen, dass dort beispielsweise eine Piccolo-Flöte hingehört. Die schaurigen Geschichten um eine verlassene Geliebte, die in ihrem Schmerz Gott verflucht und zur Strafe einen Zombie heiratet, und um einen Wanderer, den der Anblick eines Geistes in den Selbstmord treibt, leben vom Sprecher, meint der Orchesterleiter. Sebastian Griegel wird die zugrundeliegenden deutschen Balladen "Lenore" und "Der traurige Mönch" rezitieren. Sochaczewsky hat zuvor schon mit dem Sprecher zusammengearbeitet und schwärmt von seiner Stimme: "Der trägt das."

Die Stücke, so sehr ihr magische und übersinnlicher Inhalt auch zueinander passt, seien "musikalisch so unterschiedlich, wie es geht", meint der Orchesterleiter. Die Zuhörer im Alten Stadttheater erwarten Balladen, iberische Folklore und moderne Filmmusik.

Katrin Poese