Eichstätt
Bahn frei für Mountainbiker

DAV-Sektion Eichstätt eröffnete MTB-Parcours "Juraflow" auf dem Blumenberg

15.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:34 Uhr
Kaum war der Parcours freigegeben, waren die ersten Biker unterwegs. −Foto: Mayer

Eichstätt (EK) Die gesamte Region Eichstätt sowie der Naturpark Altmühltal sind seit Freitagabend um eine große Attraktion reicher: Am Blumenberg wurde in unmittelbarer Nähe zur Kletterhalle der DAV-Sektion Eichstätt im Beisein zahlreicher Prominenz und vieler schaulustiger Gäste der Mountainbike-Park seiner Bestimmung übergeben.

Alle Redner lobten bei der Feierstunde das Engagement des DAV in höchsten Tönen, dem es gelungen war, den Montainbike-Parcours binnen kürzester Zeit auf die Beine zu stellen. Gerade einmal 70 Tage, in denen über 1000 ehrenamtliche Stunden geleistet wurden, sind seit dem Spatenstich Anfang Juli vergangen. Der Vorsitzende des Eichstätter Alpenvereins Ralf Eiba strahlte deshalb bei der Begrüßung auch mit seinem Stellvertreter, Daniel Seibold, um die Wette. Angesichts des Parks, der ständig wachsenden Zahl von sportbegeisterten Mountainbikern, die auch scharenweise auf den Blumenberg gepilgert waren und die Anlage testen oder besichtigen wollten, kein Wunder.

Dass das Projekt mit einer Investitionssumme von rund 250000 Euro für den Verein nicht stemmbar war, erkläre sich selbstredend, so Eiba in seiner Begrüßung. Deshalb sei man auch auf Finanzierungshilfen in Form von Fördergeldern, Spenden und Sponsoring angewiesen gewesen. Aus dem Topf des Leaderprogramms erhält der Verein 95000 Euro, die Sparkasse steuerte 20000 Euro bei und die gleiche Summe nochmals für den Unterhalt. Vom Landkreis Eichstätt kamen für "Juraflow", so der offizielle Name, ebenfalls 20000 Euro. Hinzu kommen weitere viele private Spenden, ebenso sind die ersten Werbesponsoren bereits auf den Plan getreten, wie die Firmen Velovita, Röll-Trisport, Xterno Bikes, MMS Strobl oder Buchner Mechanik. Eiba dankte auch dem Schernfelder Bürgermeister Ludwig Mayinger und dem Schernfelder Gemeinderat, der "immer ein offenes Ohr für uns hat und hilft, wenn es nötig ist." In erster Linie galt sein Dank natürlich der Familie Bergér, die das Areal dem Alpenverein überlassen hat.

Daniel Seibold stellte das Leuchtturmprojekt in einen größeren Kontext: "Wir haben versucht, den Zeitgeist aufzuspüren und das riesige und weiter wachsende Potenzial des Mountainbiking aufzugreifen, aktiv zu unterstützen, zu fördern und zu lenken." Damit sprach Seibold gleichzeitig ein Problem an, das in den letzten Jahren im Altmühltal immer offener zutage getreten ist, nämlich einerseits der Konflikt mit den Wanderern, welche die gleichen Wege wie die Mountainbiker benutzen, andererseits mit den Waldbesitzern, Förstern und Jägern. "Wenn mehr oder weniger legal oder professionell Strecken und Sprünge in den Wäldern angelegt werden, da war und ist natürlich Streit vorprogrammiert", so Seibold. Gemäß den Grundsätzen und Werte des DAV, gemeinsam mit Freundlichkeit und Toleranz unterwegs zu sein, sehe er die Anlage als ersten Schritt, diesem Dilemma zu begegnen und entgegenwirken zu können.

Zugleich richtete er seinen Blick bereits in die Zukunft, indem er für ein gemeinsames Miteinander warb, wofür es aber die Unterstützung der Politik und der Gemeinden bedürfe. "Helft uns, unsere Region und den Tourismus weiter zu bringen. Wir sind mit unserem Know-how und Tatkraft dabei", appellierte Eiba im Hinblick darauf, ein gemeinsames Wegenetz zu erarbeiten. Beispielhaft nannte er gebaute Trails auf Seitenwegen im Tiefen Tal: Oben verschiedene Schwierigkeiten, unten einfachere Wegeführung für jedermann und mit fantastischen Felshintergründen.

LEADER-Koordinatorin Agnes Stiglmeier vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt, lobte die rasante Abwicklung der Gesamtmaßnahme. Seit Antragstellung am 18. September 2018 sei nicht einmal ein Jahr vergangen und "heute darf ich bereits auf dieses Glanzstück blicken", so Stiglmeier. Sie dankte auch der dem örtlichen Bindeglied, der LAG Altmühl Donau, mit ihrem Vorsitzenden Andreas Birzer und der Geschäftsführerin und LAG-Managerin Lena Deffner für ihren "brennenden" Einsatz. Inzwischen seien 1,4 Millionen Euro an Leadermitteln in die Region geflossen.

Schernfelds Bürgermeister Ludwig Mayinger, auf dessen Gemeindegebiet die Anlage steht, betonte, dass seine Gemeinde sehr schnell durch die Änderung des Flächennutzungsplanes die baurechtlichen Voraussetzungen für den Bau der Anlage geschaffen habe. Der Mountainbike-Park strahle über die Region hinaus, denn neben Anlagen in Erlangen und München gebe es nun eine weitere, nämlich am Mittelpunkt der Erde, in Schernfeld, so Mayinger. Als Vertreter der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt beteuerte Karl-Heinz Schlampp - selbst Schernfelder -, dass das Sponsoring in diese Maßnahme gut investiert sei, vor allem weil "der DAV bewiesen hat, dass er mit Großprojekten sehr professionell umgehen kann, dass das Geld in der Region bleibt, der Jugend zugutekommt und damit bestens angelegt ist."

Die stellvertretende Landrätin Rita Böhm bezeichnete den Standort als "super ausgewählt", denn er sei gut angebunden an die Projekte des Geotourismus. "Wo sonst kann man nebenan noch nach Versteinerungen suchen und die Flora und Fauna genießen?", fragte sie die Runde. Der Landkreis habe dieses Projekt gerne unterstützt, weil es ein wichtiges Tourismusangebot zur Lenkung und Kanalisierung der Biker im weitesten Sinne ist.

Es folgte die Segnung der Anlage durch Pfarrer Franz Remberger und Pfarrerin Evelyn Rhone, die ihre geistlichen Worte in Bezug auf die Bergpredigt in Richtung "Glück" ausrichtete. "Glücklich sind heute diejenigen, die diesen Park erdacht und gebaut haben und alle, die ihn gerne nutzen möchten, freuen sich."

Nachdem die ehemalige Radprofisportlerin Anna Knauer den Schlüssel symbolisch an Platzwart Aljoscha Noack übergeben hatte, konnte es endlich losgehen und die vielen wartenden Mountainbiker nahmen den Parcours mit Table Line, Dirt Line, Pump Track und Kids-Track für sich in Besitz. Bereits bei den ersten Tricks - so heißen die unterschiedlichen Sprungfiguren - stockte so manch einem Zuschauer der Atem, als beim "Superman" beide Füße von den Pedalen genommen und nach hinten weggestreckt wurden, während die Arme das Bike nach vorne wegstrecken. Als besondere Nervenkitzel waren bereits der Backflip (Rückwärtssalto) beziehungsweise der "Motowhip" zu sehen. Hier wird das Fahrrad im Sprung quer zur Bewegungsrichtung gestellt.

Die Nutzung des Mountainbike-Parks ist für jeden Biker kostenlos. Der Eichstätter Alpenverein, so betonte Daniel Seibold schmunzelnd, hätte allerdings nichts dagegen, wenn sich manch ein Mountainbiker für eine Mitgliedschaft beim DAV entscheiden könnte.
 

Edgar Mayer