Eichstätt
Ausdauer als Fundament aller Tugenden

Die Staatliche Berufsschule Eichstätt verabschiedete 252 Schüler und Schülerinnen

23.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:55 Uhr
  −Foto: Kusche

Eichstätt - Die Corona-Pandemie fordert in diesem Jahr auch bei den Abschlussveranstaltungen der Staatlichen Berufsschule Eichstätt ihren Tribut: In nicht weniger als sieben kleinen, aber umso feierlicheren Abschiedsveranstaltungen gratulierten Schulleiter Wendelin Ferstl, Stellvertreterin Eva Hertle und Landrat Alexander Anetsberger 252 Entlassschülern zu ihrem erfolgreichen Berufsschulabschluss.

Zahlreiche Absolventen der verschiedenen Berufsausbildungszweige erhielten während der Abschiedsfeiern auch wieder verschiedene Preise als Jahrgangsbeste.

"Diese Zeiten verlangen schon teilweise viel von uns", so leitete Schulleiter Wendelin Ferstl seine Abschiedsrede an die sieben verschiedenen Absolventengruppen ein, die auf drei Tage verteilt in dieser Woche in ihr Berufsleben entlassen werden. Normalerweise, so betonte er, habe er zu diesem Anlass Ehrengäste, Vertreter verschiedener Ausbildungsbetriebe, Lehrkräfte und Eltern begrüßen können. Auch wenn dies in diesem Jahr nicht möglich gewesen war, so sei es für die Schulleitung nie eine Frage gewesen, die Verabschiedung ihrer Schüler auch mit Einschränkungen in gebührender Weise zu feiern. "Daher lasst uns nicht jammern, sondern uns um Sie, den Anlass unserer heutigen Feier, kümmern", munterte er die Entlassschüler in der umgebauten und mit Abstand bestuhlten Aula auf.

Ferstl gratulierte seinen Schülerinnen und Schülern zu den großen Leistungen, die die Absolventen mit Bestehen ihrer Abschlussprüfungen erbracht hätten. "Erfolge fallen nicht vom Himmel", betonte der Schulleiter und nahm damit Bezug auf die großen Anstrengungen der Berufsschüler für das erfolgreiche Bestehen der Abschlussprüfungen. Als zweiter Erfolgsfaktor habe aber auch das passende Umfeld - Eltern, Freunde, Kollegen des Ausbildungsbetriebs und die Berufsschullehrkräfte - einen wesentlichen Beitrag geleistet. Dankesworte richtete Ferstl auch an den Landkreis als Sachaufwandsträger der Berufsschule, der der beruflichen Bildung im Landkreis Eichstätt einen so hohen Stellenwert beimesse.

Mit einigen Gedanken und drei Ratschlägen für die berufliche Zukunft verabschiedete der Schulleiter schließlich seine Entlassschüler. Zwar feierten diese heute ihren Berufsschulabschluss, doch das eigentliche Lernen beginne nach der Ausbildung erst: im Betrieb, in der Berufsoberschule, einer anderen Weiterbildungsinstitution oder bei betrieblichen Weiterbildungen. Daher riet Ferstl: "Packen Sie an, wovon Sie überzeugt sind! " Nur wer in der stetig sich verändernden Berufswelt mitgehe, könne sich behaupten und erfolgreich sein. "Gehen Sie mit der Zeit", so lautete daher auch der zweite Rat des Schulleiters und er rief zu Flexibilität und Offenheit auf. Eine intakte Gesellschaft, für die materieller Wohlstand allein kein Indiz sei, benötige auch verantwortungsvoll Engagierte in Sport, Umweltschutz, Jugendarbeit oder Menschenrechtsarbeit, betonte Ferstl. "Bleiben Sie interessiert, kritisch und aktiv", gab er seinen Absolventen als dritten Rat mit auf den Weg und wünschte ihnen abschließend Glück, einen starken Willen, Tatkraft und Gottes Segen.

Per Video-Botschaft übermittelte auch Landrat Alexander Anetsberger seine Glückwünsche an die Entlassschüler und gratulierte ihnen zu ihrem erfolgreichen Abschluss sowie zahlreichen Sonderpreisen. Gerade das ausgehende Schuljahr sei stark von der Corona-Pandemie geprägt worden; dennoch hätten alle Schüler wie auch die Ausbildungsbetriebe die neuen Anforderungen bestens gemeistert, so der Landrat. Gerade daher könnten die Absolventen, ihre Eltern und nicht zuletzt er selbst als Landrat sehr stolz auf den erfolgreichen Berufsschulabschluss sein: "Sie haben Ausdauer und Durchhaltevermögen bewiesen, Sie haben die Chance erfolgreich genutzt und Ihre Lehrer und Meister überzeugt", betonte Anetsberger. Die Absolventen seien nun in der glücklichen Lage, als gut ausgebildete Fachkräfte eine große Auswahl unter möglichen Arbeitgebern, vor allem mittelständischen Handwerksbetrieben, zu haben. Denn der regionale Arbeitsmarkt suche händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Sowohl das engagierte Lehrerkollegium als auch die hervorragenden Lernbedingungen hätten dazu beigetragen, dass die Absolventen auf eine gute Ausbildung zurückschauen könnten, so der Landrat. Der Landkreis Eichstätt habe allein in den dritten und letzten Bauabschnitt rund 20 Millionen Euro für neue Werkstätten Bau/Holz/Naturwerkstein sowie eine neue Turnhalle und einen Klassentrakt für die Berufsvorbereitung investiert, erläuterte Anetsberger. Mit guten Wünschen und einem Zitat des französischen Philosophen Honoré de Balzac verabschiedete der Landrat die Entlassschüler: "Ausdauer ist das Fundament aller Tugenden. "

Auch ein geistlicher Impuls von Lehrkraft Sepp Heinloth war in diesem Jahr Teil der Abschlussfeierlichkeiten, wenngleich auch nicht in persönlicher, sondern schriftlicher Form. Mit Bezug auf ein afrikanisches Märchen von der Palme und dem Stein lenkte Heinloth den Blick zurück auf die Berufsausbildungszeit, in der privat wie beruflich immer wieder auch Steine auf dem Weg der heutigen Absolventen gelegen hätten. Jeder Stein, so betonte Heinloth, mache stark und lebenstüchtig, doch seien viele Herausforderungen nur schwerlich allein, sondern nur mit Unterstützung und Hilfe zu bewältigen. In Anlehnung an das Märchen wünschte Heinloth daher allen Absolventen "Sonnenglut aus der Höhe" in Form von freundlichen Worten von Kollegen, dem Wissen, Fehler machen zu können, und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Ergänzend verwies er auf die Bedeutung der "Wurzeln" der Familie, Freunde und Schulzeit, die Halt geben, und dem "Wasser aus der Tiefe", das uns zeige, dass wir nie allein sind, sondern immer eine Kraft da sei, uns aufzufangen und zu tragen.

EK