Eichstätt
Aus dem Wald in die Politik

Quereinsteiger und BP-Kandidat Wolfgang Distler will Eigenverantwortung und Eigentumsrechte stärken

20.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
Hermann Redl
Herr und Hund: Wolfgang Distler mit seinem 14 Wochen alten schwedischen Dachsbracken Raphael, den es noch zu erziehen gilt. −Foto: Foto: Redl

Eichstätt/Hofstetten (EK) Er ist nicht der Mann der lauten Töne und reißerischen Schlagworte. Wolfgang Distler spricht leise, überlegt, wägt ab. Unscheinbar, möchte man ihn auf den ersten Blick nennen. Einer, der nicht unbedingt hinters Rednerpult gehört, sondern durch Arbeit überzeugt. Dennoch: Der 42-jährige Diplomingenieur (HF) Forst aus Hofstetten tritt bei den Landtagswahlen als Direktkandidat im Stimmkreis Eichstätt für die Bayernpartei an.

Distler ist Quereinsteiger. Geboren in der etwa 200 Einwohner zählenden Ortschaft mit dem für ihn bezeichnenden Namen Forst (Gemeinde Sengenthal, Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz) , wuchs er als ältestes von fünf Geschwistern auf einem Bauernhof auf. Nach der Grundschule ging er den Weg über die Realschule und die Fachoberschule zum Studium der Forstwissenschaft an der Fachhochschule Freising. Dem Abschluss als Diplomingenieur (FH) im Jahr 2001 folgte die "übliche Wanderzeit", wie er sagt. 2011 kam er nach Hofstetten und betreut seitdem das Revier Hofstetten/Gungolding, das zum Forstbetrieb Kipfenberg gehört. Etwa 1850 Hektar Staatswald stehen unter seiner Verantwortung. Distler ist mit einer Moldawierin verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder im Alter von einem und drei Jahren - zwei Mädchen, wie er mit Stolz sagt.

Warum die Politik? Und warum die Bayernpartei? Heger und Pfleger von Wald und Wild, Naturschützer und Landwirtskinder sind doch eher bei den Grünen angesiedelt, so die gängige Vorstellung? Distler wehrt ab. Er kann nicht so recht mit den "etablierten Parteien", mit "Berufspolitikern", die den "Bezug zur Arbeitswelt verloren haben", die, wie er sagt, eine "Kaderschmiede seit ihrer Jugend durchlaufen haben", die zu "Parteisoldaten" geworden seien, um Karriere zu machen. Das sei, so erklärt er, "nix für ihn".

Aber er wollte etwas tun, sich politisch engagieren. "Nur zu jammern und klagen, ist nicht der richtige Weg", ist er überzeugt. Denn "durch unseren zunehmenden Wohlstand engagieren sich immer weniger Menschen in der Politik und für die Politik". Das sei "zu lange gut gegangen".

Auf der Suche nach einem Ort, an dem er selbst sich einmischen kann, kam er zur Bayernpartei, deren Mitglied er seit 2014 ist. Die BP deshalb, "weil die die Eigenverantwortung und damit auch die Eigentumsrechte wieder stärken will". Distler geht es darum, dass der Landwirt von dem Stück Land, das er besitzt, wieder leben kann, dass ein Familienvater oder eine Familienmutter von seiner/ihrer Arbeit, die er/sie täglich leistet, so viel Einkommen hat, dass ein einziger Verdienst reicht, um gut leben und wohnen zu können. Kinder schon mit unter einem Jahr in einer Krippe abzugeben, sieht er "kritisch".

Distler vertritt ein "konservatives Familienbild". Das gehört für ihn ebenso zum Parteiprogramm wie der Schutz der Natur und der Heimat. Letzterer übrigens, ohne sich ein "schlechtes Gewissen machen zu müssen, wenn eine Fichte gefällt und mit Gewinn verkauft wird". Die Summe, sagt der Forstmann, "zwischen Natur und Wirtschaft muss passen." Da sieht er bei der einen oder anderen konkurrierenden Partei ein "ideologisches Scheuklappendenken". Eigenverantwortung und Eigentumsrechte stärken verbindet Distler auch mit gerechteren Abgaben und Steuern. Der Bruttoverdienst in Deutschland sei in der Regel ja ganz gut. Aber was "netto übrigbleibt" sei nicht hinnehmbar. Viel zu viel Geld gehe nach Berlin oder Brüssel, kritisiert er. Und viel zu viel Geld fließe in viel zu viele Kanäle. "Ich bin nicht der Meinung, dass Deutschland die ganze Welt retten muss", sagt Distler.

Deshalb tritt er wie die Bayernpartei für ein "eigenständiges Bayern" ein - raus aus der politischen Gängelung durch Berlin, gegen einen Zentralismus. Ein "Fan" einer Monarchie nach König Ludwig sei er zwar nicht, aber eine gemischte Staatsform aus Demokratie und Monarchie könne er sich schon vorstellen. Demokratien wählten ihre Vertreter auf Zeit, was dazu führe, dass diese nur für eine Wahlperiode dächten, begründet Distler seine Einstellung.

Seine Gedanken macht sich Wolfgang Distler häufig bei der Jagd. Auf dem Hochstand sitzend lässt er die "Seele baumeln" und liest dann und wann auch ein Buch - E-Book macht es möglich. Meist sind es philosophische Werke oder für den Sprachunterricht. Der Forstmann spricht bereits Englisch, Französisch und Spanisch, ein paar Brocken Arabisch und lernt jetzt vor allem Russisch. Denn seine beiden Kinder sollen zweisprachig aufwachsen.

Hoffnungen auf einen Einzug in den Bayerischen Landtag macht er sich wenig. Aber seiner Partei traut er zu, "die Fünf-Prozent-Hürde zu packen - wenn alles gut läuft".
 

Hermann Redl