Eichstätt
Auftakt zum Pedetti-Jahr

Besondere Stadtführung beleuchtete die Werke und die Bedeutung des Barockbaumeisters für Eichstätt

22.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:43 Uhr
Lukas Schönach
Die Mariensäule am Residenzplatz ist eines der bekanntesten Werke Pedettis in Eichstätt. −Foto: Schönach

Eichstätt (EK) Die Stadtführerinnen und Stadtführer wählten den 14. April für die Veranstaltung "Pedetti - und seinen glanzvollen Werke" ganz bewusst. "Auf den Tag genau vor 269 Jahren trat er seinen Dienst in Eichstätt an", erklärt Hedwig Kölle, die die Reise durch den Eichstätter Barock mitorganisiert hat.

Pedetti gab der Stadt Eichstätt den letzten Schliff, war ein begnadeter Zeichner und führte die Werke seines Vorgängers Gabriel de Gabrieli zu Ende. Auf acht Stationen wurden den Besuchern die Bauten des italienischen Architekten Maurizio Pedetti näher gebracht. "Im Rahmen des Jubiläumsjahres 300 Jahre Pedetti ist das aber nur die Auftaktveranstaltung, es werden noch weitere folgen", so Kölle.

Den Anfang machten Edeltraud Meier im Treppenhaus der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz, dem heutigen Landratsamt, und Anna Hoffart. Sie präsentierte den Spiegelsaal. Beide betonten die kreativen Lösungen des Platzproblems und den angebrachten Stuck. "Im Spiegelsaal sind verschiedene Geschichten des römischen Dichters Ovid eingearbeitet", so Hoffart.Dass der hiesige Residenzplatz keine geometrische Form hatte, also weder rund noch quadratisch, war für den Hofbaudirektor die größte Herausforderung. Der Stadtführer Ulrich Heider schwärmte bei dieser Station vor allem von der prachtvollen Mariensäule, die mit 22 Metern knapp zehn Meter größer als die in München sei. "Außerdem ist hier auch Einfluss aus Italien festzustellen", berichtet Heider. Er nimmt dabei auf den barocken "Piazza Navona" in Rom Bezug.

Nicht nur große barocke Bauten, auch Grabdenkmäler einflussreicher Persönlichkeiten erschuf Maurizio Pedetti in Eichstätt. Im Dom erklärte Pia Zecherle den Besuchern den Übergang zwischen der Epoche des Rokoko zu der des Klassizismus: "Innerhalb von nur 15 Jahren vollzog sich dieser Wandel." Zu sehen ist das an den Denkmälern von Dompropst Wilhelm Marquard Graf von Schönborn und Fürstbischof Raymund Anton Graf von Strasoldo. "Deutlich wird das am zweiten Grabmal, das kaum Bewegung und keine blumenartigen Verzierungen mehr aufweist. Typisch für den Klassizismus."Aus dieser Epoche stammt auch die ehemalige Domdechantei. Sie ist vom Leonrodplatz besonders gut zu erkennen, von dort aus erklärte Ursel Hirsch das Gebäude. "Dazu gibt es keine Zeichnungen Pedettis, nur urkundliche Erwähnungen", so Hirsch. Gerade die rechteckigen Fenster, die in eine Art rechteckiges Schema eingefügt worden sind, seien dabei wieder ein charakteristisches Merkmal für den klassizistischen Stil.

Einer Grotte habe der Architekt im mittleren Pavillon des Hofgartens nachempfunden, befand Monika Margraf beim nächsten Punkt. An der Decke des offen gestalteten Bauwerks erkennt sie eine thematische Verbindung: "Dort sind vor allem Lebewesen zu sehen, die sich gerne am Wasser aufhalten. Eine Symbiose mit dem Springbrunnen und seiner Wasserfontäne." Die Gemälde im Pavillon stammen von Michael Franz, Jakob Berg gestaltete den Stuck.Insgesamt 100000 Gulden (umgerechnet 25 Millionen Euro) von zwei Spendern wurden zur Verfügung gestellt, um das Eichstätter Waisenhaus errichten zu lassen. "Wobei Pedetti zwei Privathäuser zusammengefügt hat, die schon vorhanden waren", sagte Elisabeth Graf. Durch flach hervorgetretene Mauerstreifen, den sogenannten Lisenen, hat der Hofbaudirektor eine Rasteroptik geschaffen. "Das war notwendig, weil die Fensterachsen nicht gleichmäßig verteilt worden waren."

In direkter Nachbarschaft kaufte Maurizio Pedetti ein Wohnhaus für sich und seine Familie. "Er war finanziell trotz seiner Anstellung nicht auf Rosen gebettet. Mehrmals suchte er Unterstützung beim Fürstbischof", erklärte Hedwig Kölle. Seine typischen Elemente sind auch hier wieder zu erkennen: Rustizierungen und Lisenen schmücken das Bauwerk, den er aus finanziellen Gründen jedoch bald wieder verkaufen musste.

Lukas Schönach