Schernfeld
Auf der Suche nach der besten Route

Spaßwettkampf läutete wieder diesjährige Hallensaison im Kletterzentrum "Jurabloc" ein

16.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Bei der "BlocSession" nahmen heuer 29 Wettkämpfer teil. Oben: Lukas Moßner. −Foto: Schiavone

Schernfeld (EK) Am Samstag fand zum zweiten Mal der Kletterwettkampf "BlocSession" im Kletterzentrum des Alpenvereins auf dem Blumenberg statt. 29 Teilnehmer stellten sich dabei der 780 Quadratmeter großen Kletterfläche im Innenbereich der Halle.

Nicht nur aus Eichstätt, sondern aus ganz Bayern sind sie gekommen, um den Saisonauftakt im Kletterzentrum des Eichstätter Alpenvereins zu feiern. Denn die neuen Routen an der Wand werden im Wettkampf zum ersten Mal überhaupt gestiegen. Das macht das Kräftemessen für alle Starter umso spannender, egal ob Kletterer vom DAV Eichstätt oder von außerhalb.

Ein gute Gelegenheit, um die neuen Kletterrouten einzuweihen, wie Hallenleiter Markus Willms erklärt: "In der Sommerpause nehmen wir alle Griffe raus, waschen sie und lassen von Profischraubern ganz neue Routen einsetzen. Das machen wir immer vor Beginn der neuen Saison." An diesem Tag ist Willms nicht nur als Hallenleiter im Dauereinsatz, sondern auch als Chefkoch, Gastwirt und Organisator. Ständig spurtet er zwischen den drei Stockwerken der Kletterhalle hin und her.

In der Vorrunde wird noch in Eigenregie gebouldert, geklettert und bewertet. Während beim Bouldern, dem Klettern an niedrigen Wänden ohne Seil, unbegrenzt viele Versuche zur Verfügung stehen, haben die Teilnehmer an der hohen Wand nur jeweils einen Versuch für die drei selbst gewählten Seiltouren - ohne den Schwierigkeitsgrad ihrer Route zu kennen. Dann nehmen die ersten Teilnehmer ihre Route auf.

Der 45-jährige Franz Alt aus Pfaffenhofen ist einer von ihnen: "Für mich ist Klettern wie das Knobeln mit dem Zauberwürfel. Man steigt und probiert Griffe und Bewegungen so lange, bis man das Rätsel gelöst hat. Aber ein solcher Wettkampf ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch die Möglichkeit, die eigenen Grenzen zu überschreiten. Die Route und deren Schwierigkeitsgrad sind unbekannt, da muss man sich jeden Griff schon gut überlegen und die Kräfte gut einteilen, denn man hat auch nur einen Versuch für eine Route."

Ein Flyer im Pfaffenhofener Kletterzentrum hat ihn auf die "BlocSession" in Eichstätt aufmerksam gemacht. Ins Finale hat er es nicht geschafft. Dafür aber eine befreundete Kletterin: die Münchnerin Rong Li tritt im Frauenfinale an. Rong Li ist erschöpft, aber glücklich über ihren Einzug ins Finale. In drei Wertungsgruppen ist der Wettkampf eingeteilt. Neben dem Frauen-Finale stehen sich im Advanced-Finale die drei Kletterer mit der höchsten Punktzahl gegenüber. Im Rookie-Finale treten hingegen alle Teilnehmer mit der höchsten Durchschnittspunktzahl gegeneinander an, wodurch auch Amateure eine Chance haben im Finale zu stehen, denn die Einordnung ergibt sich aus der Stärke des gesamten Teilnehmerfeldes.

Kurz vor 19 Uhr wird es still in der Halle, als Moderator Andreas Lindermeier die Finalisten bekannt gibt. Los geht es mit dem Finale der Frauen. Rong Li macht den Anfang, doch die Kraft verlässt sie ab Mitte der Route. Das Frauenfinale gewinnt stattdessen die 28-jährige Tanja Brauner, die sichtlich überrascht ist über ihren Sieg an der Wand: "Ich bin baff. Denn eigentlich bin ich ja Boulderin und wirklich schon lange nicht mehr eine Seiltour geklettert."

Richtig spannend wird es abschließend im Advanced-Finale. Zwei Konkurrenten klettern die schwarze Route bis an die Decke der Halle durch.

Einer von ihnen ist der 24-jährige Mittelfranke Lukas Moßner. Er klettert regelmäßig in Eichstätt und hat mit dem seinen Einzug ins Grandfinale gar nicht gerechnet: "Ich habe mir die schwarze Route oben gar nicht mehr angeschaut, weil ich nicht dachte, dass ich überhaupt so weit komme." Im Stechen tritt Lukas gegen Michael Ruthingsdorfer an, einen der stärksten Kletterer in Eichstätt. Moderator Andreas Lindermeier gibt die Kletterroute des Grandfinale bekannt: Schwierigkeitsgrad Zehnminus. Die roten, kleinen Griffe am rechten Rand der Kletterhalle zählen zu einer der anspruchsvollsten Routen der Eichstätter Kletterhalle, gespickt mit Überhängen und einem ungleichmäßigen Kletterverlauf. Die zwei Konkurrenten haben nur kurz Zeit, um die Seilroute zu begutachten.

Lukas Moßner macht den Anfang. Mehrmals atmet er tief durch, streicht sich über das Gesicht und setzt seine Brille auf, ehe er die ersten Griffe an der Wand macht. Jeder Griff ist durchdacht und wird langsamer durchgeführt, als bei der vorherigen Route. Sein Konkurrent hört währenddessen nur die Rufe des Publikums. Inmitten der Route rutscht Lukas ab.Michael Ruthingsdorfer wittert jetzt seine Chance. Im vergangenen Jahr hat er bereits den zweiten Platz belegt. Heute will er gewinnen. Ruthingsdorfer ist bereit, sein Kampfgeist geweckt. Er zieht sein T-Shirt aus und klettert mit freiem Oberkörper. Die Halle tobt. Seine Freundin Lena hat im Frauenfinale den zweiten Platz gemacht und feuert ihn vom Boden aus an. Trotz nachlassender Kraft macht er immer wieder kurze Pausen, lässt den Blick über die Wand auf die nächsten Griffe schweifen, ehe er weiterklettert. Michael Ruthingsdorfer kommt weit, schafft Zweidrittel der Route, bevor ihn die Kräfte verlassen und er abrutscht. Doch er hat es geschafft, er hat gewonnen.

Obwohl die BlocSession ein reiner Spaßwettbewerb ist, sind alle Finalisten sichtlich glücklich und stolz darauf, die eigenen Grenzen ausgelotet zu haben. Bei der anschließenden Siegerehrung gibt es Sachpreise für alle Finalisten, ehe abends bei der After-Show-Party der gelungene Saisonauftakt noch gebührend gefeiert wird.