Wellheim
Auf Spurensuche

Beim Tag des offenen Museums im Wellheimer Torbogenhaus gab es viel zu entdecken

18.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:07 Uhr
Melanie Pruis-Obel
Viele Gäste aus der Gemeinde und Umgebung hatten sich im Wellheimer Torbogenhaus zum Museumstag eingefunden. −Foto: Pruis-Obel, Melanie, Wellheim

Wellheim (EK) Unter dem Motto "Netzwerk Museum - neue Wege, neue Besucher" hatte der Tourismusverein Wellheim zu seinem Tag des offenen Museums ins Torbogenhaus eingeladen. Zugleich wurde die Sonderausstellung "Klettern" eröffnet.

"Acht Jahre lang bin ich als Kind jeden Tag durch den Torbogen gegangen und bin doch noch nie im Museum drin gewesen", erinnerte sich Albin Deschler, mittlerweile ein gestandenes Mannsbild, an seinen Schulweg von Gammersfeld herunter nach Wellheim. "Es kann doch nicht sein, dass man sowas immer wieder aufschiebt." Den Museumstag hatte er, der mittlerweile in Mörnsheim lebt, nun zum Anlass genommen, um gemeinsam mit seiner Frau auf Spurensuche zu gehen. Und begegnete dabei gleich völlig unerwartet seinem alten Schulfreund Edmund Hausfelder wieder, der als Heimatforscher den Tourismusverein mit seinem Wissen unterstützte und die Besucher mit einem Vortrag zur Historie Wellheims begeisterte.

So wurden alte Bande wieder geknüpft und Erinnerungen ausgetauscht. Erinnerungen hatte auch eine ältere Dame aus Neuburg mit dabei. Im Gespräch mit Anton Wiedenbauer vom Tourismusverein, der die viel gelobte Sonderausstellung "Klettern" konzipiert hat und selbst begeisterter Kletterer ist, erzählte sie davon, wie sie den damals 14-jährigen Lothar Brandler, Ende der 1950er Jahre aus der damaligen DDR kommend, bei sich aufgenommen hatte.

Eben jener Lothar Brandler, der sich als Kletterer, Bergsteiger und Bergfilmer einen Namen gemacht und dem Schnippelriss an der Konsteiner Wand seinen Namen gegeben hat. In einem vom Bayerischen Rundfunk zur Verfügung gestellten Filmausschnitt ist zu sehen, wie Brandler als über 70-jähriger zusammen mit Daniel Gebel, einem jungen Profikletterer, der früher auch in Wellheim zu Hause war, diesen Schnippelriss noch einmal klettert. Auf verschiedenen Schautafeln ist die Geschichte des weit über die Region hinaus bekannten Konsteiner Klettergebiets dargestellt, ein Kurzfilm sowie Zeitungsausschnitte erinnern an das legendäre internationale Klettertreffen 1981 mit allen damaligen Größen dieses Sports. Außerdem können die Besucher die notwendige Ausrüstung kennenlernen sowie mit QR-Codes weitere Informationen digital abrufen.

Wiedenbauer hatte sein komplettes Equipment dabei und erklärte interessierten Besucher die Funktionsweise und wie man sich gut sichert. Wer wollte, konnte sich an verschiedenen Knoten versuchen und bei einem Quiz Fragen rund ums Klettern beantworten. Aber auch die anderen Ausstellungsobjekte, archäologische Spuren aus verschiedenen Epochen, etwa Funde aus Grabhügelfeldern der Bronze- und Hallstattzeit, Relikte der Kelten und Münzschätze sowie Fragmente eines Schwertes aus der Römerzeit sowie viele Exponate aus der ehemaligen Glashütte von Konstein, fanden reges Interesse.

Wolfgang Christl, Heimatforscher und Hobbyarchäologe, führte mit viel Detailkenntnis zu den Exponaten durchs Museum und nahm sich sogar die Zeit, einer Besucherin Fundstücke zu erklären, die sie selbst mitgebracht hatte. Ein Ehepaar aus dem benachbarten Rennertshofen äußerte sich beim Betrachten der ausgestellten Keramikobjekte begeistert, "wie exakt früher schon gearbeitet wurde". Auch sie wollen sich "wieder mehr mit unserer Geschichte befassen".

Im Garten vor dem Museum bewirtete der Tourismusverein die zahlreichen Gäste mit Kaffee, Kuchen und kalten Getränken. So mancher Besucher machte sich anschließend noch auf den Weg zur barocken Kreuzelbergkapelle, die, nach einem Aufstieg entlang des Kreuzweges mit 14 Stationen, mit einer herrlichen Aussicht über das Urdonautal belohnt. Die Kapelle ist übrigens das ganze Jahr über zugänglich, den Schlüssel erhält man in der Tourist-Information zu den regulären Öffnungszeiten.

Melanie Pruis-Obel