Eichstätt
Flüchtlingsrat: Abschiebung von Minderjähriger steht kurz bevor

30.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:07 Uhr

Eichstätt (EK) Eine junge Frau namens Yusuf Yusra befindet sich seit September in Abschiebehaft in Eichstätt und soll am Mittwoch, 5. Dezember, nach Äthiopien abgeschoben werden.

Dies teilt der Münchner Flüchtlingsrat mit. Demnach sei die junge Frau aus ihrem Heimatland Eritrea geflohen, weil sie dort zwangsverheiratet werden sollte. Mit 15 erreichte sie Deutschland und wurde dort nach einer Altersfeststellung in der Jugendhilfe aufgenommen, denn unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten als besonders schutzbedürftig.

Im Asylrecht ist es eigentlich nicht vorgesehen, dass unbegleitete Minderjährige in Abschiebehaft sitzen und erst recht nicht, dass sie abgeschoben werden, so der Flüchtlingsrat. Doch Yusuf Yusra sei mit falschem Pass eingereist, der ihr einen anderen Namen zuwies und sie 27 Jahre alt machte. Anders wäre es ihr nicht möglich gewesen zu fliehen, "aber diesen Umstand nutzte das Bundesamt für Flüchtlinge dazu, ihren Asylantrag abzulehnen, ihr Identitätsbetrug vorzuwerfen und sie zu inhaftieren". Den Behörden und Gerichten scheine es dabei unbedeutend, dass das Jugendamt sie wiederholt für minderjährig eingestuft habe und eine Geburtsurkunde mit ihrer wahren Identität vorliege. Ihr werde vorgeworfen, absichtlich über ihre Identität getäuscht zu haben, und auch ihre Asylgründe scheinen damit unglaubwürdig. Anstatt einen medizinischen Altersfeststellungstest zu genehmigen, verwiesen Behörde und Gericht laut Flüchtlingsrat auf den Pass und sähen diesen Beweis als so schwerwiegend, dass alle anderen Tatsachen, die gegen eine Volljährigkeit sprechen, wertlos seien.

"Der Fall von Yusuf ist grausam, und ihr läuft die Zeit weg", betont Loulou Kinski vom Münchner Flüchtlingsrat. "Der jungen Frau sollte Schutz gewährt werden, bis ihr Alter zweifelsfrei feststeht. Dazu muss ihr eine Chance gegeben werden, einen Originalpass zu beantragen oder eine medizinische Altersfeststellung durchzuführen. Beides wird ihr durch die Abschiebehaft unmöglich gemacht. " Stattdessen plane die Ausländerbehörde in Zusammenarbeit mit äthiopischen Behörden ihre zeitnahe Abschiebung.

Der Münchner Flüchtlingsrat fordert die sofortige Entlassung von Yusuf Yusra aus der Abschiebehaft und eine Aussetzung der Abschiebung, bis das Alter eindeutig geklärt wird.