Eichstätt
Die Grenzen abbauen

An der Staatlichen Berufsschule fand der Projekttag mit Flüchtlingen und Regelklassen statt

12.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:05 Uhr
"Wie könnte man uns mit drei Wörtern beschreiben?" war eine der Fragen beim Projekttag der Staatlichen Berufsschule, der mit Flüchtlings- und Regelklassen stattfand. −Foto: Fotos: Damböck

Eichstätt (EK) "Geben und Nehmen" war der Titel des "Projekttages mit Film", der mit einer Regelklasse sowie einer Berufsintegrationsklasse an der Staatlichen Berufsschule Eichstätt stattfand.

Der Verein Mischkultur aus Regensburg veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Jugendsozialarbeit an der Berufsschule, getragen durch das Kolping-Bildungswerk Eichstätt, den die Flüchtlingsklassen betreuenden sozialpädagogischen Fachkräften des Eichstätter Kreisjugendrings sowie den Lehrkräften der teilnehmenden Klassen den Projekttag.

Das Ziel, die Grenzen zwischen den Klassen für junge Geflüchtete und Regelklassen abzubauen und alle Beteiligten miteinander ins Gespräch zu bringen, stand dabei im Fokus. Beide Seiten lernten sich besser kennen und diskutierten offen die jeweiligen Erwartungen und Ängste. Dadurch sollte Verständnis für die Situation des jeweils Fremden geweckt werden. Langfristiges Ziel ist die Integration von Geflüchteten innerhalb und außerhalb der Schule.

Nach begrüßenden Worten des Schulleiters Wendelin Ferstl moderierten Volker Dietl und Werner Damböck vom Verein Mischkultur die abwechslungsreichen Einheiten: Ein erster Austausch zu den Ausbildungsberufen der Regelklasse und den beruflichen Plänen der Geflüchteten deckte einige Gemeinsamkeiten auf und nahm anfängliche Berührungsängste. Mittels Fragebögen erfolgte ein Perspektivwechsel: So beantworteten beispielsweise die Schüler der Regelklasse, welche Dinge sie mitnehmen würden, müssten sie fliehen. Danach wurden die Teilnehmenden in einem interaktiven Quiz mit kontroversen Zitaten konfrontiert und zum interkulturellen Austausch angeregt. Es folgte der Dokumentarfilm "Jahfandu" über zwei junge Flüchtlinge. Das Gesehene wurde anhand von Fragen wie "Wie strikt sollen Regeln an Schulen für Flüchtlinge angewendet werden?" diskutiert. Abschließend wurde der Fragebogen ausgewertet. Dabei wurden Tendenzen in den Antworten reflektiert und exemplarische Zitate diskutiert. Die projekttagbegleitende Ausstellung "Asyl ist Menschenrecht" von Pro Asyl in der Schulaula lieferte weitere Hintergrundinfos zur Situation von Geflüchteten.

Der Dokumentarfilm "Jahfandu" beobachtete über ein halbes Jahr lang entscheidende Entwicklungen im Leben von zwei jungen Flüchtlingen in Bayern. Der Fokus liegt dabei nicht auf der politischen Diskussion, sondern auf der Wirklichkeit der Betroffenen. Die beiden Protagonisten schlagen sich als Außenseiter auf der Suche nach Arbeit oder Ausbildung an der Schule durch. Ihr Herz schlägt für die Musik. Sie besuchen Workshops und ein Tonstudio und produzieren ein Musikvideo. Die Öffentlichkeit wird durch Konzerte zunehmend auf die beiden aufmerksam. Daneben hoffen sie auf Anerkennung ihres Asylgesuchs und bangen um ihre schulische Zukunft. Im Bayerischen Landtag diskutieren sie mit bayerischen Politikern. Der Film zeigt ein Leben, das vom Wunsch nach Normalität und Teilhabe geprägt ist. Die direkt dokumentierten Phasen von Euphorie und Frustration spiegeln sich wider im Auf und Ab zwischen Alltag und existenziellen Ereignissen. "Jahfandu" bedeutet "sich nicht unterkriegen lassen, weiterkämpfen". Der Film wurde unter anderem an der Berufsschule Kelheim produziert.

Der "Projekttag mit Film" des Vereins Mischkultur aus Regensburg machte im Schuljahr 2017/2018 an insgesamt 21 bayerischen Berufsschulen, an denen auch Flüchtlinge unterrichtet werden, Station. Neben dem "Projekttag mit Film" realisiert der gemeinnützige Verein Kulturveranstaltungen, Workshops, Fortbildungen, Vorträge sowie Unterricht im Bereich der Musik, der Darstellenden, der Bildenden und der Medienkunst. Der Verein Mischkultur erhielt 2012 den Kulturförderpreis der Stadt Regensburg. Mehr Infos unter www.geben-und-nehmen.mischkultur.org.