Arnsberg
Genießen, entspannen, politisieren

Eine Wanderung auf dem Altmühltalpanoramaweg mit FW-Fraktionsführer Anton Haunsberger

14.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Bei seinen Streifzügen durch die Natur bekommt Anton Haunsberger nicht nur den Kopf frei, sondern sinniert auch über die Politik. Hier steht der FW-Fraktionsführer im Kreistag vor der Kulisse von Schloss Arnsberg über seinem Heimatort. - Fotos: Schneider

Arnsberg (EK) Geschäftsführer eines IT-Unternehmens für kommunale Dienstleistungen mit rund 100 Angestellten, Gemeinderat, Kreisvorsitzender der Freien Wähler, Kreisrat und Fraktionschef - Freizeit bleibt für Anton Haunsberger oft auf der Strecke. Da ist der Altmühltalpanoramaweg, der nahezu vor der Haustür des 57-jährigen Arnsbergers vorbeiführt, ein guter Ausgleich. "Hier kann ich nicht nur die Natur genießen, da bekomme ich auch den Kopf frei", sagt er, während er die Wacholderheide hinter der Gungoldinger Wehrkirche hinaufsteigt. Kurze Jeans, Wanderschuhe und ein auffälliges T-Shirt, natürlich im Orange der Freien Wähler. Haunsberger identifiziert sich voll mit seiner Partei - und da bleibt es nicht aus, dass er auf seinen Touren durch die Natur auch über die Politik nachsinnt.

"Unser Landkreis hat sich positiv heterogen entwickelt", konstatiert Haunsberger. Es gebe zwei sehr unterschiedliche Teile: Auf der einen Seite passiere zu viel, auf der anderen zu wenig. Er dreht sich um und zeigt in Richtung Westen. "In Dollnstein, in Wellheim, für diese Orte bietet der Audi-Bahnhalt Hoffnung." Und deshalb sei es auch folgerichtig, dass sich der Landkreis mit Zuschüssen am Ausbau der Bahnhofsumfelder beteiligt. Für Haunsberger ist das aber noch zu wenig. "Wenn ich den motorisierten Individualverkehr von der Straße wegbringen will, dann muss ich etwas tun dafür."

Der Nahverkehrsplan, für den gerade die Überarbeitungsphase begonnen hat, müsse da entsprechende Ergebnisse vorweisen. "Wir brauchen konkrete Verbindungen zwischen Kösching, Lenting und Eichstätt." Und: Es gelte, die Landkreisteile mehr miteinander zu vernetzen. Stichwort: Fahrradwege. Die entstehen zwar, aber erwecken den Anschein, vorwiegend für die Touristen dazu sein. "Wir müssen auch unsere Bevölkerung mehr in den Blick nehmen, für Naherholungssuchende etwas bieten." Den Städter, der im unmittelbaren Ballungsgebiet von Ingolstadt wohnt, auch die ländlicheren Ecken vor Augen führen und zeigen "da gibt es etwas, da ist etwas geboten". Das könne auch mit dazu beitragen, dass die beiden Landkreisteile vielleicht wieder ein wenig homogener werden.

An einem will er dabei aber nicht rütteln - auch wenn er und seine Fraktion immer dafür gekämpft hätten, dass in der östlichen Ecke eine Landkreis-Dienststelle entstehe: "Eichstätt bleibt Kreisstadt." Aber sie müsse dafür etwas tun, sagt er. Sie müsse attraktiv bleiben, auch kulturell, die Hochschule mehr in den Fokus genommen werden. Haunsberger zeigt nach unten ins Tal, auf die leer stehenden Juma-Hallen. Der Betrieb ist bekanntlich insolvent gegangen, an eine Unternehmensgruppe aus Ingolstadt verkauft und vergangenes Jahr abgewickelt worden. Ein herber Schlag für die Gungoldinger. "Wenn ich so etwas sehe, frage ich mich, ob der Landkreis nicht eine Wirtschaftsfördergesellschaft gründen könnte." Der 57-Jährige, der früher einmal der Gemeindekämmerer des heutigen Landrats war, als Anton Knapp noch als Bürgermeister den Markt Gaimersheim führte, verweist auf die Stadt Ingolstadt und ihre IFG. "So ein Instrument könnte vielleicht hilfreich sein." Darüber müsse man reden. "Wirtschaftsförderung bedeutet doch nicht, nur jemandem zu helfen, einen Zuschussantrag auszufüllen."

Er zeigt wenige Meter weiter auf die Arnsberger Leite, wo man erst vor wenigen Wochen ein zukunftsgerichtetes Beweidungskonzept auf den Weg gebracht hat. Man müsse den Mut haben, "Pioniergeist" an den Tag zu legen und als Landkreis vielleicht auch einmal da oder dort voranzugehen - nicht, um in die Hoheit der Gemeinden einzugreifen, aber um bestimmte Sachen anzuschieben. "Oft ist es nicht das Monetäre, es reicht auch das Ideelle." Zum Beispiel in Sachen Energiewirtschaft ein Musterbaugebiet vorschlagen in einer Gemeinde, das sich dann voll selbst versorgt. "Da kann man sich dann als Landkreis auch selbst finanziell engagieren", meint Haunsberger und verweist auf die Beteiligungen an verschiedenen Windkraftanlagen.

Den Mut hat Haunsberger auch vermisst bei einer potenziellen Entscheidung über den Neubau der Klinik Eichstätt. Dass deren Generalsanierung nun finanziell bereits über dem Punkt liegt, der noch Anfang des Jahres genannt wurde, ist für Haunsberger kein gutes Zeichen. "Wer übernimmt hier politisch und auch ökonomisch die Verantwortung" Der Verzicht auf einen Neubau sei ein Fehler gewesen. Und trotzdem: Es sei wichtig, dass beide Häuser für die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung vorgehalten werden.

Zwei Stunden sind vorbei, rauf auf den Berg, kurz runter ins Tal, wieder rauf. Fast ein wenig wie in der Politik. Mal gibt es einen Erfolg, mal einen Rückschlag. Haunsberger lässt sich auf eine vom Naturpark aufgestellte Ruhebank sinken. "Wir müssen ein Leitbild für diesen Landkreis entwickeln." Zeigen, wo man hinwolle, ähnlich den Wegweisern auf dem Panoramaweg. "Mir geht es um eine strategische Weiterentwicklung, die über den Tag hinausgeht."