Denkendorf
Wohnhaus und Museum

Bei den Architektouren konnten ein Gebäude in der Spitalstadt und der Dinopark besichtigt werden

26.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:34 Uhr
Hermann Redl
Die Architekten Maria Hirnsperger (rechts) führt durch das vom Büro Behnisch Architekten geplante Wohn- und Geschäftshaus an der Altmühl. −Foto: Foto: Redl

Denkendorf/Eichstätt (EK) Das Dinosauriermuseum im Dinopark Denkendorf sowie das Wohn- und Geschäftshaus von Leopold Stiefel in der Eichstätter Spitalstadt standen auf dem Plan der Architektouren der Bayerischen Architektenkammer am vergangenen Wochenende.

Im Denkendorfer Dinopark konnten die Besucher unter Führung der Planer der Europe-Asia-Architects GmbH führen (EAA) den neuen Ausstellungsraum und das Museum besichtigen. EAA ist ein international operierendes Architekturbüro unter der Leitung von Ludwig Vanderpoorten und Qiu Zhi an den Standorten Regensburg, München und Peking und war mit der Gebäudeplanung und Ausführung des Dinosaurier Museums Altmühltal beauftragt.

Durch den Komplex führte die interessierten Besucher der Ingenieur Finley Schwarz. Unterstützung in seinen Ausführungen erhielt er durch den Ingenieur Dominik Plass sowie den Architekten und Stadtplaner Matthias Gruber aus Regensburg.

Die Tour durch die Gebäude startete in der Eingangshalle. Diese soll als Schwelle zum eigentlichen Park angesehen werden. Der Estrich der Halle ist grob ausgeführt und "vermittelt dem Besucher das Gefühl, bereits draußen zu sein", informierte der Regensburger Architekt. Ganz besonders betonte Schwarz, dass man für alle Gebäude nachhaltige Baustoffe verwendet habe. Vor allem der Jurastein ziehe sich durch den gesamten Gebäudekomplex. Im Eingangsbereich dominiert die Eiche als Grundelement. Durch die großflächigen Fenster erhält der Besucher bereits einen Blick auf das, was ihn draußen erwartet. "Der Bauherr verlangte bei der Planung, dass man in den neuen Gebäuden stets das Gefühl habe, man sei zuhause", so der Ingenieur.

Danach führte die Architektour zum Info-Pavillon, der in der Form eines Ammoniten angelegt ist. Die Brutto-Grundfläche beträgt zirka 100 Quadratmeter. "Das Gebäude ist sehr offen gehalten, sehr leicht und mit viel Liebe zum Detail geplant und errichtet", so Schwarz. Der Info-Pavillon wurde als zentraler Punkt des Eingangsbereichs mit gelbem Jurastein verkleidet. "Es war sehr kompliziert, diese Gebäude zu entwerfen - eine Spirale baut man ja schließlich nicht alle Tage", merkte der Regensburger Ingenieur an. Als absolutes Goldstück präsentiert sich im Pavillon der bei Schamhaupten gefundene Archaeopteryx - der zwölfte und bislang älteste seiner Art. Der Finder und rechtmäßige Eigentümer machte das Stück der Öffentlichkeit zugänglich. Die Museumspädagogin Eva Christ, die den Part der Präsentation der einzelnen ausgestellten Objekte übernahm, betonte, dass der Komplex besonders bei Schulklassen äußerst beliebt sei und sehr gut angenommen werde.

Zum Schluss ging es noch durch die riesige, neue Ausstellungshalle, die heuer im Februar fertiggestellt und vor Kurzem eröffnet worden war. Hier wollte man die Optik der Bestandsgebäude aufnehmen. Trotz des Museumscharakters herrsche in dem Gebäude ein warmes, angenehmes Klima. Man habe nie das Gefühl, in einer riesigen Halle zu stehen. Die Gesamthöhe der Halle beträgt zirka 13 Meter. So könne sich der Dino auch nicht den Kopf anstoßen, meinte Schwarz mit einem Lächeln im Gesicht. Die Halle kann auch für Veranstaltungen genutzt werden. Beispielsweise findet jeden ersten Montag im Monat ein wissenschaftlicher Vortrag statt. Die Tour endete an der Mitmachhalle.

In Eichstätt führte die Architektin Maria Hirnsperger, unterstützt von ihrer Kollegin Laura Baldelli, vom renommierten Münchener Architekturbüro Behnisch Architekten durch das Wohn- und Geschäftshaus an der Altmühl in der Spitalstadt. Mitgewirkt an der Planung hatte auch der ehemalige Eichstätter Diözesanbaumeister Karl Frey.

Das Gebäude mit seinen 50 Wohnungen zwischen 45 und 120 Quadratmetern und mehreren Geschäftsflächen im Erdgeschoss ist so gebaut, dass es jederzeit wieder verändert werden könne, so Hirnsperger. Dazu trage die Konstruktion und Bauweise aus Stahlträgern und vorgefertigten Holzrahmen bei. Die Innenwände seien in Trockenbau ausgeführt, so dass die Wohnungen auch später noch flexibel gestaltbar seien. Das Gebäude besticht außen durch die Gliederung und die Terrassierung sowie durch die abwechselnde Verwendung von Holz und Putzträgerplatten. Ein öffentlicher Weg führt durch einen lichtdurchfluteten Innenhof durch das Gebäude hindurch zur Altmühl.

Im Inneren - von der Tiefgarage bis in das Obergeschoss - sind die einzelnen Gebäudeteile farblich voneinander unterscheidbar, um die Laufwege zu den Wohnungen kenntlich zu machen. Gemeinsam ist allen Wohnungen ein jeweiliger barrierefreier Zugang zum Außenraum.

Stolz berichtete Hirnsperger von der Energieeffizienz des Holzhybridbaus sowie dem großen begrünten Dach, mit der die verbaute Fläche wieder der Natur zurückgegeben werde. Da ein Anschluss an das Nahwärmenetz der Eichstätter Stadtwerke vorgegeben ist, wurde auf Solarzellen verzichtet. Das Dach ist so konstruiert, dass es Regenwasser zurückhält und erst nach und nach an die Kanalisation abgibt. Dadurch, so Hirnsperger, werde die Kanalisation bei stärkerem Niederschlag entlastet. Großes Interesse zeigten die etwa 50 Teilnehmer der Führung am Sonntagvormittag an den einzelnen Wohnungen, die besichtigt werden konnten, die vor allem großzügige Balkons und teilweise eine Rundumsicht über die Stadt bieten.

 

Anton Patzelt, Hermann Redl