München
Anerkennung und Ansporn

Auseinandersetzung mit jüdischer Geschichte: Simon-Snowpkowski-Preis für GG-Schüler

22.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr
Ein besonderes Erinnerungsfoto: Nach der Verleihung des Simon-Snopkowski-Preises gesellte sich Alt-Bundespräsident Joachim Gauck zu den ehemaligen Schülerinnen und Schülern des Gabrieli-Gymnasiums und ihre Begleiter, links Projektleiterein Nicole Christoph, rechts und Ulrike Steidl, die als Mitorganisatorin am P-Seminar beteiligt war, und Schulleiter Adalhard Biederer. −Foto: Foto: Beierl

München/Eichstätt (bei) Sie halten den Simon-Snopkowski-Preis der Gesellschaft für jüdische Kultur und Tradition in Händen: Absolventen des Eichstätter Gabrieli-Gymnasiums (GG) konnten in München die renommierte Auszeichnung entgegennehmen - für die selbst konzipierte Ausstellung "Hoffnung - Das Erbe von Emilie und Oskar Schindler".

Diesen Tag werden die frischgebackenen Abiturienten des GG so schnell nicht vergessen. Denn wann passiert es schon, dass man für eine schulische Arbeit vom bayerischen Kultusminister höchstpersönlich ein kollektives Lob bekommt ("Ihr habt Großartiges geleistet")? Oder auch in einer Reihe mit einem Alt-Bundespräsidenten geehrt wird und dazu noch die Gelegenheit hat, diesen Mann aus allernächster Nähe zu erleben? Das Ganze dazu noch in dem feudalen Ambiente des Cuvilliéstheaters, eines Rokokosaals inmitten der Münchner Residenz. Es waren fünf Teilnehmer - Patrick Markusz, Sophie Führich, Saskia Schwenk, Lea Büschken, Judith Regler - eines P-Seminars, die in den Genuss solch außergewöhnlicher Dinge kamen. Mit ihrem Projekt hatten sie einen der beiden zweiten Preise beim Simon-Snopkowski-Preis gewonnen.

Insgesamt waren vier bayerische Gymnasien zu dem Festakt eingeladen worden. Die gemeinsame Klammer waren Projekte, die sich mit jüdischer Geschichte und Kultur und auch der Schoah auseinandergesetzt hatten. Snopkowski, ein Überlebender des Holocausts und 2001 verstorbener Präsident der israelischen Kultusgemeinde in Bayern, hatte den renommierten Preis eingerichtet als Würdigung der Verdienste um die Verständigung mit dem Judentum. Die Arbeit der Eichstätter Schüler beschäftigte sich mit dem Erbe von Emilie und Oskar Schindler. Das Oberstufenprojekt mündete dann in eine entsprechende Ausstellung, die im November vergangenen Jahres am GG zu sehen war (wir berichteten).

Von den zehn beteiligten Jugendlichen hatten aufgrund terminlicher Schwierigkeiten - man hat ja die Schule bereits verlassen - immerhin noch fünf die Möglichkeit, zusammen mit ihrer Projektleiterin Nicole Christoph, Schulleiter Adalhard Biederer und zwei weiteren Begleitern nach München zu fahren. Schon der Fototermin zusammen mit Kultusminister Bernd Sibler (CSU) sowie der Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung der jüdischen Kultur, Ilse Ruth Snopkowski, im Comité-Hof der Residenz unmittelbar vor der Veranstaltung, war für die Jugendlichen aufregendes Neuland.

Bei der eigentlichen Preisverleihung, vorgenommen von Judith Epstein, der Vorsitzenden der Snopkowski-Gesellschaft, wurde zunächst ein Filmbeitrag zu dem Projekt gezeigt. Befragt, wie man auf die entsprechende Idee gekommen sei, erwähnten die Abiturienten einen Vortrag von Erika Rosenberg, der Biographin und Nachlassverwalterin des Ehepaars Schindler, am GG. Rosenberg hatte ihnen dann auch umfangreiches Material zur Auswertung gegeben. Dass man nun mit diesem Projekt unter zahlreichen Schulen, die sich beworben haben, den zweiten Platz erreicht habe, habe man im ganzen Abiturstress erst spät "so richtig mitbekommen". Umso größer sei nun der Stolz.

Schulleiter Adalhard Biederer sprach in seiner Dankesrede davon, dass es bereits mehrere Projekte zum Thema Judentum an der Schule gegeben habe. Der Preis sei Ansporn, sich weiterhin mit jüdischer Geschichte und Kultur zu beschäftigen. Denn die Schüler sollen durch solche Aktionen "immun werden gegen Rattenfängereien aller Art". Auch andere Redner wiesen wiederholt darauf hin, wie wichtig gerade in der heutigen Zeit ein Brückenschlag zwischen Kulturen und Religionen durch gegenseitiges Kennenlernen und Verständnis füreinander sei.

Einer der Höhepunkte des Festakts war zweifelsohne der Vortrag von Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, der den Ehrenpreis erhalten hatte. Seine geschliffene und kurzweilige Rede, die stehende Ovationen erhielt, ließ eine optimistische Perspektive erkennen. Trotz aller derzeitigen Gefährdungen durch rechtes Gedankengut gebe es in unserem Land "viel mehr Demokraten als jemals zuvor". Insofern sei "der Grund für die Ängste eher gering und der Grund für die Zuversicht eher groß." Allerdings müssten alle darauf achten, "wache Demokraten" zu sein, wie Gauck am Ende seiner Rede noch betonte.