Eichstätt
Alleingelassen mit der Digitalisierung

Im Landkreis regt sich Kritik an der Umsetzung des Förderprogramms "Digitales Klassenzimmer"

29.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:49 Uhr
Laptop im Klassenzimmer: Die Digitalisierung macht auch vor den Schulen nicht Halt. Wie die Schulen mit dem Geld umgehen, das der Freistaat zur Verfügung stellt, bleibt ihnen weitgehend selbst überlassen. −Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Eichstätt (EK) Mit dem Förderprogramm "Digitales Klassenzimmer" will der Freistaat Bayern die Schulen fit für die Digitalisierung machen. Doch aus dem Landkreis Eichstätt wird Kritik laut. Die Schulen sind mit der Umsetzung überfordert, heißt es. Das Kultusministerium bleibt in einer Antwort vage.

An der Digitalisierung kommt praktisch niemand mehr vorbei. Auch an den Schulen hält immer mehr Technik Einzug. Auf den ersten Blick ist das Förderprogramm "Digitales Klassenzimmer" vom bayerischen Kultusministerium also eine gute Sache. Auf den zweiten Blick aber bleiben viele Fragen offen. Zu viele, findet Richard Mittl (CSU).

Der Mörnsheimer Bürgermeister ist auch Vorsitzender des Eichstätter Kreisverbands des bayerischen Gemeindetags. Und in dieser Funktion hat er - zusammen mit den Vorsitzenden der Kreisverbände Neuburg und Pfaffenhofen - einen Brief an Kultusminister Michael Piazolo (FW) mit zahlreichen Fragen geschrieben.

Das grundsätzliche Problem sei, dass der Freistaat das Geld zur Verfügung stelle, die Schulen mit den Folgen aber allein lasse, sagt Mittl. Wer bestimmt, welche PCs oder Tablets gekauft werden? Mit welchen Programmen? Wäre es sinnvoll, dass mehrere Schulen das gleiche Material verwenden? Wer kümmert sich um die Systeme vor Ort? Wer finanziert Ersatzbeschaffungen?

Das vierseitige Antwortschreiben aus dem Kultusministerium zu den konkreten Fragen fällt vage aus. Piazolo schreibt von einer "aktiven gesellschaftlichen Teilhabe an einer von Digitalisierung geprägten Welt". Es ist die Rede von Kreativität, von Potenzial und einer "digitalen Transformation der Schulen". Piazolo verweist lediglich auf das Medienkonzept, das jede Schule bereits erstellen musste. Was die Wartung und Pflege angeht, so müsse es das Ziel sein, ein zentrales Angebot zu schaffen, um Schulleitungen von diesen zusätzlichen technischen Aufgaben zu entlasten, heißt es in dem Schreiben aus München. "Gerade kleine Schulen auf dem Land sind damit einfach überfordert", sagt Mittl. Auch nach dem Antwortschreiben bleiben aus seiner Sicht viele Fragen offen.

Schulamtsdirektor Rudolf Färber sieht mehr die Chancen in dem Förderprogramm als die Probleme. Er verweist darauf, dass in punkto Digitalisierung in den Schulen bereits viel geschehen sei. "Wir fangen nicht bei null an. " Dank der großzügigen Unterstützung der Gemeinden sind seiner Auffassung nach die meisten Schulen gut gerüstet. Deshalb sei es nur zu begrüßen, wenn der Freistaat ergänzende Mittel zur Verfügung stellt.

Im nächsten Atemzug tritt Färber etwas auf die Bremse. Die Digitalisierung sei kein Allheilmittel, sagt er. An der Grundschule etwa geht es darum, die Grundlagen zu lernen, also Lesen, Schreiben und Rechnen. Digitale Medien könnten dabei als Hilfe eingesetzt werden - mehr aber auch nicht. "In der Mittelschule dagegen kommt man um digitale Medien nicht mehr herum. "

Die offenen Fragen, die Bürgermeister Mittl aufgeworfen hat, wurden auch bei der jüngsten Bürgermeisterdienstbesprechung mit Landrat Anton Knapp und Schulrat Färber diskutiert. Dass Schulen gleiche Hard- und Software verwenden, hält Färber für unrealistisch. Denn es obliegt jeder Schule selbst, was gekauft und was verwendet wird. Und da die Schulen bereits mittendrin sind in dieser "digitalen Transformation", wie es Kultusminister Piazolo formuliert hat, ist eine nachträgliche Anpassung kaum möglich.

Ein Problem, bei dem sich auch das Schulamt mit einbringen möchte, betrifft die Betreuung der Systeme. Bei dem Treffen mit den Bürgermeistern wurde angeregt, dass sich mehrere Gemeinden zusammenschließen und professionelle Systembetreuer anstellen. Das Schulamt könnte die Koordination übernehmen und die IT-Experten dorthin schicken, wo sie gebraucht werden. In einem kleinen Rahmen geschieht das bereits - zumindest übergangsweise. Denn die Kollegen am Schulamt, die sich darum kümmern, berichtet Färber, sollten eigentlich Fortbildungen leiten.

Unter dem Strich ist Färber froh, dass der Freistaat Geld in die Hand nimmt. Er sieht die Schulen im Landkreis Eichstätt gut aufgestellt. "Jetzt geht es einfach darum, den nächsten Schritt zu tun. "

Markus Meßner