Eichstätt
Alle Tal-Orte hatten ihren Bahnhof

Einweihung des kleinen Eisenbahnparks - Erinnerung an Dampfzüge im Altmühltal

15.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Wenn sie nicht gerade beim Fototermin bei der "Köf" war, erfreute die Stadtkapelle unter Leitung von Markus Beck die zahlreichen Gäste bei der Eröffnung des Freilicht-Museums am Stadtbahnhof mit schwungvoller Musik. Links der Einmann-Splitterbunker. −Foto: Foto: Schramm

Eichstätt (je) Unter Böllerschüssen und Hurrarufen "einer Menge Volkes" kam am 15. September 1885 der erste Zug der Schmalspurbahn in der Stadt an.

Wenigstens die Lokomotive und ein Wagen. Der zweite Waggon war nämlich auf der Rückfahrt zur Stadt bei Wasserzell entgleist, zwei Personenwagen und der Packwagen blieben stehen. Was Rang und Namen hatte, war mit dem geschmückten Zug gefahren, ein Teil der Gäste der Jungfernfahrt musste wohl oder übel zu Fuß nach Eichstätt gehen. Ab dem Jahr 1898 rollte auch der Verkehr auf der bis Kinding verlängerten Schiene, ab 1930 bis Beilngries. An diese große Zeit der Altmühltal-Bahn erinnert jetzt ein kleiner Eisenbahnpark am Stadtbahnhof.
Am Samstag war die feierliche Eröffnung, zu der Konservator Albert J. Günther als Vorsitzender des Historischen Vereins zahlreiche Gäste begrüßen konnte. Der Stadtbahnhof habe einst große Bedeutung gehabt, in dem viele Personen ankamen, Güter befördert wurden und sogar ein Zirkus die Stadt erreichte. Viel Beifall gab es für die Stadtkapelle unter Leitung von Markus Beck, die zünftig aufspielte.
Zunächst segnete Prälat Dr. Christoph Kühn das Freilicht-Museum und dankte "Gott im Himmel, dass er den Menschen die Fähigkeit zu Fortschritt in Wissenschaft und Technik gegeben hat, die das Leben erleichtern".
Oberbürgermeister Andreas Steppberger dankte dem Historischen Verein für die Einrichtung des Eisenbahnparks, auch im Namen der anwesenden Zweiten Bürgermeisterin Dr. Claudia Grund und Stadträtin Eva Gottstein. Er freute sich darüber, dass durch die Ausstellung die Talbahn in Erinnerung bleibt. Dazu gehören ein kurzes Gleisstück, auf der eine "Köf" (Diesellokomotive) steht, ein Ladekran und ein Splitterbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Vorhanden ist noch ein Original-Prellbock.
Angeregt und finanziert wurde die Anlage auf städtischem Grund vom Historischen Verein, der die Diesel-Lokomotive in Gaggenau bei Karlsruhe erwarb, wo sie als Werkslok unterwegs war. Eine "Köf" dieser Baureihe ist auf der "Talstrecke" gefahren. Sie wiegt 17 Tonnen. Der Dieselmotor ist betriebsfähig und schafft 130 Pferdestärken. Die Höchstgeschwindigkeit ist 30 Kilometer pro Stunde. Gebaut wurde sie 1964.
Die Geschichte der Bahn und amüsante Begebenheiten erzählte Josef Ettle. Demnach ist die Strecke vom "Hauptbahnhof" zur Stadt 5,17 Kilometer lang, die Fahrt mit der Schmalspurbahn dauerte 25 Minuten. Die Haltestellen: Eichstätt-Bahnhof, Wasserzell, Rebdorf (am Steg), Hofmühl, Schlagbrücke, Stadtbahnhof. Der Schmalspurzug war bei Wasserzell um den Schneckenberg herumgefahren. Beim Umbau der Bahngleise auf Normalspur wurde der Schneckenbergtunnel mit einer Länge von 187 Metern gebohrt. Ab 7. Oktober 1934 rollten die Züge auf den breiteren Gleisen.
Die Zeit des Altmühl-Express von Eichstätt "ins Tal" begann am 7. November 1898. Alle Orte hatten ihre Bahnhof: Stadt, Pietenfeld (am Aufstieg der Bundesstraße), Landershofen, Pfünz, Inching, Walting, Pfalzpaint, Gungolding, Arnsberg, Böhming, Kipfenberg, Ilbling, Kinding. Ab Frühjahr 1930 war das Dampfross mit ein paar Personenwagen und einem Gepäckwaggon durchgehend von Eichstätt nach Beilngries unterwegs und brauchte dafür zwei Stunden und sieben Minuten (! ) bei einer Streckenlänge von 41,2 Kilometern. Zwischen Kinding und Beilngries hielt der Zug in Unteremmendorf, Pfraundorf und Badanhausen.
Am 28. Mai 1960 wurde der Personenzugverkehr "ins Tal" eingestellt, in den Jahren 1973 bis 1985 erfolgte die Demontage der Gleise und Anlagen. Heute werden immer noch Stimmen laut, die bedauern, dass der Nostalgiezug im Naturpark Altmühl nicht gerettet werden konnte. Weiterer Bericht folgt.