Eichstätt
Akustische Streifzüge

"Geschenk" der Journalistik-Studierenden: In neun Podcasts kann man in Eichstätts Vergangenheit hineinhören

04.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:20 Uhr
Geschichte neu erzählt: Im Studio haben die Studentinnen Lea Kossak und Carlotta Smok (sitzend, von links) ihren Podcast über die KU aufgenommen und waren von ihrem Thema "immer begeisterter". Das Ergebnis präsentierten sie nun Tourismuschef Lars Bender (links), Präsidentin Gabriele Gien und Oberbürgermeister Josef Grienberger (2. von rechts). Verantwortlich für das Seminar "Aktuelle Medienentwicklung" sind Michael Graßl (2. von links) und Jonas Schützeneder (rechts). −Foto: Steimle

Eichstätt - Bequem hinsetzen, zurücklehnen, die Augen schließen und in die Vergangenheit hineinhören: Unter dem Titel "In einem Eichstätt vor unserer Zeit" haben 18 Journalistik-Studierende neun Podcasts aufgenommen, die nun im Studio des Medienhauses an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt präsentiert wurden.

 

Wer nun aber an eine Geschichtsvorlesung denkt, liegt falsch. Authentisch und individuell sollen die Hörbeiträge klingen, erklärt Carlotta Smok, die gemeinsam mit Lea Kossak in die Geschichte der KU eingetaucht ist. So dürfen "auch Versprecher oder Lacher drin sein", ebenso ein Schluck aus der Kaffeetasse, sagt Smok. Der Ton ist lockerer als in einem Radiobeitrag, außerdem stellen sich die Sprecher vor, sie "bringen eine persönliche Note rein", fügt Kossak hinzu.

Und so scheint man sich zu Beginn des Podcasts in einer kurzen Plauderei der Studentinnen wiederzufinden. "Stell dir vor, wir könnten jetzt in der Cafete sitzen oder die Meetings wären nicht dauernd online", blicken sie auf das Semester. Doch bevor es um den Homeoffice-Style und andere "Anekdötchen" geht, nehmen die beiden elegant die Kurve, "um zu erfahren, wie das Unileben in den letzten Jahrzehnten aussah" - gemeinsam mit vier Gästen, für jedes Jahrzehnt einen. So spricht beispielsweise Professor Ruprecht Wimmer über die Stimmung an der KU in den 80er-Jahren und Professor Klaus Meier über die 90er - und den damals weiten Weg zur Teilbibliothek ins Industriegebiet.

Mit den Ergebnissen sind die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter Jonas Schützeneder und Michael Graßl sehr zufrieden. "Es sind spannende Folgen entstanden", sagt Letzterer, mit ganz unterschiedlichen Themen, angefangen von "Eichstätt in der Jurazeit" bis "100 Jahre VfB Eichstätt". Verknüpft sind die Beiträge durch einen gemeinsamen Jingle, zudem verweisen die Studierenden aufeinander.

Verbindungen haben Schützeneder und Graßl auch zur Stadt gesucht, die von diesem "Geschenk", wie es Tourismuschef Lars Bender nennt, profitieren darf. Denn auch auf den eigenen Internetseiten könne man die Podcasts zur Verfügung stellen und sich auch sonst überlegen, "wo wir die Geschichten platzieren". Die Themen habe man gemeinsam mit der Stadt festgelegt, sagt Graßl, vier bis fünf Vorschläge kamen zudem von den Studierenden selbst.

Doch nicht nur der "Transfer" mit der Stadt klappte gut, sondern auch mit den Bürgern, die als Interviewpartner zur Verfügung standen, wie etwa Bert Lina, Rudolf Hager, Werner Pfaller und Sepp Schiebel. Andere schickten, wie Schützeneder erzählt, zahlreiche Bücher an die Uni, um die Studierenden bei ihrer Recherche zu unterstützen. Jedem sei dann selbst überlassen gewesen, wie er an sein Thema herangehe, erklärt Schützeneder, "freie Fahrt" für die Kreativität sozusagen.

Mit viel Witz haben sich etwa Jakob Kluck und Aaron Jungwirth auf die Spuren von Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen begeben. "Spontan" geht es 300 Jahre zurück in die Willibaldsburg, und die beiden studentischen Störenfriede schauen, ob sie ihn finden, den Fürstbischof. Dieser - genial gesprochen von Christian Jungwirth - ist eigentlich beschäftigt, schließlich spielt gerade seine private Hofkapelle. Dennoch nimmt er sich Zeit, auf das Domkapitel zu schimpfen, das ihm Verschwendungssucht vorwirft. "Doch was wäre Eichstätt ohne das, was ich hier hingestellt habe? ", etwa die spätbarocke Westfassade des Domes.

Als Zielgruppe, so Schützeneder, kommen nicht nur die Eichstätter selbst in Betracht, "sondern auch Tagesgäste, die nur kurz hier verweilen", wie etwa Radfahrer, die durch Eichstätt fahren. Einen begeisterten Zuhörer haben die Studierenden schon in Oberbürgermeister Josef Grienberger gefunden. "Ich bin ja visuell eingeschränkt und höre viel Hörbücher und Podcasts", er sei schon jetzt gespannt, in die Beiträge hineinzulauschen. Und vielleicht werden es nicht die letzten bleiben, Schützeneder und Graßl können sich gut vorstellen, dass es weitere Podcasts geben wird. "Für uns ist das Projekt noch nicht zu Ende", sagt Schützeneder - Fortsetzung folgt.

EK

Die Podcasts sind im Internet unter zu finden. Dort können Interessierte nicht nur die Beiträge, die zwischen 30 und 54 Minuten dauern, anhören, sondern bekommen zusätzliche Informationen wie Bilder und Karten. Die übersichtliche Homepage hat Maximilian Greger gestaltet.

Tina Steimle