Eichstätt
Akustische Reise in Eichstätts Vergangenheit

Geschichte neu erzählt: Journalistik-Studierende der Katholischen Universität produzieren Podcasts

20.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr
Hoffen, dass die Seminarteilnehmer bald ins Hörfunkstudio dürfen, um ihre Beiträge aufzunehmen: die wissenschaftlichen Mitarbeiter Michael Graßl (links) und Jonas Schützeneder. −Foto: Graßl

Eichstätt - Vielleicht entdecken selbst historisch interessierte Eichstätter ihre Stadt noch einmal von einer anderen Seite: 18 Journalistik-Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt werden in neun Folgen akustisch durch Eichstätt führen, historische Persönlichkeiten zum Leben erwecken und vor allem informative und unterhaltsame Geschichten rund um die Stadt erzählen.

 

Diese Podcasts - Hörbeiträge, die im Internet zum Herunterladen angeboten werden - entstehen im Seminar "Aktuelle Medienentwicklung", das von Jonas Schützeneder und Michael Graßl in diesem Sommersemster geleitet wird. An dessen Ende sollen die Beiträge fertig sein. "Wir interessieren uns beide für Geschichte", erklärt Graßl die Idee, und für die Frage, wie man Geschichte so aufbereiten könne, dass man sie "gerne liest oder anhört". Dazu gesellte sich "der Hype um Podcasts" und so sahen beide die Möglichkeit, "das mit einem unserer Lieblingsthemen zu verbinden". Dafür habe sich dann die Historie Eichstätts angeboten, denn die Studentinnen und Studenten "haben einen Bezug zur Stadt", so Graßl, dazu kommen zwei runde Geburtstage, die KU selbst wurde 40 Jahre alt, den VfB Eichstätt gibt es seit 100 Jahren.

Das "Gallische Dorf in der Regionalliga" nehmen sich Felix Moßmeier und Alexander Steger vor und haben sich schon verschiedene Gesprächspartner überlegt. Eine Person soll aus dem Verein selbst kommen, eine weitere aus dem engen Umfeld, um neben Hintergrundinfos auch ein paar amüsante Anekdoten erfahren zu können. Doch wie viele Leute werden benötigt, ab wann wird es zu viel? "Es sollte kein Stammtisch werden, sodass der Hörer nicht mehr weiß, wer spricht", rät Schützeneder.

Quellen und Informationen lassen sich auf verschiedene Weise einbinden, manch ein Protagonist aus früheren Tagen wird sogar selbst zum Leben erweckt, Johann Anton I. Knebel von Katzenelnbogen etwa, ab 1705 Fürstbischof von Eichstätt. Dieser hatte - nicht immer zur Freude seiner Zeitgenossen - ein Faible für teure Luxusgegenstände und Kunstwerke - bis hin zu prächtigen Bauten, die sich heute noch bewundern lassen. "Doch er hat auch in die eigene Tasche gegriffen", fügt Jakob Kluck hinzu, für die Westfassade des Doms etwa. "Wir wollen ihm eine Stimme verleihen und eine virtuelle Reise in sein Leben unternehmen", sagt Aaron Jungwirth, er wird unterstützt von Experten, die diesen Podcast zur katholischen Kirche im 18. Jahrhundert mit Hintergrundinformation anreichern können. Viele Spuren an zahlreichen Orten haben die Heiligen Willibald und Walburga hinterlassen, denen man bald auf einem Stadtrundgang folgen kann. Noch weiter zurück in die Vergangenheit gehen Nina Müller und Seban Schmidbauer. "Wer oder was hat zur Jurazeit gelebt? ", fragen sie sich, wen oder was hätte der Zeitreisende angetroffen? "Ein Dinonest, Einöde, eine fleischfressende Pflanze? Was wäre, wenn Dinosaurier heute noch leben würden? " Ein Ort, der Antworten bereithält, sei das Jura-Museum, sagen die beiden Studierenden. Dieses soll selbst zum Thema werden, indem seine Geschichte kurz vorgestellt wird. Einen weiten geschichtlichen Bogen schlagen auch Janet Amara Iroezi und Zoe Rüschenschmidt, die sich des jüdischen Lebens in Eichstätt annehmen. "Wir wollen uns nicht nur auf den Antisemitismus beschränken", sagt Iroezi, außerdem nähern sie sich dem Thema weniger durch eine Auflistung von Fakten als anhand individueller Geschichten, die das Leben der Eichstätter Bürger in verschiedenen Jahrhunderten begreifbar machen. Verweisen sollen sie trotzdem auf ihre Kommilitonen Maximilian Gregor und Carina Irimia, die "Eichstätt im Nationalsozialismus und der Besatzungszeit" als Thema haben. "Wir wollen keine reine Chronologie, sondern es sollen negative, aber auch positive Geschichten erzählt werden", sagt Letztere. Schön wäre es, wenn Zeitzeugen zu Wort kommen könnten, außerdem könnten Orte vorgestellt werden, "die man bisher nicht mit der NS-Zeit in Verbindung gebracht hat", fährt die Studentin fort. Zudem wollen sie von den eigenen Reportagen erzählen - vielleicht im Krimistil.

Kriminalistische Fähigkeiten brauchen auch Leon Krafczyk und Mykola Vytirskyi, die den Illuminaten in Eichstätt nachspüren. "Hier können Sie gerne auch über die Stadtgrenze nach Ingolstadt schauen", bestärkt Graßl die beiden in ihrem Vorhaben, denn 1776 hat Johann Adam Weishaupt den Geheimbund dort gegründet.

Ein wenig mythisch wird es auch bei Pia Eichinger und Zoe Mayer, die alten Eichstätter Sagen und Legenden nachgehen. Sie wollen eine "Lagerfeueratmosphäre schaffen". Was hat es mit dem steinernen Mann auf sich? Welche Geschichten ranken sich um die Sühnekreuze? Welche Bräuche und Sprichwörter sind aus den Sagen entstanden? Auf die Antworten müssen die Eichstätter noch bis Semsterende warten - dann gibt's was auf die Ohren.

EK