Adelschlag
Musikinstrument oder Lärmverursacher

Thomas Winkelbauer referierte in Adelschlag über die Glocken und ihre Geschichte

25.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:02 Uhr

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Adelschlag (EK) "Die Glocken als ein Zeichen des Glaubens": Zu diesem Thema referierte Glockensachverständiger Thomas Winkelbauer im Adelschlager Seniorentreff. Er konnte bei dieser Gelegenheit auch alle Glocken der Adelschlager Ortsteile vorstellen.

Glocken seien Musikinstrumente, erläuterte Winkelbauer. Er berichtete in seinem Referat von deren langen Geschichte, die in China 3000 vor Christus ihren Ursprung nahm. Die Kunst des Metallgießens kannten die Menschen zu dieser Zeit noch nicht. Sie formten das Metall mit Hilfe von Hämmern. Glocken riefen die Mönche zum Gebet, dienten als Weckruf für Kaiser und Fürsten und als Musikinstrumente. Die Chinesen nutzten den Hohlraum in der Glocke sogar, um damit Getreide abzumessen. Auch in anderen asiatischen Ländern und in Ägypten fertigten die Mönche in dieser Zeit schon kleine Glocken an. Vor etwa 1000 Jahren entwickelten europäische Mönche schließlich den Glockenguss.

Glocken begleiten den Menschen seit jeher: Die Glockenschläge verrieten den Menschen, wie spät es ist, sie kündigten Gemeindeversammlungen oder Gerichtsverfahren an und warnten vor Gefahren wie drohendem Unwetter oder Brand. Winkelbauer erinnerte daran, dass Kirchenglocken vor der Montage geweiht und mit Chrisam gesalbt werden. Er wies auf die besonderen Verzierungen an den Glocken hin - in der Regel Heiligenbilder, die der Glockengießer modelliert hat. Winkelbauer erwähnte, dass diese besonderen Instrumente auf die Menschen außerhalb der Klöster eine besondere Faszination ausüben. So erzählt man sich, dass mancher Bauer vom Land eigens in die Stadt fuhr, um das Läuten der großen Kirchenglocken zu hören.

Der Glockensachverständige erklärte den interessierten Senioren, dass Kirchenglocken oft volkstümliche Bezeichnungen hätten - etwa die "Armeseelenglocke", die im Bamberger Dom nach dem Schließen der Stadttore geläutet wurde oder die sogenannte "Zugglocke", die beim Sterben eines Menschen erklinge. Erwähnung fanden auch große und bedeutende Glocken wie der "Dicke Pitter" im Kölner Dom, der nur zu besonderen Ereignissen erklingt - etwa dem Tod eines Erzbischofs oder des Papstes. Im Wiener Stephansdom läutet die "Pummerin" und im Eichstätter Dom die "Hallerin" (Gießzeitpunkt 1540). Sie ist die zweittiefste Glocke der insgesamt 18 Domglocken.

Heute würden Glocken häufig als "Lärmverursacher" angesehen. Das gehe so weit, dass sich Tierschützer gegen überdimensionierte Kuhglocken, die meist nur zum Almabtrieb getragen werden, aussprechen. Allerdings ließen sich manch laute Uhrenschläge durch gewisse Dämpfung abmildern, berichtete Winkelbauer.