Eichstätt
Abwechslungsreich und kreativ

Der Bundesverband der deutschen Zinngießer hielt seine Jahresversammlung in Eichstätt

15.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr
Hermann Redl
Beim Jahrestreffen: Der Vorsitzende des Bundesverbands des deutschen Zinngießerhandwerks, Stephan Döff, (rechts vorne mit Zunftkrug), mit seinen Kollegen bei der Jahrestagung in Eichstätt. −Foto: Redl

Eichstätt (EK) Auch wenn beim diesjährigen Jahrestreffen zwei neue Kollegen dabei waren: Die inzwischen in einem Verein "Bundesverband der Zinngießer" organisierten Handwerksmeister in Deutschland sind nur mehr ein kleines Häufchen. 20 Mitglieder zählt der Verein im deutschsprachigen Raum. Ihr Jahrestreffen fand jetzt in Eichstätt statt.

Das liegt zum einen an der Zinngießerei Eisenhart am Eichstätter Marktplatz. Dort hält Wilhelm Eisenhart das Fähnchen der Handwerkskunst in inzwischen sechster Generation noch wacker in den Wind. Zum anderen auch an der Attraktivität der kleinen Stadt: "Die fühlen sich hier richtig wohl'", sagt Wilhelm Eisenhart.

Gekommen waren Kollegen aus Weigelshofen bei Forchheim, , Nürnberg, Traunstein, Baden-Baden, Dresden, Pocking, Dießen oder Tirschenreuth. Auch aus der Schweiz war ein Paar angereist, das in Zürich das Handwerk ausübt. "In Österreich gibt es noch einen von uns," sagt Stephan Dörr. Der Zinngießer aus Eggolsheim (dort hat der Bundesverband des Deutschen Zinngießerhandwerks e.V. auch seinen Sitz) ist der Vorsitzende.

Und er erinnert selbstbewusst und tapfer an die Jahrhunderte alte Tradition des Handwerks, das mit dem Spruch "Glück zu von wegen des Handwerks der Zinngießer" im Jahr 1285 in Nürnberg als Zunft gegründet wurde. Seitdem gibt es die Handwerkervereinigung ununterbrochen - wenn auch seit 2006 nur mehr als Verein. Denn bei der Neuordnung der Handwerksberufe Ende der 90er-Jahre "uns hat der Zentralverband des deutschen Handwerks absichtlich über den Jordan gehen lassen", wie es Dörr formuliert: "Mit der Novellierung der Meisterprüfung wurde der Zinngießer aus den 127 Berufen der Handwerksordnung gestrichen." Dabei, so Dörr, hätten die Zinngießer unbedingt eine eigene Innung und damit eine Körperschaft des öffentlichen Rechts bleiben wollen. Sechs Jahre habe der Kampf gedauert, am Ende ohne Erfolg. "Dann haben wir uns als Verein organisiert." Trotz des Verlusts stehen die Zinngießer zu ihrem Handwerk. Und sie werben, damit diese alte Tradition nicht ausstirbt. Ein schwieriges Unterfangen. "Wer mit Zinn arbeitet, macht sich schmutzig", sagt Dörr. Dies widerspreche dem Mainstream von Anzug und Krawatte. Ähnlich wie anderen Handwerksberufen fehlt den Zinngießern der Nachwuchs. Lehrlinge? Fehlanzeige. Derzeit ist niemand an der Ausbildung zum Zinngießer, die zentral an der Berufsschule in Nürnberg im Blockunterricht angeboten wird, eingeschrieben. Dennoch geben die Zinngießer nicht auf. Sie sind als Bundesverband mit Ständen auf Handwerksmessen vertreten und werben für ihren Beruf.

Die Arbeit des Zinngießers sei unheimlich abwechslungsreich, kreativ und biete eine große Bandbreite an Enfaltungsmöglichkeiten: von der Reparatur bis hin zu künstlerischen Arbeiten, werben Dörr und seine Kollegen für ihre Zunft. Und: Zinn sei ein natürliches Material. 0,35 Gramm habe jeder Mensch von Geburt an im Körper, und der Körper nehme dann nichts mehr auf, versichert der Handwerksmeister. Zinn habe zudem eine antispetische Wirkung, halte Getränke gleichermaßen warm wie kalt und sei quasi unverwüstlich.

Ob das Handwerk angesichts des Nachwuchsmangels ebenso unverwüstlich sei? Da gibt sich Dörr optimistisch. Manche Betriebe gebe es schon in der zwölften Generation. Das Handwerk habe schon viele Krisen gemeistert. Und: Der Beruf des Zinngießers sei zwar ein hartes Brot, aber er ernähre seinen Mann/seine Frau - gestern wie heute.

Hermann Redl