Eichstätt
Abschied voller Dankbarkeit

Kunstlehrerin Angelika Süss geht nach 40 Jahren Lehrtätigkeit an der Maria-Ward-Realschule in den Ruhestand

22.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:55 Uhr
An ihrem Lieblingsplatz in Wintershof, ihrem verglasten Atelier: Nach 40 Jahren Unterricht an der Maria-Ward-Realschule blickt Künstlerin und Kunstlehrerin Angelika Süss mit Energie und Esprit auf ihre Zukunftspläne nach der Pensionierung. −Foto: Kusche

Eichstätt - Sie ist eine feste Größe an der Maria-Ward-Realschule: Seit vier Jahrzehnten prägt die Wintershofer Kunstlehrerin Angelika Süss Schulalltag und Kunsterziehung an der mittlerweile in Rebdorf beheimateten Realschule. Zum Ende dieses Schuljahrs geht die beliebte Lehrerin und Künstlerin nun in den Ruhestand.

Nach der langen ununterbrochenen Lehrtätigkeit in Maria-Ward seit 1980 ist es ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Doch die Dankbarkeit sowohl für die schönen Berufsjahre als auch für die glückliche Übergabe der Kunstfachschaft an engagierte Kolleginnen und Kollegen wiegen bei Süss stärker als die Wehmut. "Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie die Schule ohne Sie sein wird", diesen Satz vernahm Angelika Süss in den vergangenen Wochen mehr als einmal aus dem Munde ihrer Schülerinnen.

Ausgerechnet in ihrem letzten Schulhalbjahr erlebte die Kunstlehrerin coronabedingt ein Ausnahme-Halbjahr, in dem der Kunstunterricht bis zu den Pfingstferien per Videounterricht, Aufgabenblätter, teilweise sogar per Postversand von Materialien oder Bildern aufrechterhalten werden musste: "Es war eine gigantische Arbeitsbelastung", erinnert sich Süss. Doch den Mehraufwand an Unterrichtsvorbereitung gerade im Fach Kunst relativiert Süss im gleichen Atemzug: "Ich bin so begeistert von der Freude und dem Talent, mit denen sich all meine Schülerinnen bei den Kunstprojekten engagiert haben - da spielt die Mehrarbeit keine Rolle." Stolz zeigt sie überragende Landschaftsbilder einer Kunstgruppe, die Süss in Zeiten von Corona postalisch mit Leinwandabschnitten versorgt und dann via Video in der Kunstarbeit begleitet hatte. Besonders begeistert jedoch ist sie von den künstlerischen Ergebnissen des Pfingstferienangebots in diesem Jahr, bei dem sie mit Schülerinnen ihrer letzten Kunstklasse im eigenen Garten und Atelier in Wintershof wunderschöne Figuren aus schwarz brennendem Ton gefertigt hat: "Das sind Barockfiguren für das Projekt KultUrwald, die noch auf Sockel platziert und dann die KultUrwald-Wege säumen werden", erläutert sie und zeigt einen imposanten, bereits mit Goldfarbe überzogenen Fisch und eine ausdrucksstarke, noch braunschwarze Putte. "Das ist ein tolles Projekt, in dem sich die intensive Beschäftigung mit Kunstgeschichte perfekt mit der Auseinandersetzung mit der Praxis verbindet", schwärmt Süss, die auch hier wieder voll des Lobes für ihre Schülerinnen ist.

Weniger Abschiedsschmerz als tiefe, ehrliche Dankbarkeit sprechen aus den Erinnerungen von Süss, wenn sie von ihrer 40-jährigen Tätigkeit in Maria-Ward berichtet. Dankbar sei sie für die vielen unvergesslichen Begegnungen mit Schülerinnen, mit denen sie auf der Basis von gegenseitigem Respekt, reellen Forderungen, Ehrlichkeit und Begeisterungsfähigkeit immer großartige Kunstprojekte realisieren durfte - von Wettbewerben, dem bekannten jährlichen Kunstkalender über Kunstangebote des Adventsmarkts bis hin zu ausgefallenen Skulpturen und phantasievollen Bildern, die das Schulhaus belebten. Ihrer Erfahrung nach haben sich Schülerinnen und Schüler heute nicht verändert, sondern seien genauso begeistert und engagiert bei Projekten dabei wie noch vor Jahrzehnten: "Nicht die Schülerinnen und Schüler, sondern die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwieriger geworden", so empfindet es die langjährige Kunstlehrerin. Zwar gebe es keine Patentrezepte, doch Lob, Motivation und Enthusiasmus für ein Kunstprojekt, dabei Schüler zu fordern und zugleich zu fördern, seien das A und O im Schulbetrieb. Dass Süss diesbezüglich bei vielen Schülerinnen der vergangenen Jahrzehnte tatsächlich in Erinnerung geblieben ist, zeigen ihr heute Erlebnisse wie kürzlich im Eichstätter Rathaus, als sie von einer Mitarbeiterin auf ihren Kunstunterricht angesprochen wurde, in deren Genuss diese einst gekommen war: "Solche Situationen waren mir anfangs peinlich, aber heute freue mich sehr darüber", sagt Süss.

Dankbar sei sie auch darüber, dass sie zusammen mit vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen einen wunderbaren Kunstzweig in der Realschule aufbauen durfte, der nun bisweilen wie ein Magnet für Schülerinnen und Schüler wirke, die bewusst wegen des regional bekannten Kunstzweigs an die Schule kämen. Dankbar sei sie aber vor allem dafür, dass sie ihre Fachschaft nun glücklich an die beiden Nachfolger Adrian Smoll und Bettina Paucksch übergeben konnte: "Ich habe nicht das Gefühl, etwas zu verlieren, sondern ich weiß, diese Arbeit wird kompetent, engagiert und hervorragend weitergeführt", betont Süss nachdrücklich.

Dass ihr nach dem Abschied aus dem Schulbetrieb langweilig werden könnte, davor hat die rührige Künstlerin, die sich vor vier Jahren mitten in ihrem großen Garten in Winterhof ein wunderschönes Atelier aus Glas, umringt von einer Holzterrasse, hat bauen lassen, keine Angst. Denn berichtet Süss von ihren Projekten und Plänen in nächster Zukunft, so wird schnell klar: Diese vor Temperament, Energie und Begeisterung sprühende Frau geht nicht in den Ruhe-, sondern in den Unruhestand. Neben dem Projekt KultUrwald möchte sie sich zukünftig verstärkt im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum in Eichstätt engagieren: "Eichstätt hat so viele kulturelle und künstlerische Ressourcen", betont sie in ansteckend begeisternden Art. Künstlerische Innenstadt- und Altmühluferbelebung, ein heimeliger Adventsmarkt am alten Stadtbahnhof, von dem aus man entlang von Kunstobjekten und Laternen gemütlich durch die Innenstadt bis zur Johanniskirche "mäandern" könne, wo vielleicht ein schöner Film oder ein kleines Konzert den Abschluss bilden, Frauentage, während denen die Brücken Eichstätts einmal mit weiblichen Skulpturen geschmückt werden könnten - zahllose Ideen hat die im Kunst- und Kulturbereich gut vernetzte Künstlerin bereits jetzt im Kopf. Ein weiterer Traum von ihr: "Ich möchte gerne Gästeführerin werden und mich dabei noch intensiver mit den kulturhistorischen Besonderheiten und Schönheiten der Stadt auseinandersetzen."

Doch zunächst einmal steht der Abschied von der Maria-Ward-Realschule bevor: "Nur ungern lassen wir Angelika Süss gehen", so bedauert es Kunstlehrerin Bettina Paucksch. Auch Schulleiterin Monika Helmstreit betont das hohe fachliche Können und große Engagement der scheidenden Kunstlehrerin für "ihre" Maria-Ward-Realschule und deren herausragende Fähigkeit, Schülerinnen und Schüler für Kunst zu begeistern: "Temperamentvoll, kreativ und einfühlsam begleitete Angelika Süss viele Jahrgänge, wobei ihr auch die Vermittlung von Werten und Grundhaltungen sehr am Herzen lag.". Wie keine andere Lehrkraft habe sie die Maria-Ward-Schule geprägt. Und auch Adrian Smoll findet zum Abschied eindrückliche Worte: "Angelika Süss hat mit ihrem Esprit sowohl bei Schülerinnen und Schülern als auch Kollegen Spuren hinterlassen, die noch in Jahrzehnten von ihrem Wirken an der Schule zeugen werden."

EK