Eichstätt
Kunstbegegnungen mit Mary Ward

Zum 150. Schuljubiläum präsentiert die Kunstfachschaft die Ausstellung "Junge Kunst auf starker Basis"

20.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:04 Uhr
  −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Das Jubiläumsjahr der Maria Ward-Realschule neigt sich langsam dem Ende zu.

Mit einer hochkarätigen Kunstausstellung von Schülern setzten die Lehrkräfte der Kunstfachschaft der Realschule am vergangenen Wochenende einen weiteren Höhepunkt in der langen Reihe der diesjährigen Feierlichkeiten: "Junge Kunst auf starker Basis", so lautete der Titel der großartigen Ausstellung in den Räumen der Schule. Weit über 100 Besucher, darunter auch die stellvertretende Landrätin Tanja Schorer-Dremel (CSU), folgten der Einladung der Fachschaft Kunst und der Schulleitung zur Vernissage am Donnerstagabend und ließen sich von dem beeindruckenden Spektrum der Kunstwerke der jungen Schülertalente begeistern.

"Hier finden Sie keine Nettigkeiten und keinen Kitsch, hier geht es um Sinnhaftes, um die Begegnung mit dieser starken Frau Mary Ward und um den Transfer ins Jetzt und Heute" - mit diesen Worten führte der frühere Maria-Ward-Kunstlehrer Stefan Pfättisch die Gäste in die Ausstellung ein. Er dankte den verantwortlichen Lehrkräften der Fachschaft Kunst, Angelika Süss, Alice Lüder, Bettina Paucksch, Martina Hafemann, Adrian Smoll und Heribert Nagengast, für die umfangreichen Vorarbeiten zur Ausstellung und den Schülerinnen für ihre herausragenden Arbeiten. Die große Gästeschar - ehemalige und heutige Schüler, Eltern und Eichstätter Bürger - lud er schließlich ein, mit ihm die weit über 100 kreativen Werke zu bewundern und dabei die Augen für so manche außergewöhnliche künstlerische Details und Feinheiten zu öffnen.

Schon gleich am Eingangsbereich fiel den Gästen das imposante Mosaik aus nicht weniger als 22000 farbigen Plättchen in den Blick, in dem sich eine 6. Klasse mit einer riesigen Fleißarbeit verewigt hat. Das klassische Porträt von Schulpatronin Mary Ward, das nun einen wunderbaren Platz am Eingang erhalten konnte, war aufgerastert und dann in zwei Helligkeitswerte zerlegt worden; dann wurde die stark vergrößerte Vorlage mit verschiedenfarbigen Blättchen beklebt. Auch eine originelle "Hühnerschar" begrüßte die Vernissagegäste gleich am Eingang: aus buntem Pappmaché und sehr fein gezeichneten Federn hatte eine 7. Klasse eine ebenso lustige wie spannende Materialcollage geschaffen.

Großes Lob fand Kunstexperte Pfättisch für die gelungenen Transferleistungen und die großartigen Brücken der Kunstschüler zwischen dem "Damals" von Mary Ward und dem "Hier und Jetzt". Ob in der Kunstreihe "3x über die Alpen" oder den Graffitis mit dem Konterfei Mary Wards, ob der Bezug zu einem der beliebtesten Aussprüchen Maria Wards in den Kunstwerken "Meine Lieblingstasche" oder vielfältige eindrucksvolle Arbeiten zu Objekten aus der Lebenszeit Mary Wards - in bewundernswerter Weise ist den Schülern unter der Ägide ihrer Kunstlehrer durchgehend der Bezug zu ihrer Schulpatronin gelungen. So inspirierte das Thema "Alpenüberquerung" die Realschülerinnen einer 7. Klasse zu detailreichen Arbeiten, in denen das heutige Mountainbike mit einem Rosenkranz aus Wards Zeiten, die Sportschuhe aus dem Jetzt mit dem Pilgerhut des 16. Jahrhunderts eindrucksvoll Platz in einem farbenfrohen Acryl-Bild finden. Dreimal, so erinnerten die Schülerinnen mit dieser Bilderreihe, hatte Mary Ward zu ihrer Zeit unter unvorstellbaren Bedingungen die Alpenkette zu Fuß überquert, um ihr Anliegen der Frauenordensgründung in Rom vorzutragen.

"Du findest den Weg nur, wenn du dich auf den Weg machst" - diesen beliebten Spruch Mary Wards drückten andere Siebtklässlerinnen mit dem Accessoire "Tasche" als Outfit und Symbol des Weggehens aus. Staunend bewunderten hier die Gäste die detailfreudigen und professionell gemalten Bilder, die nicht nur Zeitgeist, sondern auch Modebewusstsein und Ausdruck der eigenen Persönlichkeiten der jungen Kunsttalente widerspiegelten. Auch die expressiven Mädchenporträts von Neuntklässlerinnen lösten große Bewunderung unter den Gästen aus. Mary Wards Spruch "Zeige dich, wie du bist, und sei, wie du dich zeigst" inspirierte hier die Schülerinnen zu ihren Selbstporträts. Ihr wahres unverfälschtes Gesicht präsentierten auch die Schülerinnen der Klasse 8 c/1 in einer weiteren Serie von phantastisch akkuraten Porträts voller Kreativität, Strahlkraft und Farbfreude.

Unter dem Motto "Feder und Papier" waren die Malerinnen in das späte Mittelalter "gereist", um sich mit dem Schreibzeug von Mary Ward und ihren Zeitgenossen - Gänsefeder und Tintenfass - auseinandersetzen. Ausschnitten aus barocken Stillleben widmeten sich indes Achtklässlerinnen, indem sie mit professionellem Einsatz von Schatten die Räumlichkeit verschiedener Gegenstände wie Gläsern, Obstschalen oder Kerzen zu modellieren suchten und auch die Vanitas-Symbolik, also die Darstellung der Vergänglichkeit in der Barockmalerei, zum Beispiel durch Totenkopf und Kerze, nicht vergaßen.

Mit Bilderserien zum Thema "Our School - Mary Ward Cool" oder "Wasser - Wolken - Licht", Bezug nehmend auf Mary Wards Liebe zu Licht, zeigten die Kunstschülerinnen weitere reizvolle Exponate.

Einen besonderen Höhepunkt der Ausstellung stellten schließlich die Kunstarbeiten am Ende des "Gallery Walk" dar, die dem Thema "Mary Ward und andere starke Frauen der Geschichte und Gegenwart" gewidmet sind: Anne Frank, Mutter Theresa, Sophie Scholl, die syrische Rettungsschwimmerin, die ein sinkendes Flüchtlingsboot über mehrere Kilometer mit ihrer Körperkraft geschoben hat, und schließlich Klimaaktivistin Greta Thunberg sind es, die Achtklässlerinnen in eindrucksvollen Acrylbildern als "starke Frauen" und Vorbilder für die Jugend definiert und verewigt haben.

Musikalisch wunderschön umrahmt wurde die Vernissage durch das Schülerinnenduo Leni Forster (Gesang) und Judith Michl (Gitarre und Gesang) sowie dem Lehrertrio Dirk Böndl, Martina Beck und Annette Stößl.
 

Dagmar Kusche