Mörnsheim
Historisches mit aktuellen Bezügen

Irmgard und Richard Mittl schlüpften für Rathausfführung die Rollen von Edeldame und Kastner

07.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:55 Uhr
Historische Rathausführung mit Irmgard und Richard Mittl. −Foto: Foto: Mayer

Mörnsheim (max) "Gehen Sie mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1645!" So lud Irmgard Mittl die Gäste zu einer kostümierten historischen Rathausführung ein und verwandelte sich kurzerhand in die Person der Martha von Sandizell zu Edelshausen, Frau des Pflegers Heinrich Konrad von Eyb, der auf der Mörnsheimer Burg residierte.

Gemeinsam mit ihrem Mann, Bürgermeister Richard Mittl, inszenierte sie in einzelnen Teilabschnitten ein kleines Bühnenstück, in dem der im Kastenhof wohnende Kastner zu Mörnsheim Johann Streng ihr die Amtszimmer zeigt und zugleich auf anschauliche Weise Einblick in sein Aufgabenterrain gab. Richard Mittl hat die Textpassagen dazu selbst verfasst, die auf der historischen Tatsache beruhen, dass im Jahre 1645 die beiden Pflegeämter Mörnsheim und Dollnstein zusammengelegt wurden. Danach standen die Wohngebäude der Burg leer.

Grund des Besuchs der Edeldame ist eben die Tatsache, dass der Fürstbischof die Burg zu Mörnsheim aufgeben will, da der Pfleger in Dollnstein jüngst verstorben ist, die dortige Burg verwaist ist und der Fürstbischof sie zu einem Umzug altmühlabwärts drängt, da er sich zwei Amtssitze nicht leisten kann. Infolgedessen muss der wegen eines Diebstahldelikts einsitzende Delinquent, der zwei Jahre im Kerker auf der Burg abbrummen muss, ebenfalls verlegt werden, wozu die Unterlagen gebraucht werden. "Mein Gemahl schickt mich persönlich, diese wichtigen Papiere abzuholen. "

Immer wieder ist das Lamento des Kastners über zu wenig Personal, knappe Kassen und seine vielfältigen Aufgaben bis hin zur niederen Gerichtsbarkeit herauszuhören, die ihm nachts sogar den Schlaf rauben.

Auch sind Bezüge zur Gegenwart hergestellt: "Und wenn im Lenz der Schäfer mit seiner Herde kommt, gibt das ein gar schönes Bild", meinte Martha zu Sandizell mit einem Fingerzeig auf den jährlich in Mörnsheim stattfindenden Lammauftrieb. Und schmunzeln mussten die Gäste dann über ihre scherzhafte Anspielung auf die klerikale Finanznot: "Und der Fürstbischof klagt auch um fehlende Finanzen. Hat im Ausland eine Burg erworben und eine Ruine erhalten und dabei viel Geld verloren. Das müssen nun die kleinen Ämter büßen. " Den Besuchern gefiel die Führung sehr gut, nicht zuletzt, weil sie durch die Räume bis in den Dachboden des Kastenhofes führte.