Eichstätt
100 Jahre VfB Eichstätt - 1971 bis 1990

Seit den 70er-Jahren preschten auch Mädchen in Eichstätt "das Runde ins Eckige"

08.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:57 Uhr
Die erste Fußballdamenmannschaft des VfB im Jahr 1971: (hintere Reihe von links) Johanna Maier (verh. Plank), Christine Vogel (verh. Graubmann), Marianne Schellkopf (verh. Fürsich), Birgit Eichiner (verh. Otz), Romana Kretschmeier, Gabi Kölle (verh. Bittl); vorne: Gabi Unger (verh. Pöschl), Cornelia Ziegelmeier (verh. Neißer), Franziska Rindfleisch, Marlies Genzel (verh. Zeitlinger), Anita Frey (verh. Knör), Gerda Zieglwalner (verh. Wittmann). Nicht auf dem Foto sind: Maria Kopleder, Christine Friedl (verh. Pfrang), Adelheid Gegg (verh. Diernhofer), Monika Schellkopf (verh. Richter), Marlene Steck (verh. Niedermeier) und Sylvia Rausch (verh. Rucker). −Foto: VfB Archiv

Eichstätt - Im April 1971 war es so weit - der VfB gründete eine Damenfußballmannschaft.

Siegfried Silbermann war der erste Trainer, der den VfB-Mädchen das "Fußball-Einmaleins" beibrachte. Nach seinem Weggang zum MTV Ingolstadt übernahm Karl Kretschmeier übergangsweise das Kommando, ehe dann Franz Rindfleisch "Chef" der 16 fußballbegeisterten jungen Damen wurde. Diese Mannschaft hatte bis Ende 1973 Bestand, ehe sie sich wieder auflöste.

1971 wurde Jürgen Tredt als neuer Trainer der Herren vorgestellt. Nach schwachem Saisonstart endete die Saison mit der inoffiziellen Vizemeisterschaft der A-Klasse Donau-Ilm. Zum 2. Mal nach dem 2. Weltkrieg holte sich die A-Jugend den Titel eines Kreismeisters nach Eichstätt.

Vor 80000 Zuschauern wurden am 26. August 1972 im Münchener Olympiastadion die Olympischen Sommerspiele durch Bundespräsident Heinemann eröffnet. Als deutscher Betreuer der malaysischen Fußballdelegation brachte Jürgen Tredt die Asiaten zu einem Freundschaftsspiel nach Eichstätt. Wiesn-Königin Angelika Bayer führte den Anstoß aus. Der VfB unterlag Malaysia nach hartem Widerstand mit 1:3 Toren.

Nachdem der VfB zum zweiten Mal in Folge die Vizemeisterschaft erreichte, wurde für die Saison 73/74 der ehemalige Bundesligaprofi Horst Blechinger als neuer Spielertrainer verpflichtet. Selbst Landrat Konrad Regler war nun Mitglied im VfB Eichstätt. Der Kipfenberger Horst Blechinger führte den VfB mit sechs Punkten Vorsprung zur Meisterschaft in der A-Klasse Donau-Ilm.

Trainer Horst Blechinger wechselte zum FSV Pfaffenhofen und Hans Eder übernahm. Im ersten Bezirksligajahr erreichte der VfB einen sehr guten 5. Tabellenplatz. Peter Kaiser und Sepp Bittl wechselten zum MTV Ingolstadt, während Hans Neumeyer (VfR Neuburg), Kurt Puchtler (VfB Mörnsheim), Jochen Kleinbauer und Winfried Auernhammer (beide FC Beilngries) neu verpflichtet wurden. Nach dem neunten Spieltag warf Hans Eder das Handtuch und Siegfried Silbermann übernahm das Traineramt. Otto Eigenmann wurde in die oberbayerische Auswahl berufen, er war nach Hans Schweizer (1953) erst der zweite Spieler, dem dies gelang. Mit dem 7. Platz wurde die Saison abgeschlossen. Im Spiel beim TSV Eching erzielte Helmut Stimpfl im Vorspiel der Reserven den 1:0-Siegtreffer und somit seinen ersten und auch einzigen Treffer für den VfB.

Als Tabellenführer der Bezirksliga Nord überwinterte der VfB in der Saison 76/77. Zwei Punkte fehlten am Saisonende zur Meisterschaft und der VfB belegte den undankbaren 3. Platz. Danach übernahm Hans Baumgartner das Traineramt und einige wichtige Akteure verließen den Verein. Ende November entließ Vorstand Adolf Kölle den Trainer und der lange verletzte Siggi Silbermann sollte das leckgeschlagene VfB-Schiff wieder flott bekommen. Nur 29 Tore in 28 Begegnungen reichten jedoch nicht zum Klassenerhalt und der VfB musste in die A-Klasse zurück. Ein Jahr später klopfte der VfB erneut an das Tor der Bezirksliga. Ein Entscheidungsspiel am 24. Juni 1979 vor über 2000 Zuschauern in Gaimersheim musste über die Meisterschaft entscheiden. Der VfB unterlag der FT Ringsee mit 0:1 und verpasste somit den Aufstieg.

Am 2. Juli 1979 wurde der ESV Ingolstadt Deutscher Amateur-Meister gegen Hertha Zehlendorf. Der ehemalige VfBler Sepp Bittl war eine große Stütze für die Ingolstädter. Erneut "nur" der 2. Platz reichte auch in der Spielzeit 79/80 nicht zum Aufstieg. Münchsmünster lag mit 43:9 Punkten knapp vor dem VfB mit Trainer Silbermann. 1981 gelang es dem Vorstand nach zähen Verhandlungen mit der Stadt Eichstätt (Verwalter der Hl. Geist-Spital-Stiftung) den Pachtvertrag des VfB-Platzes bis zum Jahre 2005 zu verlängern. Nach einem 7. Platz erreichte der VfB unter dem neuen Trainer Herbert Koderer nun Platz 3. Kurioses ereignete sich vor dem Spieltag am 2. Oktober 1983. Eine Kritik des 2. Vorsitzenden Jürgen Tredt veranlasste Trainer Herbert Koderer unmittelbar vor dem Auswärtsspiel in Winden zum sofortigen Rücktritt. Der VfB gewann mit 2:1 und war Tabellenführer der A-Klasse. Hans Bittl übernahm und am Saisonende reichte es wieder nur zu Rang 3. Schwerwiegend war auch der Verlust von Uwe Enzinger, der zum MTV Ingolstadt wechselte. Einen Erfolg landete die D-Jugend als Vizemeister hinter dem ESV Ingolstadt. So siegten die Jüngsten des VfB zweimal mit 16:0 und 16:1, wobei Jürgen Steib Rekordtorschütze mit neun Treffern in einem Spiel wurde.

Am 11. Juli 1984 spielte der VfB erneut gegen den FC Bayern München. Anlass war die Fertigstellung des Sanitärbaues. Der Deutsche Rekordmeister trat mit allen Nationalspielern auf außer Jean-Marie Pfaff an. 1. Halbzeit: Aumann, Martin, Dürnberger, Beierlorzer, Augenthaler, Grobe, Nachtweih, Matthäus, Hoeneß, Rummenigge, Mathy, Kögl, Schwabl. Beim VfB spielten: Radle, Kraus, R. Halbig, Otz, Kargl, Eigenmann, Köhler, Schiebel, Bittl, Hierl, W. Halbig; Pavlovic, Müller, R. Pfaller, F. Pfaller, H. Graubmann. Das Spiel endete 14:0 (5:0).

Einen besonderen Titel sicherte sich Edmund Hierl auf dem Eichstätter Volksfest. Er wurde mit elektronisch gemessenen 141,1 Stundenkilometern Wiesnbomber '84. Mit seinem gewaltigen Schuss hatte Hierl einen bayerischen Rekord aufgestellt. Auf Platz 2 landete Vereinskollege Emil Otz mit 139,9 vor Hermann Eberlein junior mit 136,6 km/h. Hans Bittl warf im Herbst das Handtuch und Edmund Hierl übernahm das Traineramt. Der VfB war Tabellenletzter und musste am Saisonende als Drittletzter in die B-Klasse absteigen. Erfolge feierte dagegen der Nachwuchs. Unter Trainer Ludwig Graubmann wurde die A-Jugend Meister der Kreisklasse und stieg in die Kreisliga auf und die B-Jugend von Ernst Pfefferle belegte Rang 2 in der Kreisklasse.

Trainer Willi Müller sollte den VfB wieder in die A-Klasse führen. Zudem stand ihm mit Peter Chloupek ein weiterer erfahrener Fußballfachmann als Abteilungsleiter zur Seite. Kurz nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, am 26. April 1986, stand der VfB mit sieben Punkten Vorsprung als Meister der B-Klasse Nord fest.

Seinen großen Auftritt hatte Mehmet Hüdaverdi am 5. November 1986 im Münchner Olympiastadion. Der A-Jugendspieler des VfB wurde Ballartist 1986. Hüdaverdi hatte sich über Orts-, Kreis- und Bezirksentscheid für das Finale qualifiziert und wurde Sieger in seiner Altersklasse. Weniger erfolgreich verlief die Saison bei den Senioren, die Rang 11 in der A-Klasse belegten. Josef "Bip" Kraus wurde von der Schiedsrichtergruppe Ingolstadt für 750 Spiele als Unparteiischer geehrt. Josef "Sepp" Bittl und Wolfgang Köhler wurden für 500 Spiele für den VfB ausgezeichnet. Eine Ehrung der besonderen Art konnte VfB-Vorstand Josef Plößl am 14. April 1988 vornehmen. Edmund Hierl erhielt die Ehrung für 700 Spiele, die vor ihm noch kein VfB-Akteur erreicht hatte. Einen unspektakulären 9. Platz belegten die Fußballer in der A-Klasse. 20 Jahre zuvor gewann die damalige A-Jugend den Kreispokal. Dies gelang nun unter Trainer Max Pfuhler der B-Jugend zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte.

Auf Einladung des FC Liverpool reisten die A-Jugendlichen für eine Woche in die westenglische Hafenstadt. Die 0:9 Niederlage gegen das britische Under-18-Team war sicherlich kein Beinbruch. Der jetzige VfB-Präsident, Thomas Hein, überreichte damals an der Anfield Road den Freundschaftswimpel an den Kapitän der Liverpooler Mannschaft.

Während die 1. Mannschaft erneut nur auf Rang 9 landete, holte sich die VfB-Reserve die Meisterschaft. Einem "Konditionstest der besonderen Art" unterzog sich die VfB-Reserve beim ersten gemeinsamen Ausflug nach Hamburg. 24 VfBler sahen dabei am "Millerntor" nicht nur den 1:0 Sieg des FC St. Pauli gegen den Karlsruher SC, sondern besuchten auch die Reeperbahn, die "sündige" Meile der Hafenstadt. Dieser "Reserveausflug" hat heute im kleineren Kreis noch Bestand, musste allerdings in diesem Jahr erstmals aus gegebenem Anlass abgesagt werden.

Am 21. März 1990 erhielt Oberbürgermeister und langjähriges VfB-Mitglied Ludwig Kärtner das Bundesverdienstkreuz als Anerkennung für geschickte Amtsführung.

Vor der Saison 89/90 war der VfB-Platz schöner geworden. Der Ausbau der leichtathletischen Sportanlagen durch die Stadt Eichstätt war vollendet. Allerdings inspirierte das die Fußballer nicht. 1974 wurde Deutschland Fußballweltmeister und der VfB stieg in die Bezirksliga Nord auf. 1990 wurde Deutschland durch einen 1:0-Sieg gegen Argentinien erneut Weltmeister, doch dieses Mal stieg der VfB in die B-Klasse ab. Am 14. Juni um 19.32 Uhr war es amtlich: der VfB hatte soeben das Elfmeterschießen im Relegationsspiel gegen den TSV Lichtenau verloren. Aber es sollte noch schlimmer kommen.

EK


Fortsetzung folgt

Sepp Schiebel