Eichstätt
Neue Gewohnheiten, neue Erkenntnisse

Serie "Ein Jahr - ein Vorsatz": Rückschau und Ergebnisse nach zwölf Monaten

21.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:42 Uhr
Mit diesem Foto stellten Katrin Straßer und Katrin Poese vor genau einem Jahr ihre Vorsätze für 2018 vor: sich regionaler zu ernähren und mehr zu Fuß zu gehen. Was ist daraus geworden? −Foto: Schneider

Eichstätt (EK) So schnell geht ein Jahr vorbei! Mitte Januar 2018 stellten zwei Redakteurinnen an dieser Stelle ihre Neujahrsvorsätze vor: sich regionaler ernähren und mehr zu Fuß gehen. Nun ist es Zeit für eine Bilanz - wie ist es gelaufen?

So mancher Vorsatz, den man zu Silvester fasst, versandet schnell im Alltag. Das hat, so liest man des Öfteren, wohl zwei Ursachen: Zum einen nehmen sich die meisten Menschen zu viel vor, anstatt sich auf eine Sache zu konzentrieren und diese in realistischen Schritten anzugehen. Zum anderen drehen sich Neujahrsvorsätze oft um den Verzicht - keine Süßigkeiten, nicht mehr rauchen, weniger Alkohol.

Einen etwas anderen Ansatz konnten die Leser des EICHSTÄTTER KURIER 2018 bei unserer Serie "Ein Jahr - ein Vorsatz" mitverfolgen. Katrin Straßer und Katrin Poese haben ihre Vorsätze ganz bewusst positiv formuliert und versucht, neue Gewohnheiten in ihren Alltag einzubauen - mit den folgenden Ergebnissen.

ESSEN, WAS DIE REGION MIR BIETET

Noch regionaler, am besten lokal, einzukaufen, ohne Abstriche bei Tierwohl und ökologischer Erzeugung zu machen - das hatte ich, Katrin Straßer, mir für 2018 vorgenommen. "Mal sehen, mit wie vielen und welchen Lebensmitteln das in und um Eichstätt möglich ist", schrieb ich vor einem Jahr an dieser Stelle. Heute kann ich sagen: mit überraschend vielen!

Obst und Gemüse aus der Region bekommt man auf dem Wochenmarkt, in Hofläden oder, wenn man - anders als ich - unter der Woche vormittags Zeit hat, auch in der Seminargärtnerei im Eichstätter Wiesengässchen.

Fisch, Eier, Milch und Fleisch bieten eine ganze Reihe von Direktvermarktern an, die ihre Tiere artgerecht halten. Der Einkauf in den Hofläden ist unkompliziert und viel persönlicher als der im Supermarkt, die Milch wird mir sogar vor die Haustür geliefert.

Auch haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Honig, Essig oder Öl, Mehl und andere Produkte aus der Region sind relativ unproblematisch zu bekommen und stehen nun bei uns in der Vorratskammer.

Bei meiner Recherche, bei der mir die Internetseite www.koestliches-vom-land.de eine große Hilfe war, habe ich einige der engagierten Erzeuger der Region kennengelernt, viele nette Gespräche geführt und köstliche Produkte gekauft.

Und nun die Gretchenfrage: Hat sich mein Einkaufsverhalten im vergangenen Jahr dadurch wirklich verändert? Habe ich meinen Vorsatz tatsächlich durchgehalten? Ich würde sagen ja - auch wenn ich mich nicht immer sklavisch an die Vorgaben gehalten habe. Zusätzlich zu dem regionalen und daher saisonalen Angebot habe ich mir hin und wieder beispielsweise Apfelsinen aus fernen Ländern oder Paprika im Winter gegönnt. Manchmal hat es zeitlich nur zum "normalen" Supermarkteinkauf gereicht - allerdings habe ich dabei ganz bewusst Etiketten gelesen und Produkte aus Bayern bevorzugt. Wenn wir kein Fleisch vom Direktvermarkter mehr in der Tiefkühltruhe haben, kaufe ich beim örtlichen Metzger - zumindest ein lokaler Einkauf, allerdings fehlt mir hier die Gewissheit, dass es den Tieren vor der Schlachtung wirklich gut ging. Als Käseliebhaber kann ich außerdem manchmal einem "würzigen Franzosen" nicht widerstehen.

Was ich in diesem Jahr noch ausbauen möchte, ist das Selbermachen: Die von meinem Mann im Spätsommer eingekochten Tomaten und mein Zucchinisalat im Glas bereichern unseren Speiseplan noch immer, in dieser Richtung möchte ich weitergehen, noch mehr Gemüse selbst anbauen und konservieren. Das hilft sicher auch bei meinem Vorsatz für das Jahr 2019: Plastikmüll und Umverpackungen so weit wie möglich zu vermeiden.

ZU FUSS GEHEN WIRD MEIN WICHTIGSTES HOBBY

Für 2018 hatte ich, Katrin Poese, große Ziele. Das Wandern und Spazieren sollte meine wichtigste Freizeitbeschäftigung werden. Das war ambitioniert, aber auch die logische Steigerung, denn schon vorher war ich der Bewegung auf zwei Füßen nicht abgeneigt. Es fehlte nur die Regelmäßigkeit.Mein Fazit nach einem Jahr besteht aus vier Teilen.

Zu Fuß gehen als Hobby: Dieser Teil des Vorsatzes hat ziemlich gut geklappt. In der Liste meiner liebsten Freizeitbeschäftigungen steht das Spazieren jetzt weit oben. Ich will nicht verhehlen, dass das Sofa manchmal siegt. Aber ich finde, ich bin auf einem guten Weg: Im Urlaub bin ich bei 14 Grad, Wind und Regen durch dänische Nationalparks gestapft und es hat mir Spaß gemacht. Schlechtes Wetter schreckt mich nicht mehr so sehr - trotzdem ist mir mein Vorsatz im Frühling und im Sommer leichter gefallen als im Winter.

Knackpunkt Zeit: Und was ist mit meinen anderen Vorhaben? Den Altmühltal-Panoramaweg wollte ich mir in seiner ganzen Länge von 200 Kilometern vornehmen - in Etappen. Daran bin ich kläglich gescheitert. Nur zwei Etappen habe ich geschafft. Ich kann aber sagen: Fehlende Motivation war nicht der Knackpunkt, sondern fehlende Zeit.

Vorgenommen hatte ich mir auch, mir neue Gewohnheiten im Alltag zu schaffen. Einige haben sich bewährt: der Mittagspausen-Spaziergang oder die Abendrunde mit Absacker. Auch mein Fotoprojekt, das mich einmal im Monat auf den Frauenberg geführt hat, war erfolgreich. Aber: Gewohnheiten sind launisch, man muss sie gut pflegen, sonst verschwinden sie schnell.

Gesundheit: Das Gehen, wie ich es praktiziere, macht zwar den Kopf frei, macht Spaß und sorgt für etwas Erleichterung bei Bürohaltungs-bedingten Nackenschmerzen. Aber: Meine Gesundheit wesentlich zu verbessern, das schaffe ich so nicht. Ich fühle mich nach einem Jahr nicht signifikant fitter oder muskulöser. Und da sind wir wieder beim Thema Zeit: In einer 40-Stunden-Arbeitswoche schaffe ich es nicht, das zu ändern.

Erkenntnisse und Entscheidungen: Das Zu-Fuß-Gehen hat einen großen Beitrag dazu geleistet, dass ich die 40-Stunden-Woche aus meinem Leben verbannt habe. Ich arbeite jetzt in Teilzeit. Mein Vorsatz hat mir gezeigt: Ich habe es satt, dass meine Gesundheit immer hinten anstehen muss. Jetzt nehme ich mir Zeit für sie. Und ergänze das Spazieren durch Krafttraining. Allerdings ohne Geräte, nur mit dem eigenen Körpergewicht. Denn, wie beim Gehen, gefällt mir dabei das Minimalistische: Man braucht nichts außer sich selbst dazu.

Eine weitere Entscheidung im Jahr 2018: Ich habe kein eigenes Auto mehr, sondern teile es mit meinem Partner. Dadurch bin ich nun den größten Teil der Woche mit Zug, Bus und zu Fuß unterwegs. Eine halbe Stunde vom Bahnhof an mein Ziel zu laufen, schreckt mich nicht mehr ab. Aber mir wird dadurch auch bewusst, wie sehr unser Umfeld auf das Auto ausgerichtet ist. Geschäfte und Ärzte wandern in die Peripherie, der öffentliche Nahverkehr lässt oft zu wünschen übrig. Ich bin überzeugt, dass es den Menschen besser gehen würde, wenn mehr Leute zu Fuß gingen - und wenn unsere Region besser auf Fußgänger ausgerichtet wäre. Deswegen bleibe ich dran und gehe weiter.
 

Katrin Straßer, Katrin Poese