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Fu-Gao-Di verspricht viel Gaudi

11.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:34 Uhr

Die Antrittsrede hat Kaiser Fu-Gao-Di gestern vor kleinen und großen Faschingsnarren gehalten. Ohne Widerrede überließ ihm Bürgermeisterin Carolin Braun (links) die Schlüsselgewalt im Rathaus. - Fotos: Kirschner

Es war in diesem Jahr das am besten gehütete Geheimnis der Sieben-Täler-Stadt. Monatelang war gemunkelt und gemutmaßt worden, wer wohl die Nachfolge von Ko-Houang-Di antreten würde. 15 Jahre lang war Fritz Koller mit diesem Namen das Gesicht des Chinesenfaschings, bis er vor Beginn der jüngsten Faschingszeit bekannt gab, dass dies aus gesundheitlichen Gründen seine letzte im Amt sein werde.

Es wird jemand werden, der mit dem Dietfurter Fasching von Kindheit an vertraut, mehr an Informationen hatte Pia Pritschet, die Organisatorin des Chinesenfaschings sich nicht entlocken lassen – bis zum gestrigen Tag. Schon im Sommer war durchgesickert, dass der „Kaisermacher“ und Dritte Bürgermeister Bernd Mayr (FW) einen Thronfolger ausgemacht hatte.

Zum ersten Mal händigte Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) den überdimensionalen gelben Rathausschlüssel gestern an den neuen Machthaber Manfred Koller alias Fu-Gao-Di aus und übertrug ihm damit symbolisch bis Faschingsdienstag die Schlüsselgewalt im Rathaus. Kurz nach 11 Uhr drängte sich der Hofstaat bereits im Durchgang des Rathauses. Routiniert und bestens gelaunt gab Koller letzte Regieanweisungen. Exakt neun Minuten nach 11 Uhr betrat er die Stadtverwaltung im ersten Stock. Während ihn Horst Semmler als Kaiser-Ahne Fa-Da-Lang in Reimform ankündigte, verdeckten Hofdamen mit großen Fächern den neuen Regenten bis zu letzten Sekunde.

„Der neue Kaiser is’ a Dietfurter G’wachs, er entstammt aus einer ganz besonderen Rass’. Als Kind wurde er im Laberwasser gebadet, es ist kein Wunder, es hat ihm nicht geschadet. Im Gegenteil, es tat ihm gut, es wuchsen Faschingsgene in seinem Blut. Ernährt wurde er voller Wonne, täglich mit Weißwurst und Frühlingsrolle“, reimte Fa-Da-Lang. Mit seiner fantasievollen Kopfbedeckung und einem weißen Rauschebart im Stile des Albus Dumbledore ist er selbst eine neue Gestalt des Dietfurter Chinesenfaschings.

Exakt um 11.11 Uhr erklangen die ersten Kille-Wau-Rufe, senkten die Hofdamen die Fächer und gaben damit erstmals den Blick auf den neuen Kaiser frei. Der zeigte sich ebenso wortgewandt wie sein Bruder. „Ich schreibe alle meine Reden selber“, verriet er nach der Schlüsselübergabe, das habe auch sein kaiserlicher Bruder so gehandhabt. Fu-Gao-Di ist der elfte Kaiser auf dem Dietfurter Faschingsthron. Die Tradition reicht mehr als 50 Jahre zurück. Mit dem Fasching ist er nicht nur von Kindesbeinen an vertraut, er war sogar eine treibende Kraft beim Unsinnigen Donnerstag. Als kaiserlicher Hofrat hatte er bislang dem engsten Kreis um den Kaiser angehört. Der 47-Jährige war beim Umzug immer vor dem Drachenwagen von Ko-Houang-Di marschiert und hatte dessen Kommen angekündigt. „Jetzt muss er nicht mehr zu Fuß gehen, jetzt wird er gefahren“, meinte Pritschet, als alle mit Sekt und Orangensaft auf die fünfte Jahreszeit anstießen.

Er habe sich mit der Namensgebung lange befasst, verriet Koller. Sein Name bedeute auf Chinesisch Glück bringender (Fu) großer (Gao) Kaiser (Di). Auch das Motto des Chinesenfaschings gab er am Vormittag erstmals bekannt. „Fu-Gao-Di der Sonnensohn, regiert ab jetzt vom Kaiserthron“, lautet es. Bis er den besteigen darf, muss er allerdings noch eine Reihe von Zeremonien über sich ergehen lassen. Die erste davon hat er gestern Abend hinter sich gebracht. Vor dem Chinesenbrunnen sammelten sich jede Menge bayerische Chinesen, um den Fasching gebührend einzuläuten und dem Kaiser zu huldigen. Erst einmal wurde er feierlich gesalbt. Getauft wird er dann beim Chinesenball am 9. Januar. Erst am Unsinnigen Donnerstag am 4. Februar wird er offiziell zum Kaiser gekrönt.

Neu ist nicht nur der Kaiser, sondern auch ein Teil seines Fußvolks hat gewechselt. Alle wurden gestern Abend offiziell vorgestellt, die kaiserlichen Hofdamen ebenso wie die neue Kaisergarde. Auch die Hymne ist neu. Das Kaiserlied haben Stefan Röll und Stefan Grad von den Weiß-Blauen Siebentälern gedichtet. Zur Musik von Helene Fischers „Atemlos“ klingt es künftig „Fu-Gao-Di lebe hoch, unser Kaiser für die narrischen Dog, Fu-Gao-Di bring uns Glück, heute gibt es kein Zurück“. Auch dieses Lied hatte gestern Abend Premiere.

Gefehlt hat allerdings ein Dietfurter Chinese, der seit Jahrzehnten dabei war. Ausgeschieden ist Erwin Skarke. Er hatte jahrelang die Zügel des Drachenwagens gehalten. „Er ist mit dem alten Kaiser in den Ruhestand getreten“, bedauerte Pritschet.

Die lautmalerische Ähnlichkeit im Namen des Kaisers mit „vui Gaudi“ (viel Gaudi) sei im Übrigen ebenfalls gewollt, verriet Pritschet zum Abschluss, denn diese wünsche man dem neuen Kaiser von Bayrisch-China und allen anderen Faschingsnarren aus nah und fern für die kommende, doch recht kurze Saison.