Beilngries
Grundschul-Erweiterung für 7,8 Millionen Euro

Stadtrat einigt sich auf Ausführungsvariante für Grundschul-Erweiterung

11.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:59 Uhr
In Nachbarschaft zum neuen Kindergarten, der gerade entsteht, soll ab nächstem Jahr die Grundschule (rechts) erweitert werden. −Foto: F. Rieger

Beilngries - Für Gesamtkosten von 7,8 Millionen Euro will die Stadt Beilngries in den kommenden Jahren die Grundschule erweitern. Der Stadtrat legte sich bei seiner Sitzung am Mittwochabend auf eine konkrete Ausführungsvariante fest. Diese berücksichtigt das Konzept der offenen Lernlandschaften, was der Schulfamilie ein großes Anliegen ist.

Zu Beginn des Tagesordnungspunktes ging Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) auf die Vorgeschichte ein. Und das nahm einige Zeit in Anspruch. Denn rund um die geplante Erweiterung ist in den vergangenen Jahren schon eine Menge passiert - obwohl aus baulicher Sicht, entgegen der allerersten Planungen, noch gar nichts passiert ist. Schloderer betonte bei seiner Einführung, dass der Bedarf für einen Anbau unbestritten sei. Aktuell besuchen rund 325 Kinder die Grundschule, zum Schuljahr 2024/25 werden es Prognosen zufolge knapp 460 Mädchen und Buben sein. Die bislang vierzügig angelegte Schule muss sich daher künftig definitiv fünfzügig aufstellen. Und auch unabhängig vom Anstieg der Schülerzahlen sind die Anforderungen an das Schulgebäude seit dessen Bau vor 20 Jahren gestiegen, wie Schloderer erläuterte - vom Angebot der Ganztagsklasse über die stark frequentierte Mittagsbetreuung bis zum Profil Inklusion.

An einer Erweiterung des Schulgebäudes führt also kein Weg vorbei, das ist in Beilngries seit Längerem bekannt. Einen entsprechenden Grundsatzbeschluss des Stadtrats gibt es auch schon seit gut zwei Jahren. Auf Initiative und unter großem Engagement der Schulfamilie wurde in der Folge ein sogenanntes Raumfunktionsbuch erstellt, das dem Konzept der offenen Lernlandschaften Rechnung trägt. Man fordere keinerlei Luxus ein, hatte die Schulgemeinschaft um Rektorin Monika Bäumler dazu stets erläutert. Vielmehr gehe es darum, die Bildungsstätte bei der Erweiterung bestmöglich auf die Zukunft und auf absehbare pädagogische Entwicklungen vorzubereiten.

Da es aber nicht praktikabel wäre, im neuen Teil der Schule künftig ganz andere Lernformen anbieten zu können als im Bestand, war schnell klar, dass dann auch in Letzterem umgebaut werden müsste. Vor einem Jahr kamen im Stadtrat erstmals Zahlen auf den Tisch - und die ließen manches Gremiumsmitglied vor Schreck fast vom Stuhl fallen. Bei einer Umsetzung des Konzeptes in der damals vorliegenden Form ging die Verwaltung von Gesamtkosten in Höhe von 11,37 Millionen Euro aus - 8,47 Millionen für die Erweiterung und 2,9 Millionen Euro für die Anpassungen im Bestand. Da nach Abzug der Förderung für die Stadt ein Eigenanteil von 7,6 Millionen Euro verblieben wäre, war man sich damals im Gremium einig: Hier muss noch einmal kräftig an den Planungen gefeilt werden.

Das ist im zurückliegenden Jahr geschehen - in diversen Gesprächsrunden mit Stadt, Schulfamilie und Planern, ließ Schloderer wissen. Als Ergebnis konnte nun am Mittwoch eine sogenannte Variante 6a vorgestellt werden, die dem Gremium von der Verwaltung auch als bestmögliche Lösung ans Herz gelegt wurde. Architekt Norbert Raith erläuterte die Entwicklungsschritte, die das Vorhaben aus Planungssicht durchlaufen hat - vom 11,37-Millionen-Startpunkt über ein gänzliches Entfernen aller Lernlandschaft-Elemente bis hin zur jetzigen Variante, die dieses Konzept berücksichtigt, aber doch deutlich günstiger daherkommt. Ein entscheidender Aspekt für einen planerischen Durchbruch sei die stärkere Umnutzung von vorhandenen Raumkapazitäten im Bestand gewesen. Die Kosten werden nun auf 7,8 Millionen Euro geschätzt - 6,74 Millionen Euro für die Erweiterung, die von Südosten her angedockt wird, und ziemlich genau eine Million Euro für die Anpassungen im Bestand. Mit der vorliegenden Variante könne es gut gelingen, alle Ansprüche zu befriedigen, so der Architekt.

Auch aus dem Gremium gab es überwiegend Lob. So sagte Schulreferent Rüdiger Stein (SPD): "Ich bin geradezu angetan." Es sei "das Kunststück" gelungen, die pädagogischen Wünsche der Schule und die Vorgabe, die erste Planung deutlich abzuspecken, unter einen Hut zu bringen. BL/FW-Fraktionssprecher Bernhard Merkl sagte, dass man aus seiner Sicht nun eine "optimale Variante" gefunden habe. Die hohen Kosten seien zweifellos eine Herausforderung. Aber es sei eben auch wichtig, die Schule bei der Erweiterung bestens für die Zukunft zu rüsten - auch aus technischer Sicht, beispielsweise hinsichtlich der Lüftungsanlage, was aktuell wichtiger denn je erscheine. Wichtig sei gewesen, die Schulfamilie so gut einzubinden, lobte Merkl. Das untermauerte auch Anton Bauer (BL/FW). Das Konzept der offenen Lernlandschaft werde allgemein hoch geschätzt und auch auf Ministeriumsebene empfohlen. An diesem Punkt vertrat Hans-Dieter Niederprüm (CSU) eine andere Meinung. Er sei kein Freund der offenen Lernlandschaften und werde gegen die vorliegende Variante stimmen - auch, weil er sich durch die vorliegenden Unterlagen nicht ausreichend über die inhaltlichen Aspekte der verschiedenen möglichen Erweiterungs-Varianten informiert sehe.

Johannes Regnath, Sprecher der CSU, berichtete von umfangreichen Diskussionen in seiner Fraktion. Die Variante 6a sei absolut geeignet, um die Schule gut in die Zukunft zu führen, was seine Parteifreunde Anton Grad und Pauline Hirschberger bestätigten - daher könne man auch zustimmen. Allerdings habe man wegen der Kosten massive Bauchschmerzen. Regnath prognostizierte, dass die Stadt sich auf einen Schuldenstand von zwölf Millionen Euro zubewegen wird. Hirschberger richtete an den Bürgermeister die Frage, ob sich die Stadt die Grundschulerweiterung in der hier vorliegenden Form wirklich leisten könne - beziehungsweise ob im Gegenzug möglicherweise andere Vorhaben nicht mehr umsetzbar sein werden. Und Grad betonte: "Das wird ein Kraftakt für die Stadt, wir werden den Gürtel in Zukunft enger schnallen müssen." Den Bürgern müsse klar sein, dass für Sonderwünsche bei anderen Themen nun keinerlei Spielraum mehr vorhanden sei. Auch Schloderer sprach von einem "stolzen Werk", das man hier vor sich habe. Zu Hirschbergers Frage meinte er, dass sich die Kosten auf die Haushaltsjahre 2022 bis 2024 verteilen werden - und dass die Erweiterung alternativ los sei. Ganz allgemein sei für die kommenden Jahre aber die klare Maxime: "Wir werden uns genau überlegen müssen, was wir uns sonst noch leisten können."

Die Umsetzung von Variante 6a wurde letztlich bei einer Gegenstimme (Niederprüm) beschlossen. Der Rathauschef bedankte sich für dieses Votum - man habe hier einen guten "wirtschaftlichen, baulichen und pädagogischen Kompromiss" gefunden. Auch Rektorin Bäumler trat für eine kurze Stellungnahme ans Mikrofon. Man sei dem Gremium dankbar für diese Entscheidung, denn: "Wir kriegen eine Schule, die in die Zukunft ausgerichtet ist." Beginnen sollen die Bauarbeiten im Jahr 2022.

Kommentar

Dass diese millionenschwere Entscheidung so manchem Gremiumsmitglied alles andere als leicht gefallen ist, war am Mittwochabend zu spüren. Und doch ist es gelungen, dieses ebenso komplizierte wie wichtige Thema zu einer Kompromisslösung zu führen - und das ohne größere politische Scharmützel im Stadtrat. Das dürfen alle Beteiligten, insbesondere die Verwaltung um Bürgermeister Helmut Schloderer, als großen Erfolg in dieser noch jungen Wahlperiode verbuchen.

Klar ist aber auch: Noch existiert diese Planung nur auf dem Papier. Es muss nun auch, wie von der CSU angemahnt, gelingen, die derzeit nahezu alle Seiten zufriedenstellende Variante im abgesteckten Kostenrahmen umzusetzen. Nur dann wird die Grundschulerweiterung am Ende als ein solches Erfolgsprojekt bewertet werden, wie sie sich im aktuellen Stadium darstellt.

Dass der Stadtrat mit diesem Beschluss den Kindern und der Schulbildung in finanziell schwierigen Zeiten die oberste Priorität einräumt, ist richtig. Daraus leitet sich nun aber auch ab, dass es bei anderen Vorhaben in den nächsten Jahren so manches Mal nötig sein wird, Nein zu sagen - den entsprechenden Gegenwind werden die Kommunalpolitiker ertragen müssen.

DK

Fabian Rieger