Dietfurt
Von der Mühsal vergangener Generationen

Erzählcafé der Senioren beleuchtet altes Handwerk und die schwere Arbeit in früheren Zeiten

11.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:52 Uhr
Mit diesem Gerät, das Richard Huber zeigte, wurde früher Wolle aufgewickelt. −Foto: Grammetbauer

Dietfurt (grb) Ebenso informativ wie unterhaltsam war der Nachmittag im Erzählcafé für die Dietfurter Senioren im Kulturhaus am Donnerstag.

Büchereileiterin Maria Hauk-Rakos hatte für sie ein Programm zum Thema "Wias früher war" zusammengestellt, diesmal ging es um alte Handwerkskunst.

Herbstlich geschmückt waren die Tische im Veranstaltungsraum, liebevoll von den den Damen des Erzählcafé-Teams gedeckt, unterstützt von zwei Schülerinnen der Mittelschule Dietfurt, die ein freiwilliges soziales Schuljahr absolvieren. Unter Leitung von Maria Hauk-Rakos leisten sie im Rahmen des schulpastoralen Unterrichts 80 ehrenamtliche Stunden in verschiedenen sozialen Einrichtungen. Diesmal durften sie in die Welt der älteren Generation eintauchen, wie Hauk-Rakos betonte.

Das Erzählcafé-Team hatte Kuchen gebacken und Kaffee gekocht. Beim Erzählcafé werden auch immer zum Thema passende alte Lieder gesungen, wie "Es klappert die Mühle am rauschenden Bach" oder "Es steht eine Mühle", dann ein Lied der fahrenden Handwerksburschen von 1840.

Das Schusterhandwerk eröffnete den Reigen der alten Handwerkskunst und da wussten nicht nur die Referentin, sondern auch die Senioren selber sehr viel zu erzählen. Früher gab es in Dietfurt einige Schuster, die ihr Handwerk ausübten und auch dazu einen Laden hatten. Der letzte Schuster, der nur von der Reparatur lebte, war Karl Semmler in der Frauengasse. An ihn können sich noch viele erinnern. Er war zudem Musikant.

Bruder Balthasar Werner, dessen Name das Seniorenheim trägt, war ebenfalls Schuster. Dieser Handwerksberuf war damals dringend nötig, wenn er auch nicht viel einbrachte. Früher kamen die Schuhe nicht aus der Fabrik, sondern wurden per Hand gemacht, doch daran können sich nur noch wenige der Senioren erinnern. Regina Flierl jedoch kannte einige lustige Anekdoten dazu, ihr Vater war Schuhmacher. Holzschuhe gab es nur vereinzelt, das hatten uns die Holländer voraus.

Das Handwerk des Spinnens war den Frauen vorbehalten, Spinnen und Weben ist ebenfalls eine fast ausgestorbene Handwerkskunst. Die Referentin stellte nicht nur ein modernes Spinnrad vor, sondern zeigte Bilder von ganz alten Techniken des Spinnens und Webens, vom Webrahmen bis zum Webstuhl.

Richard Huber hatte ein altes Handwerksgerät mitgebracht, mit dem man Wolle aufwickeln konnte, ohne dass jemand die Stränge halten musste und ein anderer wickelte.

Der Nachmittag machte seinem Namen Erzählcafé alle Ehre, die Senioren hatten auch viel aus früheren Zeiten zu erzählen. So wurde früher ein Musikant nach seiner Arbeit im Wirtshaus meist nicht mit Geld, sondern mit dem "Schmauß" bezahlt, er bekam also nur eine Brotzeit mit nach Hause.

Schließlich wurden noch die Hausarbeiten vergangener Generationen beleuchtet, vor allem der Waschtag. Wäsche waschen war sehr mühsam - vom Sortieren über das Einweichen, dem Kochen im Kessel, dem Bürsten auf dem Waschtisch und Bleichen im Gras, bis der "Wäschestampf" kam und langsam die Schleuder. Eine Hausfrau musste viel körperliche Arbeit leisten.

Viel Beifall gab es für diesen kurzweiligen Nachmittag. Im Januar steht das Thema Bier im Mittelpunkt. Es gab in Dietfurt mehrere Brauereien, die letzte war die Brauerei Niedermeier.