Neumarkt
Weiterer Ausbau angestrebt

Wirtschaftsausschuss bringt Verbesserungen im Öffentlichen Personennahverkehr auf den Weg

18.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:09 Uhr
Regionalexpress und S-Bahn auf dem Neumarkter Bahnhof: Die S-Bahn hat sich bewährt. Das Soll wurde längst übererfüllt. Beim Regionalexpress wünscht sich der Kreis statt einem zweistündigen einen einstündigen Takt. −Foto: Meyer

Neumarkt - Etliche neu gewählte Kreisräte haben bei der jüngsten Sitzung des Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Umweltausschusses ihre Feuertaufe erlebt und sich recht konstruktiv daran beteiligt.

 

Im Mittelpunkt der ersten Sitzung in der neuen Wahlperiode standen der Öffentliche Personennahverkehr, Leistungen für einen Geh- und Radweg, die Anschaffung eines Abrollbehälters mit einem großen Wassertank für die Feuerwehr und der Kauf von Tablets.

Diejenigen Schulen, für die der Kreis der Sachaufwandsträger ist, dürfen sich über eine bessere Ausstattung mit Tablets freuen. Aus dem Sonderbudget "Leihgeräte" des Digitalpakts Schule des Bundes können dafür nämlich 210000 Euro kurzfristig abgerufen werden. 28 Tablet-Koffer mit insgesamt 448 Geräten können dafür gekauft werden. "Die Verteilung der Koffer richtet sich nach den Schülerzahlen", sagte Kreiskämmerer Hans Ried. Jedes Klassenzimmer verfüge über einen PC, Internetanschluss, Beamer und eine Dokumentenkamera, beantwortete Ried eine Frage der neu gewählten Landratsstellvertreterin Susanne Hierl (CSU). Durch Homeschooling wurde manche Lücke in der Geräteausstattung bei den Schülern aufgezeigt und deshalb nachgebessert.

Kreisentwicklungsreferent Michael Gottschalk erläuterte die Aufgaben des Kreises beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Mit sieben Buslinienbündeln werden die Regionen erfasst. 15 Rufbuslinien und fünf Anrufsammeltaxen verbessern die Anbindung auch kleinerer Orte mit Neumarkt. 41500 Fahrgäste nutzten im Jahr 2019 den Rufbus. Die S-Bahn von Neumarkt nach Nürnberg, die seit dem Jahr 2010 die beiden Städte eng getaktet verbindet, hat die für das Jahr 2025 prognostizierten Fahrgastzahlen bereits sechs Jahre nach der Inbetriebnahme erreicht, sei also ein voller Erfolg. Angestrebt werde, dass der Regionalexpress (RE) von Nürnberg über Neumarkt, Regensburg nach München und umgekehrt nicht mehr wie bisher zweistündlich, sondern einstündlich verkehrt. Ein zusätzlicher Bahnhalt beim Beruflichen Schulzentrum und der Firma Bionorica ist ein weiteres Ziel.

Durch die flächendeckende Einführung von Anrufsammeltaxis (AST) und mit dem Rufbus soll ein stündliches oder zweistündliches Angebot geschaffen werden. Die Rufbusse sollen von Montag bis Freitag von 6 bis 19 Uhr verkehren, die ASTs von Montag bis Freitag von 19 bis 1 Uhr nachts sowie am Wochenende von 9 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachts. Die hohen Personalkosten für Busfahrer könne man vielleicht in Zukunft mit dem autonomen Fahren senken. Ab August gibt es das 365-Euro-Ticket für Schüler und Auszubildende, mit dem diese ein ganzes Jahr im Bereich der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) unterwegs sein können. "Schön wäre es, wenn alle Einwohner, wie voraussichtlich in Nürnberg, ein solches Ticket bekommen könnten", hoffte Gottschalk. Zwischen dem VGN und dem Regensburger Verkehrsverbund (RVV) gebe es nach wie vor einen großen Unterschied. Beim RVV könne man nur mit Zügen fahren, aber nicht mit Bussen. "Der RVV-Tarif sollte auch im gesamten Bussystem anerkannt werden", sagte Gottschalk dazu.

ÖPNV-Sachgebietsleiter Michael Endres erläuterte, dass die bisherigen Nachtbuslinien - früher Diskobusse genannt -, die für feierwütige Jugendliche gedacht waren, längst nicht mehr so gut wie früher angenommen werden. Die Fahrgäste wurden schon um 19.30 Uhr abgeholt. "Das Ausgehverhalten hat sich einfach verändert und außerdem gibt es einige der früheren Discos nicht mehr", erläuterte Endres den momentanen Sachstand. Deshalb soll der Nachtbus in das Anrufsammeltaxi-System integriert werden. Die Flexibiliät der Fahrgäste sei von Vorteil bei dieser Mobilitätsform. Außerdem wird das 365-Euro-Jugendticket auch beim AST anerkannt. Auch für auf den Rollstuhl angewiesene Menschen ist das AST geeignet, versicherte Endres auf Nachfrage von Roland Schlusche (Grüne). Weiterhin soll es den Nachtbus mit fester Abfahrtszeit beim Frühlings-, Altstadt- und Volksfest zum Preis von fünf Euro für ein Tagesticket geben.

Der Bau eines Geh- und Radweges von der Abzweigung der NM 6 (Postbauer-Heng-Pyrbaum) zur NM 44 nach Dennenlohe hat sich nach den Worten von Tiefbausachgebietsleiter Johann Schmauser verteuert. Von den Mehrkosten infolge der nicht absehbaren, schwierigen Bodenbeschaffenheit wird der Kreis gut 25 500 Euro an den Markt Pyrbaum überweisen, die als Vorausleistung für den künftigen Unterhalt dienen sollen. Sechs Euro werden für den Quadratmeter abgetretenen Grundes erstattet, sagte Schmauser auf eine Frage von CSU-Kreisrat Michael Gruber. Ein Grundstücksbesitzer, der bei der Sitzung anwesend war, monierte, dass die Verkaufsabwicklung mit dem Markt Pyrbaum noch immer nicht abgeschlossen sei. Ein weiteres Problem bleibt noch bestehen, nämlich die Ortsdurchfahrt durch Dennenlohe, die sehr eng ist und keinen Radweg zulässt. Landrat Willibald Gailler (CSU) schlug deshalb eine Verkehrsschau vor Ort vor, um zu Verbesserungen zu gelangen.

Ex-Europaparlamentarier Albert Deß (CSU) appellierte an die Radfahrer, mehr Verständnis für die Landwirte zu zeigen und nicht bei jedem Klumpen Erde auf dem Radlweg nach der Polizei zu rufen. "Manchen Landwirte rate ich deshalb ab, Grund für einen Radweg herzugeben", meinte Deß.

DK